DD225: War Sharing (Oktober 2014)

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DD225: War Sharing (Oktober 2014)

Was ist eigentlich der Zweck einer Armee? Na, das Angreifen und Verteidigen, in Deutschland nur das Verteidigen. Es stellte sich in der letzten Zeit die Frage, ob uns die Bundeswehr überhaupt verteidigen kann. Die Antwort ist wohl: „Nein.“

Es ist herausgekommen: Die Waffen sind nicht einsatzbereit. Wahrscheinlich hat man aus Geldmangel keine Ersatzteile mehr kaufen können und bei jedem Defekt eben die Teile aus anderen Flugzeugen oder Hubschaubern entnommen. Dann sind manche der Waffen noch gebrauchsfertig, andere sind schon ganz ausgeweidet. Bestimmt aber stehen sie als vollwertige Waffen in der Bilanz, was bei einem Unternehmen Bilanzbetrug wäre (hier muss das bestimmt zur Abschreckung von äh, weiß nicht, erlaubt sein – man zeigt den fremden Geheimdiensten die blank geputzten Waffen, als wären sie in Ordnung, das glauben die dann schon). Wie viele Waffen müssen denn eigentlich unbedingt gebrauchsfertig sein? Na, man braucht mindestens ein paar Systeme zur Ausbildung – auch nicht so ganz. Die Panzer müssen zur Ausbildung ja nur im Dreck fahren und getarnt werden – sie müssen nicht schießen. Getarnt werden dürfen sie auch nicht wirklich, weil dann der Übungsplatz in kurzer Zeit entlaubt wäre. Die Großwaffensysteme müssen also im Frieden nur zum Teil für ein bisschen Krieg spielen oder zum Paradieren für Fotos mit der Verteidigungsministerin herhalten können.

Man könnte im Frieden im Prinzip mit Holzgewehren üben…

Was machen wir eigentlich, wenn es nicht nur in der Ukraine Unruhen gibt, sondern näher dran? Dann müssen wir wieder einmal die US-Streitkräfte bitten. Die helfen, wenn sie gut bezahlt werden…

Und wir können uns fragen: Muss den überhaupt jedes Land eine Armee haben? Dieselbe Frage verneinen die jungen Leute heute schon bei Autos. Man nutzt die Autos gemeinsam, weil die Einzelnen ihre Autos nur wenig brauchen – weniger als zehn Prozent der Tageszeit. Wenn wir die Autos gemeinsam nutzen, sparen wir sehr viel Geld! Die neue Bewegung heißt Car Sharing. Warum denken wir diese Idee nicht zu Ende? Muss den jedes Land eine Armee haben? Die meisten Armeen haben nichts zu tun. Ihr Nutzungsgrad ist erbärmlich gering. Die deutsche Armee führt keine Kriege, kostet aber jedes Jahr gut 30 Milliarden Euro. Kann man nicht War Sharing einführen? Die Länder zahlen Geld ein und lassen dann bei Bedarf die gesharte Armee kämpfen. Diese gesharte Armee ist gerade so groß/klein, dass sie immer genug zu tun hat, also ganz genau ausgelastet ist, so wie die eingesetzten Lokomotiven der Bahn.

Bei War Sharing muss man den Krieg nicht selbst führen! Das hat große Vorteile. Wenn Sie nämlich selbst in den Krieg ziehen, kommen Sie vielleicht so angesengt wie damals mein Vater zurück, dem man einen Flammenwerfer vor das Gesicht gehalten hatte. Krieg ist kein Spaß, wir trauen uns ja nicht einmal die Schlachthöfe von Tieren zu besuchen, aus Furcht, dann keine mehr essen zu können. Wir trauen uns kaum einen Blick in bestimmte Fabriken in Asien zu werfen, die für uns sehr billige Produkte herstellen. Und dann sollten wir höchstpersönlich selbst unter ernster Körpergefahr kämpfen wollen? Wofür denn? Diese Frage stellt man sich, wenn man zum Loskämpfen weggebracht wird. Wenn etwas Sinnloses weit weg ist, kann man es ertragen. Wenn es uns aber selbst trifft, stellen wir die Sinnfrage sofort.

War Sharing ist die Lösung! Die Idee gab es früher schon, aber man verwarf sie, weil Söldner und gemietete Waffen im scharfen Gegensatz zu einer eigenen Armee als unzuverlässig erschienen. Es gab Bedenken, dass ein Staat beim War Sharing eine gemietete Armee zwar teuer bezahlt, die dann aber mit schlechten oder alten Waffen kämpft. Diese Zweifel sind nun vom Tisch, weil ja unsere eigenen Waffen so schlecht und alt sind wie Autobahnbrücken. Wir könnten sie also der Europäischen Zentralbank als Sicherheit für Kredite stellen, wo doch ohnehin gerade jeder Ramsch beliehen oder aufgekauft wird.

Hmmh. Ich verliere gerade den Faden im Gewühl der Sinnlosigkeit. Hilfe, was geschieht mit den 30 Milliarden im Jahr?

Im Grunde ist es eine teure Form von Pazifismus – einen Haufen nicht einsetzbarer Waffen von vielen Soldaten treu putzen zu lassen, als wären sie heil. Es ist wohl auch Pazifismus, die Autobahnbrücken so marode zu halten, dass Deutschland nicht effektiv mit schweren Panzern angegriffen werden kann…

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20 Antworten

  1. Ja, Sinnlosigkeit ist wohl sehr treffend bemerkt.
    Noch nicht einmal auf europäischer Ebene hat einer der politisch Verantwortlichen den Mut über „War Sharing“ zu denken, geschweige denn zu sprechen.
    Wo wären denn die Amerikaner heute, wenn jeder Bundesstaat eine eigene, dezentrale militärische Präsenz unterhalten würde?
    Ganz abgesehen davon werden die nächsten Kriege mit ganz anderen „Waffen“ geführt. Da könnte es dann passieren, dass „der Feind“ z.B. die Software unserer Kriegsgeräte hackt und gegen uns benutzt.
    Schöne Aussichten!

    1. Das mit den Ampeln würde sicherlich nur bei den Deutschen funktionieren, der Rest der Welt würde sie maximal zur Kenntnis, sicherlich aber nicht ernst nehmen 😉

  2. Richtig sinnvoll wäre es m.E. wir würden an den Grenten Ampeln aufstellen, die im Kriegsfall auf Dauerrot gestellt werden können. Dann würden eventuelle feindliche Armeen vergeblich auf Grün warten und der Krieg wäre schnell vorbei. Das dürfte nicht mehr als 1 Milliarde im Jahr kosten. Mit dem eingesparten Geld könnte man dann die Brücken sanieren aber wofür….

  3. Ach, ich fürchte das Abschlachten der nach der jeweiligen monetären Begierigkeit zu Terroristen Erklärten wird vom Schreibtisch aus erfolgen, dank 3. Industrieller Revolution. Ich bin sicher, dass auch hier die Robotik fortgeschritten ist. Nicht in D, aber es reicht ja, wenn die Großen die Mittel haben, unartiges Volk zu „entfernen“, egal wo … es gibt keine Kriege in der Wahrnehmung, nur Terroristen.

  4. Krieg ist die dümmste Form der Auseinandersetzung über Meinungsverschiedenheiten.
    Das Individuum und Mütter sind gegen den Krieg. Die Massen in ihrem politischem oder religiösen Wahn lassen sich allerdings für diese Dummheit gewinnen. Lernen aus verlorenen oder gewonnenen Kriegen können wir leider nicht.
    Das ist so und bleibt so! Trotz Aufklärung und an sich friedlicher Religionen.
    Letztlich kann nur eine gute Erziehung eine Änderung über Generationen bewirken.
    Lernen wir also uns selbst zu lieben und dann unseren Nachbarn und Nächsten.

  5. Warum lassen wir Krieg nicht virtuell in Egoshootern stattfinden? Die Verlierer koennten human per Giftspritze umgebracht werden. Wir würden der Bevölkerung die Kollateralschaeden ersparen und die teuren Waffen bräuchte man auch nicht.

  6. Gute Idee! Solange wir es aber nicht gelernt haben, Machtansprüche mit Worten sonderen nur mit Waffen durchzusetzen, wird wohl nichts aus diesem Vorschlag. Reden wir mal in 50.000 Jahren weiter.

  7. Ist das war sharing nicht schon da? Es gibt weltweit mehrere größere Wirtschaftsunternehmen, die den Staaten (zumeist USA) ausgebildete Söldner zur Verfügung stellen und meistens dort eingesetzt werden, wo die Gefahr besteht, daß es Tote gibt.

    Irone an: Privatarmeen hätten bei der hohen Jugendarbeitslosigkeit die Möglichkeit hochbezahlte jobs anzubieten – inclusive viel Adrenalin. Wahrscheinlich gäbe es dann auch Umsatzvorgaben und Auslastungsquoten.

  8. vielleicht suchen wir uns auch einfach ein Gebiet aus (westlich von Hollywood ist Wüste) wo so um die 2000 – 3000 Menschen (wegen der Massenszenen) ständig Krieg spielen. Rund herum gäbe es eine Industrie die die Schauplätze des Krieges umbauen müssen. Mal eine Seeschlacht, mal eine auf offenem Feld, dann mal wieder Häuserkämpf gegen Partisanen. Zwischendurch irgendwas mit Religion, wer gegen wenn, können dann zwei verfeindliche Lager ausmachen und müssen dafür nicht selber ran. Die Waffensysteme würden auch alle funktionieren, wären ja eh Attrappen. Aber digital aufbereitet geht da einiges. Man könnte auch gefahrlos als Kriegsbeobachter hinreisen und sich das anschauen, weil ändern, bzw. passieren würde ja nicht wirklich was.
    Einfach mal bei der nächsten UN-Vollversammlung vorschlagen, dürfte eine Menge Probleme lösen – bin was den Platz an geht wo die Kämpfe stattfinden sollen aber vollkommen offen.

  9. Sehr günstig ist bei euch Militär nicht. Auf der Gefechtsfeldebene ist der Vorteil der Verteidiger 1:5. Deswegen überleben Vorgesetzte in der Defensive solange bis mehr als die Hälfte des Teams sich gegen sie stellt. Teamgröße 8. Klassischer Von Clausewitz.

    Könnte man auch auf der Strategischen Ebene der Landesverteidigung in Deutschland einiges einsparen. Strategische Ebene sind die Kosten pro Einheit gemessen an der zu erzielenden Wirkung.

    Die Offensive ist selbst bei einem geordneten Gefecht teuer und hat der Verteidiger bessere Ortskenntnis steigt des Risiko des erhöhten Ressourcenaufwands resp. einem Ausfall der Mittel im Falle des Scheiterns. Guerialla zu bekämpfen ist schweineteuer. Man kann sie allein mittels Menschenrechtsverletzung besiegen. Guerialla kann jeder machen. Ghandi – kann sogar friedlich sein.

    http://wien.orf.at/news/stories/2671774/
    In Österreich wird eine Kaserne mal nützlich verwendet, eine Giraffenfamilie zieht ein.

  10. Das hat ja mal wieder echten Unterhaltungswert. Erst fährt man die Haushaltsmittel für die Verteidigung auf ein lächerlich niedriges Niveau herunter. Sie haben sich seit 20 Jahren nicht erhöht, die Inflation hat aber weit mehr als die Hälfte aufgefressen. Dann macht man sich über den erbarmungswürdigen Zustand des Materials lustig, was im pazifistischen Deutschland ja immer gut kommt. Mit dem Tenor, dass man ja alles noch viel billiger haben kann, wenn man gar nichts mehr investiert in die Verteidigung. Vielleicht wäre es besser diesen Gedankengang einmal zuende zu denken vor dem Hintergrund dessen, was gerade östlich von uns passiert, wo ein kleiner Psychopath mit Hilfe der militärischen Mittel, die er hat, gerade mal wieder anfängt, die Welt zu tyrannisieren.

    Muss man so etwas wirklich zulassen, nur weil man nicht bereit ist 2 % seines Inlandsproduktes für Verteidigung auszugeben und weil man daher schon lange nicht mehr politisch ernst genommen wird ?

  11. Der Satz mit den Holzgewehren erinnerte mich an eine Übung während der Grundausbildung – Übungsmunition war knapp, und so kam der Befehl, während dieser nächtlichen Übung keine Munition auszugeben. Stattdessen sollten die Soldaten laut „Peng“ schreien. 🙂 Ich fühlte mich natürlich super ausgebildet nach dieser Übung…

  12. Das Ganze vor dem Hintergrund, dass wir die meisten Waffen selbst produzieren. Also können wir quasi keine Waffen kaufen, weil wir keine Waffen kaufen. Mit den Steuern auf die Gewinne der Waffenproduzenten könnte man ja dann Waffen kaufen. Also wird unsere Bewaffnung nur besser, wenn wir mehr und bessere Waffen ins Ausland liefern?!

  13. Ich dachte, die NATO sei so eine War Sharing Organisation, auch wenn sie aktuell nicht richtig gut funktioniert und die Bundeswehr nicht ihren Beitrag leisten könnte.

    Schade, dass der „Faden im Gefühl der Sinnlosigkeit“ verloren gegangen ist.

    Ich teile die Meinung, dass wir bei Fabriken in Asien, Schlachthöfen in Europa und Niediglöhnern in Deutschland (die habe ich einfach mal hinzugefügt) gerne wegsehen, um unsere moralische Integrität nicht zu beschädigen. Wie sinnlos unsere Moral ist, wird hier offensichtlich.

    Daraus könnte man schließen, dass es auch sinnlos ist, unsere Moralvorstellungen per War Sharing an anderen Orten der Welt zu verteidigen.

    Wie bei den Schlachthöfen, den Fabriken und den Niedriglöhnern so auch beim War Sharing sollten wir das ethische Problem an uns heranlassen. Dann erst können wir beantworten, welchen Beitrag wir zu leisten bereit sind, um unseren Lebensstil aufrecht zu erhalten.

    Im Fall der Bundeswehr sind 30 Milliarden sicher zu viel. Also wird es ein effektiveres, kostengünstigeres War Sharing brauchen, welches jedoch tatsächlich im Sinne der Menschenrechte agieren sollte und nicht im Sinne von Warenströmen.

    War Sharing sollte dabei keinesfalls in einer Söldnerarmee enden, sondern in einer aus vielen Nationen gemischten Armee.

    Ich merke, auch mir geht der Faden verloren…

  14. Bundeswehr soll verteidigen, gegen wen denn?
    Das kann Siemens doch viel einfacher in dem man einfach per Backdoor die Kraftwerke lahmlegt. Wer braucht denn heute noch Waffen und eine Armee?

    Die Sinnhaftigkeit einer Armee behält nur so lange ein funken Toleranz, solange andere noch Waffen und Armeen haben.

    Da kluge Wirtschafter dieses Landes aber ausgerechnet haben dass, man durch Waffenexporte und sogar den Export von ganzen Waffenfabriken A den anderen das Geld schon mal direkt abnimmt und B sie damit zwingt weiteres Geld in die Putzkräfte zum Erhalt dieser Waffen zu investieren, auf lange Sicht nur das Land überlebt, welches die Waffen eben verkauft und gleichzeitig nur so tut als hätte man selber auch welche. Irgendwer muss sich ja auch auf sonnen Messestand hinstellen.

    Deshalb werden ja auch die neuen Eurofighter von einem Luftwaffenstützpunkt zum nächsten geflogen. Dort werden sie dann für ein Foto mit der ein oder anderen politischen Handpuppe in den richtigen Farben lackiert. Ein sehr aufwändiges Sharing verfahren, aber aller Anfang ist ja bekanntlich schwer.

    Und Roboter Kampftruppen anderer Länder werden in Deutschland sowieso nie einmarschieren können, die Geldstrafen für die fehlende TüV Zulassung kann sich ja selbst die USA nicht mehr leisten.
    Hmm.. nimmt eigentlich der TüV die Fahrzeuge der Bundeswehr auch alle paar Jahre unter die Lupe, vielleicht sollte man die mal dort hinschicken oder fällt das unter Arbeitsschutz? Und wenn ja welche Gewerkschaft ist dafür zuständig?
    Ich persönlich finde wir könnten die Bundeswehr mal revolutionieren. Und zwar so das sie in jedem, ja jedem, Krieg dabei sein kann und den anderen die Waffen wegnimmt. Die Rüstungskonzerne können die dann ja nochmal verkaufen.

    Wie ist das eigentlich wenn die die Rechnung nicht zahlen wollen. Werden dann die Waffen im Ausland gepfändet und mit nem Kuckuck versiegelt? Und wer kontrolliert das eigentlich alles.

    Ach irgendwie ist das alles doof, erst liefern wir die Waffen anderen, dann müssen wir uns eigene verkaufen und am Ende kommen die nie zum Einsatz.
    Da könnten wir doch den Rüstungsunternehmen gleich die 30 Mrd. überweisen und sparen uns den Zirkus. Ach selbst das geht ja nicht, die NATO hat da ja so Auflagen. Wie festgefahren das aber auch alles ist. Die NATO ist doch schon War Sharing, da bekommt jeder seine Aufgabe. Nur doof das die nie was gescheites mit ihren Ressourcen anfangen.

    Vielleicht sollten die mal überlegen den Krieg nur noch virtuell zu machen, quasi ne LAN Party, nur virtuelle Kosten und nur virtuelle Tote und keine Zivilisten. Das ist die Lösung. Vielleicht ist die Bundeswehr doch schon auf einem guten Weg.

  15. Stanislav Lem hat Anfang der 80iger Jahre das Buch Waffensysteme des 21. Jahrhunderts veröffentlicht. Als ich das damals gelesen habe, klang das wie Science fiction. Mittlerweile sind wir wohl technisch sowieso aber auch geistig ziemlich nahe dran. Schade, dass Herr Lem nicht mehr sieht, dass seine Visionen wahr werden.

    P.S. War sharing ist dann doch wohl der falsche Begriff. Army sharing, wie „Christian“ bereits richtig festgestellt hat.

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