Omnisophie

Omnisophie – Über richtige, wahre und natürliche Menschen – Teil 1 der Trilogie

Über richtige, wahre und natürliche Menschen; Die richtigen Menschen sind die Braven, Normalen. Die Wahren sind die Intuitiven, die Natürlichen diejenigen, die mehr im Körper leben. Ich selbst hatte den entscheidenden „Erkenntnisdurchbruch“, als ich für mich selbst verstand, dass diesen drei verschiedenen Seinsweisen auf verblüffende Art drei verschiedene mathematische Konzeptionen entsprechen, wie „Computer denken“.

Omnisophie – Über richtige, wahre und natürliche Menschen – Teil 1 der Trilogie

In den Jahren 2000 und 2001 hielt ich sehr viele Vorträge über die Verschiedenartigkeit des Denkens. Die praktischen, braven Menschen denken anders als die mehr „intuitiven“ Akademiker. Die einen denken in Listen und Terminen, die anderen haben Ideen, Visionen und auch Träume. Viele hundert Menschen testeten sich mit dem deutschen Keirsey- oder MBTI-Test und mailten mir das Ergebnis. Die Ergebnisse haben mich damals sehr bestärkt. Aber: Immer wieder schrieben mir Menschen, sie wären durch und durch überzeugt, dass sie weder so noch so dächten, sondern situativ jeweils angemessen. Wie denn sonst?

Sind das besonders gute Menschen, die das schreiben? Ich dachte lange und jedes Mal etwas betr übt nach, wenn ich solch einen Kommentar erhielt. Stimmt etwas nicht? Irgendwann fiel mir auf, dass die, die protestierten, meist gut in Sport waren. Bedeutete das etwas?

Ich begann, an der Persönlichkeitstheorie von C.G. Jung zu zweifeln. Es stimmt etwas nicht. Warum fühlen sich Sportler nicht richtig eingeordnet? Sportler agieren mit dem Körper und sollten adaptiv sein – sie müssen also nicht brav oder visionär sein. Sollte es neben dem „Normalen“ und dem „Intuitiven“ etwas Drittes geben? Den Körper? Sollte ich eine neue Theorie aufstellen? Ich versuchte mir „Körpermenschen“ vorzustellen und für diese fiktiven Menschen die Antworten im Test von Keirsey. Da sah ich es: Es sind gar keine Fragen zum Körper drin! Keine zur Gesundheit, zum Gespür im Körper. Es könnte sein, durchzuckte es mich nach etlichen Monaten Nachdenkens, dass die Fragen für manche Menschen gar nicht „zutreffen“.

Wenn nun „Körpermenschen“ den Test machen, werden sie wahrscheinlich vom Test her ziemlich willkürlich auf „normal“ und „intuitiv“ verteilt und fühlen sich mit dem Testergebnis unzutreffend gekennzeichnet.

Ich fühlte mich für mehrere Monate ziemlich verwirrt und zeichnete immer neue Diagramme über verschiedene Menschen. Ich kann den ganzen Klärungsprozess hier gar nicht kurz beschreiben. Ich diskutierte ja mit vielen Lesern darüber, bekam hier einen Hinweis, dort einen. Ich habe hier eigentlich nur Platz für das Endergebnis:

Omnisophie: Über richtige, wahre und natürliche Menschen

Die richtigen Menschen sind die Braven, Normalen. Die Wahren sind die Intuitiven, die Natürlichen diejenigen, die mehr im Körper leben. Ich selbst hatte den entscheidenden „Erkenntnisdurchbruch“, als ich für mich selbst verstand, dass diesen drei verschiedenen Seinsweisen auf verblüffende Art drei verschiedene mathematische Konzeptionen entsprechen, wie „Computer denken“. Ganz kurz (und hier so kurz vielleicht unglaublich – aber im Detail unglaublich einleuchtend): Das Ordentliche, Normale gleicht erstaunlich einem so genannten Expertensystem, dass aus Grundannahmen, Regeln und Vorschriften zur Lösung gelangt. Das Intuitive oder Wahre dagegen bildet lebenslang eine Intuition aus, die ganzheitlich entscheidet, an einem Stück, nicht analytisch! Das mathematische Modell für Intuition ist das Schulen neuronaler Netze! Und dann, als Drittes, gibt es Seismographen- oder Sensorsysteme, die im Körper die Aufmerksamkeit je nach Außenreizen hin- und hersteuern oder auf etwas konzentrieren oder fixieren. Auch dafür gibt es eine mathematische Analogie, die „Identifikation“ von Nachrichten (Gefahr? Ja? Nein? Chef kommt? Ja? Nein? – Steuerung über „Zucken“ im Körper).

Damit kann ich drei grundverschiedene Denkungsarten des Menschen nicht nur anekdotisch beschreiben, sondern sogar entlang der mathematischen Analogien ganz gut systematisieren. Das klingt ziemlich abenteuerlich, ich weiß. Ein Leser: „Es sieht blöd aus, aber ich las weiter und wundere mich die ganze Zeit, wie weit Sie mit dem Modell kommen. Erstaunlich. Aber ich glaube es nicht.“

Aber ich kann noch viel weiter gehen! Sehen Sie, man kann ja nun auch Religionen oder Wissenschaften als richtige, wahre und natürliche Systeme erkennen! Psychologie kennt den Behaviorismus (Expertensystem, Regeln, Verhaltensmuster), das intuitive Denken nach Jung, die Sensortriebe nach Freud. Katholiken oder Konfuzianer halten sich an Regeln und predigen sie, während Taoisten und Buddhisten die Einheit der Welt beschwören und mit ihrem Denken so sehr intuitive Höhen erreichen, dass sie kaum mehr verständlich darüber reden können. Das indische Tantra entwickelt gute Körpersensoren. Schopenhauer erklärt den Primat des Willens (der im Körper sitzt und unmittelbar gespürt wird). Platons Ideenlehre kann direkt neben ein Lehrbuch zum Training neuronaler Netzte gelegt werden, während Aristoteles die Welt klassifiziert und ordnet. Dann wäre Platon der Prototyp des Wahren, Aristoteles der Prototyp des Richtigen und Epikur/Schopenhauer Prototypen des Natürlichen? Dann wären alle Auseinandersetzungen des Denkens nur diese Streitereien zwischen verschiedenen mathematischen Prinzipien in uns, die auf jede Frage eben drei verschiedene Antworten geben?

Sehen Sie: Jetzt nimmt das Ganze eine fast universale Dimension an. Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen und sie irgendwie zu Papier zu bringen. Es war irrsinnig schwer. Der erste Band hieß meinem Anspruch an mich selbst entsprechend Omnisophie. Ich gebe dort also eine Erklärung der verschiedenen Denkungsarten und auch ihrer Mischformen.

Wenn ich aber das Denken erkläre, ist damit nicht das Leben erklärt. Denn das Leben besteht mehr aus Irrtum als aus Ergebnis. Das schreibt jeder Philosoph, das predigt jeder Prophet. Ich muss also neben dem Denken noch den Irrtum erklären, also die Triebe, unsere Verrücktheiten, Neurosen – unsere scheinbare Unfähigkeit, ein glückliches Leben zu führen.

Eine Erklärung gebe ich im zweiten Band Supramanie.
Eine Art Synthese und eine Art Ratschlag zum Leben gebe ich im dritten Band Topothesie.