DD377: Bildungsvorbilder für Eltern, Lehrer, Professoren und Kinder

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So, wie Menschen Vorbilder brauchen, so, wie Komponisten sich an schon existierender Musik bilden oder angehende Schachspieler an Meisterturnieren, so könnten sich Verantwortliche und Lehrende, die für die Bildung arbeiten, an bedeutenden Vorbildern und an Anschauungsmaterialien bestmöglich angewandter Methoden bedienen. Derzeit sind Kämpfer für Geschlechtergerechtigkeit dabei, Rollenvorbilder in den Vordergrund zu stellen, denen von Mädchen nachgeeifert werden kann. Das funktioniert! Das wissen wir. Und?

Gibt es so einfach Vorbilder in der Erziehung? Wir sehen nur Frauentausch oder die Super-Nanny. Vorbilder aus der Schule? Angehende Lehrer durchlaufen ein trockenes Studium, das die Professoren oft nur widerwillig nebenbei anbieten, weil sie eigentlich auf Doktoranden-Nachwuchs schielen. Die vernachlässigten Lehramtsstudenten, die „nur“ Lehrer studieren, absolvieren ein Referendariat und passen sich deshalb dem Trott der erstbesten Schule an, an der sie gestrandet sind – und bald sind sie selbst Lehrer Niemand hat darauf geachtet, dass sie Top-Lehrer in Aktion sehen. Da haben es angehende Schauspieler einfacher: Sie können nach Herzenslust ins Theater gehen und Videos der Besten ansehen, so viel sie wollen – um sich selbst zu entwickeln und zu vervollkommnen.

Doktoren werden von den Evaluationsriten der Universitäten gezwungen, sich auch in ihren Überstunden der Forschung und der Drittmittelanwerbung zu widmen. Die Vorlesungen halten sie dann in etwa so, wie sie es von ihren eigenen Studienzeiten zu gewohnt sind. Ihre Vorlesungen waren oft schlecht; sie haben die übliche Zeitverschwendung in den öden Seminaren durchlitten, in denen sich schlecht vorbereitete und deshalb überforderte Studenten traditionell unkritisiert dem Halten lückenhafter und unausgegorener Vorträge hingeben.

In den Unternehmen werden Präsentationen ohne Ende gehalten – die meisten Vortragenden haben es nie wirklich erlernt. Die Brainstorming-Sitzungen sind Kreativ-Katastrophen und die Breakout-Sessions sind eigentlich eine Beschäftigungstherapie für Teams, für die das Management eigentlich nie ein volles Tagesprogramm zusammenzustellen vermag. Meist so: Der Chef überzieht früh seine Redezeit mit Selbstlob und „Motivation“, anschließend schimpft der Finanzchef über die schlechten Zahlen, danach Mittagessen – und am Nachmittag wird nur noch laue Selbstbeschäftigung der Teams in verschiedenen Breakout-Räumen betrieben. Niemand hat da Ahnung von Weiterbildung und Weiterentwicklung. Die Personalentwickler verteilen bunte Zettel und Eddings aus dem Moderatorenkoffer.

Quelle: Adobe Stock Photo

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Es ist, wie es ist. Ich will das nicht anklagen, nur feststellen: Das sogenannte Bilden nimmt wenig Gelegenheit wahr, sich exzellenter Rollenvorbilder zu bedienen. Ohne diese bleibt alles Bilden und Trachten herzlich durchschnittlich. Die meisten Lehrer, Professoren, Personalentwickler und auch zur Innovation bereiten Erfinder „machen vor sich hin“. Es gibt zwar Methoden und Programme für Didaktik, Mathetik und Führung zuhauf, aber diese sind wie Werkzeuge des Handwerkers. Was helfen die besten Werkzeuge einem Lehrling, der noch nie einen wahren Meister sah?

In der Bildung fehlen Rollenvorbilder, solche, wie sie in Vielzahl im Sport oder in der Kunst begeistern. Ohne Rollenvorbilder brät der Schnitzelzuständige am Minigolfplatzkiosk nach alten Erinnerungen an seine Mutter und legt auf jedes Stück Fleisch noch ein kleines Stänglein Petersilie.

Ich komme zum Punkt: Die Digitalisierung kann genutzt werden, uns alle mit Exzellenz bekanntzumachen. Die besten Schulstunden, die besten Uni-Vorlesungen und Management-Ausbildungen können ins Netz. Seit Jahren wiederhole ich meine Forderung, alle Schulstunden aller Fächer bis zum Abi mit einer Stunde der Art „Sendung mit der Maus“ in Bestform im Netz anzubieten, was überschlägig berechnet ein bis zwei Milliarden Euro kosten würde. Wir wissen alle, dass die Sterne-Köche im TV unsere Esskultur befruchten und anheben. Warum geht das in der Bildung und in der Erziehung nicht? Kommen wir über das Gebabbel der Talkshows hinaus, in denen suggeriert wird, dass zufällige persönliche Erfahrung von Prominenten der Maßstab in Erziehung sein könnte?

Warum gibt es keine Sterne-Lehrer und Sterne-Profs im Fernsehen oder im Netz? Warum erlernen wir in Unternehmen das Management und die Führung eigentlich gar nicht? Warum hören wir uns Agile Methoden nicht von den Unterzeichnern des Agilen Manifestes an? Warum gibt es keine Sterne-Pfarrer mit Sterne-Predigten? Wenn alle Bildung im Netz verfügbar wäre, könnten Eltern den Stoff mit ihren Kindern durchgehen und sich selbst noch einmal auffrischen, und als Großeltern nach einmal.

Es könnte so viel einfacher und besser sein. Vielleicht zeigen uns die Medien auch einmal Beispiele richtig guter Politiker, damit sich die derzeit real Existierenden wenigstens grob orientieren können und damit wir als Wähler verstehen, wen oder was wir da wählen.

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26 Antworten

  1. Und wenn es das gäbe, den grundsätzlichen Kanon für reines „Wissen“, wenn wir die Investition getätigt hätten, dann gäbe es vielleicht auch für Lehrer den Spielraum Ihre Rolle überhaupt selbst mal neu zu gestalten. Und vielleicht mehr Austausch zu den Fragen „Was bieten ein Lehrer, einen Lehrerin eigentlich an?“ Und vielleicht mal auf die Suche nach Role Models zu gehen und nicht dem Erhaschen der besten Wissensvermittlung hinterherzurennen. Denn dann könnte der tatsächliche Unterricht sich ja ganz anders gestalten. Dann wäre die Rolle per se schon anders. Mehr im Sinne von Begleiter, Impulsgeberin, Supervision. (Noch) mehr in Richtung Lernen hat unsere Begeisterung verdient. Also ich finde, da stecken Chancen drin.

  2. Stimme so was von zu!
    Und habe einen neuen Begriff gelernt, der sehr bei mir resoniert: https://de.wikipedia.org/wiki/Mathetik
    Weil es auch wichtig ist den Kindern/Leuten dabei zu helfen zu verstehen, was für ein Lerntyp sie sind, und sie damit auch Ihre Effektivität beim Lernen steigern können (und Frust vermeiden!).
    Übrigens hatte ich so um gegen 1990 in der 5. Klasse Gymnasium ein Fach „Lernen lernen“, um das die Schule sehr beneidet wurde, weil definitiv kein Standard.

  3. Das gibt es doch bereits: im Netz oder in iTunesU finden sich brilliante Vorlesungen, auf YouTube viele engagierte Experten, die Französisch, Mathe oder Physik erklären, etc.

    1. Ja, leider gehen die wirklich guten Sachen dort auch schnell im Wust des Materials unter. Oben stehen meistens die Dinge aus unserer „Blase“. Man muss schon gezielt suchen.
      Schön wäre eine Art „Best of Album“ ala Kuschelrock oder Bravo Hits aus den verschiedenen Fachrichtungen.

  4. Ja, das wäre wirklich schön, lauter gute Lehrervideos und tolle Vorlesungen!

    In der Schule hieß es damals: friss oder stirb. Wer gut aus Schulbüchern lernen konnte, war fein raus. Für den Rest war es reine Glückssache. Wer einen engagierten, guten Lehrer hatte, dem wurde die Freude am Lernen des jeweiligen Fachs nicht verdorben. Was übrig blieb, wurde dann oft für die Berufswahl genommen. Oder das, was die beste Freundin oder der Freund machte, weil man weiter zusammenbleiben wollte. Das ist meiner Meinung nach der häufigste Grund, für die Studienwahl. Sagt bloß keiner laut.

    Heute gibt es ja schon online Nachhilfeunterricht von und mit guten Lehrern. Die besten Blogs und Podcasts werden unter den Kids gehandelt. „Frag Lehrer Schmidt“ ist z. B. angesagt, wenn der Mathelehrer nichts taugt. Ich beneide die Kinder um diese Möglichkeiten. Die ganze Schulzeit damals war eine schlimme, öde Zeit für mich. Ich war so froh, da nach 13 Jahren rauszukommen und bloß nicht durchfallen, ja keinen Tag länger als nötig auf diesem Gymnasium verbringen!

    Dann wurde es besser, als ich an die Uni ins Architekturstudium kam. Viel besser!
    Wir mussten bloß rausfinden, welcher Professor oder welche Professorin gute Vorlesungen hielt. Das konnte man per Mundpropaganda und bei studentischen Treffen z. B. in der Mensa oder in Arbeitsgruppen der ersten Semester erfahren. Diese Vorlesungen waren dann knallvoll – auch mit Studenten anderer Fakultäten. Ich habe immer gemerkt, ob jemand für sein Fach brannte, oder ob ein gelangweilter Assistent für die Grundvorlesungen eingesetzt wurde. Diese guten Profs machten den Ruf einer Uni aus.

    Meine Uni TU Braunschweig war recht gut in Sachen Architektur. Man hatte im Grundstudium tatsächlich so etwas wie ein fächerübergreifendes Lernkonzept, das den Studenten eine weitere Spezialisierung nach dem Vordiplom ermöglichte. Das hatte eine Schar Professoren ausgemacht, die alle zusammen nach dem Krieg die Uni wiederbelebt und aufgebaut hatten. Das war noch in den frühen achtziger Jahren dort zu spüren, auch wenn die alte Garte gerade abtrat.
    Das Diplom – Ja ich bin Diplomingenieurin war richtig schwer und es war auch etwas wert. Ich habe an meiner Uni sehr viel gelernt. In Vorlesungen, in Werkstattgesprächen mit anschließenden Diskussionen, in Arbeitsgruppen, auf Exkursionen. Und im Zeichensaal von den anderen Studierenden. Es gab viele knallharte Prüfungen – allein 16 Fächer im Vordiplom mit zwei Prüfungen pro Semester. Danach waren zusätzlich Punkte in Wahlfächern zu sammeln. Diese Nebenfächer wurden auch abgeprüft. Nach dem Vordiplom war je weiteres Semester eine Stegreif-Klausur zu schreiben und mehrere Entwurfsaufgaben zu lösen. Die Diplomarbeit dauerte dann noch drei Monate und musste vor dem Professorengremium verteidigt werden. Es war die beste Zeit meines Lebens. Und es war alles offline und analog. Bis heute mache ich jedes Jahr eine Bildungsexkursion, weil ich das immer noch so liebe.

    Heute schaue ich abends Dokumentationen an, die fachlich breiter aufgebaut sind, aber auch Spezialsendungen über Architektur. Ja, da ist noch vieles zusätzlich möglich. Aber das direkte Gespräch, die Interaktion, das Modellbauen mit haptisch erlebbarem Material, die Exkursion hinein in die Gebäude, die Vorträge wichtiger Architekten, das lässt sich nicht ersetzen. Schon das digitale Zeichnen ändert die Qualität der Architektur. Es muss unbedingt durch die Realität ergänzt werden. Deshalb tun mir die Studienanfänger heute echt leid.

  5. Ist die Rolle der Schule zu motivieren und Bildung zu vermitteln? Oder dafür zu sorgen, dass ein Schüler später funktioniert?
    Interlektuelle glauben das erstere während das „System‘ das zweite anstrebt.

    Vor der Schule saugen Kinder wissen auf. In der Schule wird diese Fähigkeit systematisch zerstört.
    Wie müsste eine Schule aussehen, indem man diese Eigenschaft fördert?

    1. Ein guter Schüler kommt mit jedem Bildungssystem zurecht…
      Die spannende Frage liegt also „woanders“, nämlich bei der Motivation, sich überhaupt Wissen anzueignen. Wenn ich Interesse an einer Sache habe, dann mache ich mich schlau, diese Sache besser zu verstehen – da ist es egal, ob das Mathematik oder Sprache oder Literatur oder irgendetwas anderes ist, denn auch der Analphabet daddelt am Händi. Man wird immer viele Lehrer haben oder Wissensvermittler oder wie man solche Personen oder Quellen auch nennen mag. Der Kern dahin liegt also nicht bei der Wissensquelle, sondern eben genau der Eigenmotivation diese Quelle anzunehmen. Oben wurde geschrieben „Lernen lernen“ – und genau darum geht es, in der Schule, wie im Studium, wie im ganzen Leben… Dahin hilft ein „Sterne-Lehrer“ nix, weil, wie beim Sterne-Koch, es wird immer eine Zielgruppe geben, die das gut „verdaut“ und eine, die eben nicht.

      1. „Die spannende Frage liegt also “woanders”, nämlich bei der Motivation, sich überhaupt Wissen anzueignen. “

        Das gilt nicht für Schüler. Der Schüler weiß noch gar nicht was er alles in ein paar Jahren wissen muss um auf dem Arbeitsmarkt zu überleben. Die intrinsische Motivation bei Themen wie Mathematik oder Wirtschaft liegen bei einem 9-jährigen deutlich unter Null. Binomische Formeln sind nicht Teil seiner Alltagswelt. Und er kann sie sich auch überhaupt nicht als Teil seiner Zukunft vorstellen. Er muss also erst motiviert, dann an die Themen herangeführt und schließlich neugierig gemacht werden. Soweit es seine Anlagen hergeben.

        Lehrer aber haben sich für ihre Berufung entschieden. Sie wissen was sie tun wollen, und müssen lernen was dazu nötig ist. Ich muss Lehrer nicht zur Pädagogik motivieren, sie haben es sich so ausgesucht.

        Die Motivation sich Wissen anzueignen blüht nur dann auf, wenn sich jemand „interessiert“. Der daraus folgende Umkehrschluss ist vernichtend für die Lehrer. Dienst nach Vorschrift.

        Der Schüler weiß noch gar nicht was ihn ein mal interessieren könnte, und ihm gleichzeitig ein Einkommen beschert. Die Aufgabe des Lehrers ist IMHO das aus dem Schüler heraus zu holen und dann zu fördern.

        Wenn ich mit diesen Gedanken im Hinterkopf in die Schulen gucke wird mir ganz schön blümerant …

        1. Dem würde ich klar widersprechen. Wieviele Lehrer gibt es, die ihrer Berufung gefolgt sind? Ausnahmen bestätigen die Regel. Und außerdem soll es ja so sein, dass Kinder/Schüler ihren EXISTIERENDEN Begabungen und Interessen folgen und nicht einem potenziellen Arbeitsmarkt – damit ist dann auch dieses „in Mathe war ich immer schlecht“ keine Ausrede mehr, denn MamaSpa, auch Mathe macht Spass, wenn man eben nicht demotiviert. Zudem würden weniger brotlos BWL oder Germanistik studieren…
          Und dahin sehe ich, wenn ich auf den Spielplatz vor meiner Küche schaue, ganz viele Kinder mit ganz vielen Begabungen und Interessen – diese sollten durch die Schule UND die Gesellschaft gefördert werden, sicher, aber vor allem nicht demotiviert. Hier gilt es anzusetzen – denn niemand wird gezwungen Lehrer zu sein.

  6. Sind das nicht die TED Talks? Und Khan Academy? Mein Sohn guckt die exzessiv und mittlerweile geben die Lehrer, naja manche, auch selbst Youtube Links raus, was sie für gut halten. Also gibt es das auch auf Deutsch.
    Fernsehen würde dagegen nicht helfen. Das gucken die doch gar nicht mehr. Mein Sohn kennt nicht mal die ganzen Kanäle. Er hat mich neulich gefragt was ProSieben ist. Er ist 11.
    In der Lehrerausbildung gibt es auch immer mehr, die als Vorbild irgendeinen YouTuber haben und als ihr Studienprojekt gerne dessen Videos nachbauen wollen.
    Will sagen, die Welt bewegt sich schon in diese Richtung. Es haben nur noch nicht alle gemerkt.

  7. Ah, und zu den Professoren. Ich schaue so gefühlt 200 Vorträge im Jahr von exzellent bis grottig. Ich kann mich also nicht beschweren, dass ich da nicht die richtigen Vorbilder hätte.
    Wer im Moment noch schlechte Lehre macht, macht das mit voller Absicht, oder weil sie eben selbst nicht das Talent haben. Wie es geht weiß jeder, der sich dafür auch nur ein Fizzelchen interessiert. Und ja, auch dieses Semester hatte die Didaktik mal wieder die schlechtesten Lehrevaluationsergebnisse. Ein Kollege hat das mal so kommentiert: „Wenn ich Interesse daran hätte anderen was beizubringen, dann wäre ich noch an der Schule…“

  8. Hmm, obwohl ich Ihnen größtenteils Recht gebe, sehe ich auch einen aus meiner Sicht kritischen Punkt, der hier bislang noch außer Acht gelassen wurde:

    Durch die hohe Anzahl und unterschiedliche Qualität der Lehrenden herrscht auch bei den angebotenen Lerninhalten eine gewisse „Meinungsfreiheit“, die auf Seiten der Lernenden die Fähigkeit erfordert und ausbildet, „gute“ und „schlechte“ Beiträge zu unterscheiden. Diese Fähigkeit ist bei der heute auf uns eintreffenden Menge an Informationen wichtiger denn je…

    Und: Selbst bei so trivial erscheinenden Themen wie der Multiplikation gibt es nicht „den einen Weg“ zum Ziel. Manch eine/r ist mit der russischen Bauernmultiplikation schneller als mit dem bei uns traditionell gelehrten Weg. Die Wahl zwischen unterschiedlichen Ansätzen möchte ich durch eine „Zentralisierung der Lerninhalte“ nicht verlieren.

  9. 100 % Zustimmung von mir.
    Auch hier gilt „Die Zukunft ist schon da, sie ist nur ungleich verteilt.“:
    Als ich 2014 iOS-Programmierung gelernt habe gab es glücklicherweise schon die hervorragenden Stanford-Vorlesungen online. Kostenlos für den Nutzer, vermutlich bezahlt von Apple.
    Ich finde, jeder sollte in seinem Umfeld solche Beispiele von Exzellenz weiter empfehlen und in allen Bereichen einfordern.

  10. Habe ich etwas falschverstanden?
    Ich denke, es ging nicht um gute Unterrichtsstunden für Schüler oder gute Vorlesungen für Studenten, sondern um „gute“ Vorlesungsvorbilder für Professoren, „gute“ Schulstundenbeispiele für Lehrer und Beispiele für „gutes“ Lernverhalten für Schüler.
    Das Schwierige dabei ist, dass dabei die „Relativitätstheorie“ voll zuschlägt. Es gibt nun mal sehr verschiedene Motivationsprofile, so dass „gut“ immer nur eine relative Bedeutung haben kann. Und dann wird es schwierig mit den Vorbildern ……. .
    (Ich war immer da gut, wo fast alle anderen schlecht waren. Und fleißig war ich immer dann, wenn ich hoffte, so meine bodenlose Faulheit befördern zu können. Ordnung halten, nicht der Ordnung wegen, sondern zu faul zum Suchen. Aber 90% meiner Mitschüler oder Kommolitonen wären an den Bedingungen gescheitert, die für mich optimal waren.)

  11. Mr. Keating war einer der mir gezeigt hat wie man mit und durch Begeisterung Menschen lehren kann. Ich habe zwar nie ein „Oh Captain, mein Captain!“ gehört, aber stillen Dank von Eltern und Schülern erlebt.
    Guy Kawasaki hat mich in das Zen der Präsentation eingeführt. Steve Jobs hat es mir immer wieder gezeigt. Ich habe nie ein „one more thing“ auf der Bühne gesagt, aber ich hatte immer so wenige Slides wie möglich in meinen Präsentationen. Fast alle davon zeigten nur ein Wort und ein Bild. Manchmal auch ohne Bild. Die meiste Zeit während der Präsentation war das Display dunkel, es gab nichts zu sehen. Meine letzte Präsentation war in Berlin vor einem Verband. Ich hatte 5 Slides um sie von einer großen Sache zu überzeugen.

    Es gibt sie, die großen Vorbilder. Sie begegnen uns überall. Auf Youtube lehren Menschen wie Scobel und Rieck Philosophie und Spieltheorie, SRF-Kultur bringt uns mit großartigen Denkern in Verbindung. Und wer die Kommentare unter Daniel Jungs Mathe-Erklärvideos liest trifft sehr oft auf Sätze wie „Was Du mir in drei Minuten klar gemacht hast, das hat mein Lehrer in 6 Stunden Unterricht nicht geschafft.“

    Es gibt sie, die Vorbilder. Sie sind um uns herum. Das der überwiegende Teil der Lehrer oder Präsentatoren sie nicht kennen und deren Hilfe nicht nutzen sagt mir etwas über die Menschen, nicht unbedingt etwas zum Bildungssystem. Klar wäre das schön wenn Mr. Keating Vorlesungen für Lehrer, und das Meeting-Volk sich mal Gedanken zu ihren PowerPoint-Slides machen würden. Das sie es nicht tun zeigt aber, das sie damit durchkommen. „Good Enough Quality“ reicht aus. Warum sich anstrengen?

    Weil es die Begeisterung verlangt. Weil es den Wunsch gibt etwas vom eigenen Feuer weiter zu geben. So wie bei Guy Kawasaki, Robin Williams und Daniel Jung.

    In diesem Sinne haben wir im Management und in den Lehrerzimmern mit ganz wenigen Ausnahmen nur „ausreichend“ und „mangelhaft“ zur Verfügung.

    Wenn das für die Versetzung reicht … ¯\_(ツ)_/¯

  12. Ich gehe hier mit Herrn Quetting, den Beitrag um 11.02.
    Und besonders beachtenswert, das Hauptproblem wie man es hier in den Post´s auch erkennen kann.
    Viele haben was zu sagen.

    Aber geht man auch konstruktiv auf das Thema ein, oder will man halt was sagen…..
    Grundsätzlich stammt der aktuelle Frontalunterricht und die meisten Lehrmethoden aus dem Mittelalter.

    Davon besonders begünstigt seien, so sagen mache Fachleute, die eigentlich „Lernbehinderten“.
    ( oder neudeutsch „Lernbesonderen“)

    Nämlich jene die denen es reicht mit den „Gegebenen Kanälen“ zu arbeiten.
    ( sehen/ zuhören )

    Dies ist sicherlich für den Fall derer, welche mit diesem Unterricht zurechtkommen schön.

    Aber nicht in jedem Fall eine Garantie der Geistesleistung, sondern ggf. Zeichen für deren Einschränkung.

    Ob sich hieraus ein Desinteresse am Lernen ableiten lässt oder nur ein Lernfrust, ähnlich manche hochbegabten, die eine besondere Förderung brauchen, kann ich nicht sagen.

    In jedem Fall möchte ich an die Beiträge von Frau Vera Birkenbihl
    in Youtube verweisen, oder deren Sprachmethode.

    Ein Meilenstein in diesem Thema.
    Hier ist diese „Grand Dame des Lehrens“ ihrer Zeit weit voraus gewesen.

    PS. das mit den Vorbildern ist so eine Sache, was heute noch hipp ist morgen schon out.
    Aber manches ist einfach nur Gut und hat einen inneren beständigen Wert.
    z.B. Vera Birkenbihl

  13. Warum man die besten Unterrichtsstunden nicht im Internet sieht? Was für eine Frage, das geht doch gar nicht – wegen Datenschutz! Das ist doch viel wichtiger als z. B. ein funktionierendes Konzept für Digital-Unterricht.

    Und warum es keine ausgebildeten Manager gibt? Auch einfach: Weil entweder der Buddy vom Chef befördert wird oder derjenige, der am längsten da ist.

    P.S. ich mag Ihr neues Design, nur das Font und Color Scheme tut ein bisschen in den Augen weh und ist auch nicht ganz barrierefrei.

  14. Es mag stimmen, dass Vorbilder in der staatlich organsisierten Bildung fehlen. Es gibt sie jedoch schon zuhauf in TV und Netz. Trotz 30% Abiturienten scheint es mit dem intellektuellen Niveau und dem Vertrauen in Wissen(schaft) in unserer Bevölkerung nicht weit her zu sein. Solange unser Bildungssystem auf zweckorientierte Massenproduktion setzt, wird sich nichts verbessern, egal wie gut der Stoff aufbereitet wird. Und wie man an dem Vergleich mit den Kochsendungen sieht: Das Problem liegt nicht nur bei den Bildenden, sondern auch in der Bequemlichkeit der Auszubildenden. Warum sonst sind convenient und fast food so beliebt, trotz der Flut von Sternekochsendungen?

  15. Vorbilder bilden. Egal, wer es ist. DAS sollten sich viele Erwachsene bewusst machen. Vorbilder werden nicht gewählt. Sie SIND es einfach. Ob sie es wollen oder nicht.

  16. Lieber Herr Dueck, Sie äußern die These: „Wir wissen alle, dass die Sterne-Köche im TV unsere Esskultur befruchten und anheben.“ Gibt es dafür Anhaltspunkte? Das würde mich wirklich sehr interessieren. Wir machen einen Kurs zu diesem Thema, im nächsten Semester. Und bisher haben wir immer nur das Gegenteil gehört, dass fast alle Deutschen immer schlechter essen, ca. 100 TK Pizzen pro Person (Dennis Scheck). Sie säßen vor der Glotze, schauen Sternekoch und essen Fertigessen …

    Zur Erfahrung: Wir waren bei der Verleihung zum Lehrepreis. Doch niemand(!) hat sich dafür interessiert was daran entscheidend ist, wie das geht. Stattdessen haben der Vizepräsident für Lehre und ein extra eingeladender Externer(!) unfassbar schlechte Vorträge darüber gehalten wie man es machen sollte – in jedem Punkt daneben. Da sitzen also echte Experten, „ausgezeichnete“, die das richtig drauf haben, aber niemand interessiert sich dafür.
    Der Gipfel der Groteske bestand darin, dass Bürokraten einen Lehrkonzeption geschrieben hatten, um Gelder einzuwerben, die dann von den Ausgezeichneten so angepasst werden sollte, dass sie didaktisch gut sind. Wenn ich in Ihre ganzen Bücher schaue, dann ist dort doch sehr gut beschrieben wo das Problem liegt. Vielleicht können Analytiker (SJ) einfach nicht „verstehen“?
    Und da ist wohl eine Lücke, die wir auch zwischen Erkenntnis und Handeln sehen (Harald Welzer). Ich befürchte da ist nicht bloß eine Hürde. Eher ein Abgrund. Die Vorbilder nützen vielleicht nur denen, die das ohnehin schon können, kochen und lehren.

    1. Ich kenne aber doch etliche, die sich jetzt Hello Fresh nach Hause bringen lassen und das Vorgeschlagene kochen. Ich komme auf vielleicht 5 Pizzen im Jahr, da müssen andere viel für mich tun, egal. Preisverleihungen sind Cargo-Kulte im Sinne meiner re:publica Rede 2019. Die Jury und die Stifter des Preises sonnen sich für einen Tag. Dazu bekommen solche einen Preis, die im Publikum strahlende Wärme abgeben. Vorbilder: Ich meine „leuchtende“ Vorbilder, die fehlen besonders, die im Stillen gibt es ja. Leuchtende Beispiele müssen dann in Standards für die normalen Lehrer münden (SJ). Dies müssen die Lehrer leisten, die sich nach den Vorbildern richten wollen oder solche sind. Meist sind die Besten nur die Besten („ich kann das, wo ist das Problem“), aber sie wirken nicht, um diese Standardisierung einzuleiten. Dann aber überlegt sich der Amtsschimmel Standards – oh je!!

  17. Hallo Herr Dueck,
    sehr gut wieder nachgedacht und uns den Spiegel des Lernenden vor Augen gehalten.
    Ich habe mal gelesen :
    Hat ein Schüler nichts gelernt , hat der Lehrer nichts vermittelt.
    Die erste Prämisse muss hier also immer vom Lehrer ausgehen.
    Das heißt das der Lehrer alles in seiner Macht stehende zu unternehmenmuss um den Schülern wirklich zu helfen.
    Die zweite Prämisse fällt dann auf den Schüler. Der Schüler muss den Wunsch haben zu lernen. Aber das ist erst die zweite Prämisse. Die erste muss als erstes da sein.
    Das habe ich mal einem Berufsschullehrer versucht zu erklären. Seine Antwort : immer sind die Leherer schuld…….uieh…uieh…uieh……

    lg
    mario

  18. Sehr interessant. Ich hatte mich vor wenigen Tagen gerade mit meiner Frau über die katastrophalen Zustände beim Homeschooling unterhalten und hatte spontan die Idee, warum denn nicht längst alle Schulstunden bei Youtube hochgeladen wurden.
    In den sogenannten Tutorials kann ich mir auf Youtube seit Jahren Fertigkeiten aus allen Fachrichtungen von Profis ansehen und von ihnen lernen. Gut, das sind jetzt nicht alles wirklich Profis, da wird auch viel Pfusch gezeigt. Aber man bekommt schnell ein gutes Gefühl dafür, wer gut ist und von wem man etwas lernen kann.

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