DD253: WIE löst man ein Problem und WER bitte löst es dann? Merkel? Über autogenerierte Diktatur (November 2015)
Privatmenschen haben oft Probleme. Sie finden sich übergewichtig oder ehelich unglücklich, sie bringen nach Meinung des Chefs oder Lehrers zu wenig Leistung oder sie rauchen immer noch. Da muss ein Ruck durch die Person gehen, sie muss sich aufraffen. Dazu wählt sie sich ehrgeizige Vorsätze, die eine Entscheidung beschreiben, WIE das Problem zu lösen ist. Die Vorsätze enthalten ein Ziel und eine Roadmap mit allen Meilensteinen (wie schwindende Kilos auf der Waage). So. Nun muss die Person das Problem nur noch echt lösen.
Wir wissen, dass dies ein delikater Punkt ist, und zwar sehr oft in unserem Leben: die Energie muss einschießen, die Begeisterung hochflammen und so groß sein, dass sie in lang anhaltende Beharrlichkeit mündet, die ohne die anfänglichen Hurra-Hormone dauerhaft überlebt.
Im Arbeitsleben und generell im sozialen und besonders politischen Umfeld sind die Vorstellungen, wie man ein Problem löst, oft abgekoppelt von der Frage, WER dann die Problemlösung praktisch betreibt. Der Pfarrer weiß, wie das Problem zu lösen ist: Keine Sünde mehr! Und wir Christen sollen es dann so tun. Tja. Der Chef weiß, wie das Problem anzugehen ist, aber wir sollen alles „nur noch“ umsetzen. Diejenigen aber, die das Problem echt lösen sollen, sehen naturgemäß mit schärferem Blick auf die Feinheiten, die Mühe und die Plage. „Keine Sünde, der hat gut reden!“ – „Nur noch nach Plan umsetzen! Auf unsere Knochen!“
Deshalb kommt es regelmäßig zum Konflikt von WIE und WER.
WER begehrt gegen WIE auf. WIE punktet mit den ethisch wertvollen Zielen der Projekte, WER bringt die herbe Mühsal zur Sprache und wird verachtend und brüsk zurückgewiesen. „Willst du denn etwa nicht in den Himmel?“ – „Bist du also gegen die Erreichung der Unternehmensziele?“ Diese moralische – äh – fast „hohe“ Arroganz schmerzt die „niedrige“ Angst vor Mühe sehr. Es verwundert, dass das WIE oft so hoch auf dem Ross argumentiert, wo doch die innerpersonellen Konflikte mit viel mehr Verständnis, ja sogar Augenzwinkern geregelt werden (per Silvestervorsatz und Neujahrsamnesie)! Mit innerpersonellen Zwistigkeiten hat das WIE (der Kopf) seine lieben langen Erfahrungen mit dem WER (dem Körper).
Aber im Meeting-Leben liegen WIE und WER viel weiter auseinander, weil um das WIE die einen alles wissen, die anderen aber schaffen sollen. Man debattiert die ganze schöne Meeting-Zeit um das WIE, nur kurz vor dem Ende des Meetings räuspert sich einer und fragt: „Gut, das WIE ist jetzt vollkommen klar. WER aber macht’s?“ Das ist der peinlichste Moment im Arbeitsleben, wo die Augen unsicher einen Halt irgendwo im Nirwana suchen. Jetzt kommt es zu Streit, Nickligkeiten, Kleinigkeiten, Zeitnotschwüren, Überlastungs- und Kostendiskussionen – der Körper des Ganzen, das WER, übt sich in hinhaltendem Widerstand, der wie eine Lehm-/Lähmschicht wirkt (wie man seit Siemens das Mittelmanagement in wechselnder Schreibweise bezeichnet). Das Ziel ist klar, aber keiner will tätig losstürmen, weil sich im Moment des Losgehens dann doch zu viele Probleme abzeichnen. Das WER fordert klagend, das WIE noch einmal zu überdenken. Das WIE soll neu diskutiert werden! „Das WIE ist zu sonnig geplant!“
Es endet damit, dass man die Sache dem nächsthöheren Chef vorträgt. Der soll entscheiden. Er hat aber keine Zeit, weil er viele Abteilungen beherrscht, die ihm gerade in den Ohren liegen, über WIE und WER ganz neu und bitte nicht so sonnig zu entscheiden. Der höhere Chef versucht es zuerst mit dem blasierten „Wo ist das Problem?“ Da wiehert das WIE höhnisch, aber das WER heult auf. Ja, der höhere Chef muss entscheiden. Er muss nun überhaupt alles entscheiden und schafft das nicht, weil oft andere nächsthöhere Chefs tangiert sind, die nicht beim WER mitmachen wollen und ihrerseits in Meetings stören. Der nächsthöhere Chef beschließt immer regelmäßiger, den Weg seiner Kollegen zu wählen und zwar den wieder nächsthöheren Chef zu involvieren, der „Warum ich?“ schreit. Vergebens. Man stopft ihm mit „Wir möchten die Sache einheitlich entschieden haben!“ das Maul.
So geht es weiter und höher hinauf. Die ganze Pyramide der Macht kann das WIE und das WER nicht in Einklang bringen. Das ganze Unternehmen und das ganze Volk haben als Einheit und Ganzes gesehen jedes Mal so etwas wie einen innerpersonellen Konflikt. Das WIE beharrt auf dem Vorsatz und will Taten sehen. Am Ende landet der Konflikt ganz oben. Natürlich nicht einfach so! Der Konflikt wandert unter unendlichem Zetern und persönlichem Streit in Meetings nach oben, das mittlere Management hat damit einen Vollzeitjob. Der Konflikt steigt hoch – Liebe, Einigkeit, Solidarität, gute Beziehungen verbrennen auf dem Weg nach oben.
Dann landet alles bei „Merkel“. Sie muss das WIE und das WER zusammenbringen. Das tut sie auch jedes Mal nach bedeutsamem, fast ostentativem Zögern, worauf sich das WIE und das WER heftig beklagen. „So eine blöde Entscheidung hätten wir viel früher haben können!“, schreien sie – und sie haben Recht: Sie hätten alles weiter unten ohne Streit selbst entscheiden können. Nein, sie tragen alles seehofernd zu Merkel und muffeln dann unwillig beim WER, bei der Ausführung. Sie versuchen, Merkel mit dem Androhen von Nichtwiederwählen und Imageschadenanhängen ins Wanken zu bringen. Merkels Mundwinkel bleiben unten. Sie trägt die Bürde der autogenerierten Diktatur wie jeder DAX-CEO und höherer Boss überall.
Heute tobt die Diskussion um Flüchtlinge, den Umgang mit dem IS nach jedem Anschlag in Paris und anderswo bald auch, mit Griechenland zu den Zahlungsterminen, mit der Ukraine bei mal wieder einem Volltreffer irgendwo. Das WIE weiß genau, was zu tun wäre – oder es gibt sich diesen Anschein. Das WER sträubt sich bei konkreterer Sicht der Einzelmühsal.
Ach, die beiden kommen nicht mehr so gut zueinander in diesen Tagen. Das WIE ist so sicher und wütet so laut, dass nichts geschieht. Das WER gibt sich überlastet und begehrt genauso wütend auf. Es ist von Hass die Rede.
Warten auf Merkel, die dann wieder nichts recht machen kann. Wir erzeugen eine Diktatur, die wir nicht lieben. Merkel soll bitte so entscheiden, dass alles sonnig ist! Geht ja nicht. Oder doch?
Wählt doch alle jemand anders! Hilft das wohl? Nein. Es bleibt so, alles ganz genauso, wenn sich WIE und WER nicht früher und weiter unten einigen wollen. Ich meine: wollen. Können können sie schon.
Oder wollen wir noch höher hinaufgehen und alles per „einiges Europa“ entscheiden lassen? Oder durch die Verfassungsgerichte? Volksentscheide? Reicht das schon? Oder müssen wir noch mehr Möglichkeiten schaffen, alles noch weiter nach oben zu schieben, um es zu verzögern?
28 Antworten
Moin, moin.+,
stellt sich mir die Frage, warum es mehr Mut kostet unten eine Entscheidung zu treffen, als oben einen vermeintlich beschäftigten Chef zu belästigen?
Beißen die Chefs nicht genug oder werden Entscheidungen unten schwer bestraft, wenn sie sich als falsch herausstellen?
Ich vermute, die Hemmung zu entscheiden liegt oft an der Größe des zu tuenden Schrittes. Ist er klein genug werden auch „mit schärferem Blick auf die Feinheiten, die Mühe und die Plage.“ akzeptabel für das WER.
Hier das richtige Maß zwischen zu groß und zu klein finden, das ist die Kunst.
Grüße von einem Maß-Suchendem
Mischa
sogenannte und echte »fehler« werden sofort und immer heftiger und unnachgiebiger bestraft – sie werden daher vermieden. lasst uns straffrei etwas falsch machen, dann treffen wir auch wieder selbst die entscheidungen!
Dem Kommentar gebe ich meine Stimme.
Mir scheint, auf einer Zeitlinie, das WER auch viel einfacher (kurzfristiger) also das WIE (langfristiger) zu sein. Der leider unlängst verstorbene Gottfried Schatz: „Doch unsere menschliche Spezies ist erst etwa 200.000
Jahre alt und unsere noch jungen Gehirne haben Mühe, langsame oder exponentiell
sich beschleunigende Vorgänge intuitiv zu begreifen. Kurzfristiges Denken regiert
deshalb die Welt. Politik und Wirtschaft denken selten weiter in die Zukunft als einige
Jahre – bis zur nächsten Wahl oder zur nächsten Ernennung des Verwaltungsrates.“
Ich glaube nicht, dass man bewußt nach oben schiebt, sondern unbewußt vor sich her schiebt. Es weiß doch jeder, dass Entscheidungen getroffen werden müssen. Wer Entscheidungen trifft, trägt aber auch die Verantwortung dafür und zumindest ich hatte früher immer das Gefühl, dass mich eine falsch getroffene Entscheidung direkt in die Hölle befördert. Irgendwann bin ich dann drauf gekommen, dass die meisten Entscheidungen nur deshalb falsch waren, weil ich heute mit dem Wissen der Gegenwart frühere Entscheidungen beurteilt, die auf Basis des früheren Wissens erfolgten. Heute weiß ich aber viel mehr als früher. Man sollte sich vielleicht intensiver mit dem Entscheiden in Ungewissheit beschäftigen.
Word.
Lieber Herr Dueck,
ich schätze Sie sehr und lese und schaue immer wieder gerne Ihre Ergüsse. Deshalb ein gut gemeinter Rat hier: wenn Ihnen an Kommentaren zum Blog liegt (und davon ist auszugehen, wenn die Möglichkeit geboten wird) sollten Sie sich die Mühe machen, darauf zu antworten. Haben Sie dazu keine Lust und/oder Zeit, empfehle ich zumindest die Kommentare in umgekehrter zeitlicher Reihenfolge aufzulisten – aktuellste zuerst. Eine prakatische Möglichkeit wäre es Facebook-Kommentare einzubetten. Damit gibt es mehrere Möglichkeiten der Gewichtung, des Kommenteirens und Diskutierens mit anderen Usern und die Artikel finden so deutlich bessere Verbreitung.
Alles Liebe, Dietmar
ZEIT haben müsste man für alles! Bitte seien Sie auch so lieb und stellen sich vor, dass ich jeden Tag möglichst nett einem Ansinnen absage, irgendwo etwas zu schreiben, zu predigen, zu starten, mitzumachen… und ich würde so gerne an einem neuen Buch weiterarbeiten oder auch nur „in family“ zu sein, die Blätter im Garten wegzutragen etc. LG GD
Damit auch unten mehr entschieden wird, muss die Führungs- und Unternehmenskultur dazu passend sein. Ich bin davon überzeugt, dass viele bereit wären, selbst mehr zu entscheiden, wenn sie nicht Angst haben müssten, dass das weitere Berufsleben darunter leiden könnte im Falle einer Fehlentscheidung. Die sind nun mal nie auszuschließen, gerade in den heutigen schnelllebigen Zeiten, wo vieles so unüberschaubar geworden ist. Das sind meines Erachtens sowieso die Hauptgründe, wieso sich Menschen heute so schwer tun, sich zu entscheiden.
Die autogenerierte Diktatur; das ist der Kernpunkt.
Wie kann es dazu kommen?
a) weil die WIEs (CEOs etc.) das erzwingen?
b) weil die WERs das als einfachste Lösung sehen?
c) weil die WIEs subsidiäres hassen?
d) weil die WERs „keinen Arsch in der Hose haben“?
e) weil die WIEs immer gefragt werden wollen?
f) weil die WERs die „Schnauze voll haben“?
Vielleicht auch weil immer Theorie und Praxis im Streit liegen?
Oder aber weil die aufgebauten Fronten immer intoleranter und fundamentalistischer werden? Die Spielräume werden nicht weiter, sondern immer enger. Heinz von Förster würde sich wohl im Grabe drehen, wie ein Propeller, denn die heute Handelnden handeln so, dass am Ende weniger statt mehr Möglichkeiten existieren.
Es gibt eben viele, die glauben, dass es eine gute Diktatur geben könnte (z.B. der gütige Monarch, nach Rosamunde Pilcher, Sturm der Liebe, o.ä.).
Von allen Sorgen und Ängsten befreit mit einem lieben Diktator, der alle Probleme löst und das Schlaraffenland dafür bietet. Ach wie schön!
Sollte es nicht besser statt „WIE“ „WAS“ heißen und statt „WER“ „WIE und WER“? Nach meiner Erfahrung wird in den höheren Etagen nur das „WAS“ festgelegt, ohne sich hinreichend über das operative „WIE“ Gedanken zu machen, sprich die notwendigen Ressourcen bereit zu stellen. Es wird meistens nur gesagt WER es machen, also umsetzen solle, ohne die notwendigen Ressourcen zu denken? Die im WER bestimmten Personen sollen sich gefälligst nicht so anstellen! .. denkt das Management oder denken die hohen Politiker. Das „irgendwie“ vereint schlechte Manager und träumende, Visionen nachhängende Politiker.
Oh, das stimmt! Genau! …passiert…Thx, GD
Oh nein! Es geht genau um Personen und deren Entscheidungen. Nicht um Ressourcen. Und die zentrale Frage ist, warum die Beteiligten so handeln.
Herr Dueck, Sie haben ja in ihren früheren Büchern in schöner Weise über die „Normalen“, „Wahren“ und „Richtigen“ geschrieben.
Ich vermute, dass die „Richtigen“ in dieser speziellen Situation, die Sie beschrieben haben, doch eine enorm grosse Chance sehen, nach dem Motto: „OK, in die Hände gespuckt, ich packe es an, welchen Bonus gibt es dafür?“
Oder welche typischen Sätze der „Richtigen“ haben Sie im Kopf?
Und welche typischen Sätze werden die „Normalen“ und die „Wahren“ in dieser Situation wohl äussern? Ihrer Erfahrung nach….die sich ja auf ein sehr langes und erfolgreiches Berufsleben stützt….
Beste Grüsse
Ich sprach von Richtigen (Regeln befolgen), Wahren (Visionen folgen), Natürlichen (Anpacken). Ja, letztere „machen“, werden aber per Erziehung und Management immer verzweifelt „domestiziert“… Die Richtigen (das sind die „Normalen“) wollen bei ungünstigem Ausgang nicht Schuld haben…, die Wahren würden wollen, sind aber in Meetings in einer kleinen Minderheit (das ist immer das Problem der Idealisten). Wenn zum Beispiel das Fußballspiel stattgefunden hätte und es wäre in Hannover was passiert, hätten wir kollektiv Schuld gesucht und Minister entsorgt. Weil das so ist, will keiner entscheiden…
Der wahre Mensch weiß, wie man es machen sollte/könnte/müsse. Machen tut’s dann aber der natürliche Mensch, weil er eben weiß, wie man es macht.
Wenn man nicht zu dem „Wer-Wie-Was-Verein“ gehört, sondern Probleme anpackt, wenn sie sich auftun, bekommt man oft genug zu hören: „Das gehört aber nicht zu Deiner Job-Role“. Na prima. Das motiviert. Karriere kann man so auch nicht machen. Was ist die Alternative? Angepaßt sein? Dem „Wer-Wie-Was-Verein“ beitreten? Nein, danke. Dann lieber ohne Karriere.
Viele Grüße und ein Dankeschön für viele Denkanstöße!
Ja, Susanne, gut beschrieben, das Kernproblem der anpackenden Typen („Natürliche“ in der Beschreibung von Gunter Dueck).
Das Dueck-Buch „Über richtige, wahre und natürliche Menschen“ ist in diesem Zusammenhang wirklich ein Lese-Tipp….
Ich lebe und arbeite in einem Biotop, das frei von Hierarchie ist wenn es um Fragen der Lehre und Forschung geht (Universität). Jede diesbezügliche Veränderung (WIE) vorgetragen von den Kollegen gewählten „Weitsichtigen“ bedarf eine schier übermenschliche Anstrengung die Menge WER vom WIE zu überzeugen. Das gelingt im Wandel der Zeit immer weniger, denn wenn es keine „Merkel“ gibt dann bleibt es fast immer beim Alten bewährten (was per se nicht schlecht sein Muss! aber auch nicht immer gut sein kann).
Die Menge WER zum WIE zu konvertieren ist eine Möglichkeit; profan gesagt den Abgrund spüren lassen das stellt sich raus ist eine leider sehr grausame aber effiziente Möglichkeit innere Beteiligung zu erzwingen.
Wie wahr! Like!
Südd. Zeitung, heute 19.11.15 Seite 20. Toshiba muss büßen. Ein Beispiel wie schlimm es zwischen WIE und WER zugehen kann. Der Wie (H.Tanaka) setzt seine WERs unter Druck, die Resultate zu verbessern. Die verstanden das als Anweisung aufgeblasene Zahlen zu liefern. Und das war nicht die einzige Fa. in Japan, die so handelte.
Der Jurist Nobuo Gohara macht die problematische Unternehmenskultur verantwortlich. Es sei „fast widerlich, wie wenig das Top-Management erkannte, was in der Firma vorging“.
Da sieht man den „Hasen im Pfeffer liegen“. Wenn die WIEs sich nicht mehr dafür interressieren ob die WERs mit den „Vorgaben“ klarkommen, geht es eben schief.
Zu den gestellten großen Fragen von Macht, Geld und Prestige empfehle ich dringend das (nur noch antiquarisch erhältliche) Buch von Lewis Mumford „Mythos der Maschine“. Es wird anschaulich erklärt, woher Technik und Macht kommt und wie sie sich im Laufe der Geschichte zur „Megamaschine“ verdichtet hat, unter dessen Knute die Menschen heute leben. Willkommen im Endstadium der Megamaschine!
Bleibt die Frage nach dem WAS. Diesem Ding das von WIE und WER in wunderschöne, positive Formen gemalt wird und dessen Bild sich beim ersten Anblick in freier Wildbahn als häßlichstes, unwartbarstes und unbrauchbarstes aller Dinge im Universum entpuppt. Einem Ding, das bereits seit Jahren, weil scheinbar so gewinnbringend, von WIEs, WERs und MACHs geformt, geprägt und positiv gelabert wurde. Einem Ding, das jedes aufkommende WASS???? in HASS überführt. Und selbstverständlich ist man der einzige, der bekleidet von verschwiegenem, undurchdringbaren Grundrauschen das WASS???? sieht, weil sich die Oben wohlig bis an ihr Lebensende rechtssicher als kundenabzockende Giereliten auf ihren güldenen Laberthronen im WIE und WER aalen.
Bleibt eigentlich nur das WIE und WER in ein IHR zu verwandeln und schleunigst das Weite zu suchen, nur wohin ? die Klapse hat keine Plätze mehr und IS ist auch irgendwie Out.
Nach langer Pause habe ich mal wieder reingeschaut und ich bin nicht enttäuscht worden. So konnte ich z.B. meinen Wortschatz um das sich selbst erklärende „seehofern“ erweitern. Volltreffer! Gunter Dueck möge mir verzeihen, wenn ich Ihn nicht bei jedem Gebrauch des Wortes wissenschaftlich korrekt zitiere.
In meinen frühen Jahren habe ich in der Sesamstraße gelernt: „Wer, wie , was; wiese, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm.“
In DD253 scheint es mir hingegen auch nur vordergründig um das WIE und WER zugehen, obwohl mancher Kommentator das WAS usw. zu vermissen scheint. Es gibt nun mal keine „Weltformel“ und auch keinen Artikel, der alle Probleme der Menschheit mit einm Schlag löst.
Ich selbst denke seit einiger Zeit über das Thema „Merkel“ (in Gänsefüßchen, denn man kann das Problem ja nicht nur auf eine bestimmte Person beziehen) nach. Parteiunabhängig scheint der durchschnittliche Wähler von ihr zu verlangen, dass sie genau seine (und zuvorderst nur seine) Erwartungen diktatorisch erfüllt und trotz der Parteifreunde im Nacken gnadenlos umsetzten läßt. Viel anders war und ist es bei der IBM und anderen Konzernen auch nicht. Doch wo liegt der Fehler im System? Betrachte ich nur die Konzerne, würde ich auf das jeweilige Belohnungs- und Beförderungssystem tippen. Aber auch das alleine kann es nicht sein. In der Politik spielt das für den üumpolitischen Teil der Basis nämlich keine Rolle. Allerdings gehören die ja auch nicht zu der Dueck’schen WER-Menge; die müssen die Entscheidungen der Politik ja nicht umsetzen, sondern „nur“ mit ihnen irgendwie klarkommen.
Sollte man Schäuble zum Spargelstechen schicken? Die Idee hat ihren Reiz, aber in der Kulturrevolution hat auch das nicht funktioniert. Und genau so unwahrscheinlich ist, dass ein von Frau Rometty verfasstes Programm die IBM-Kunden begeistert.
Sind wir von Natur aus so wenig risikiofreudig, dass wir alles nicht zwingend erforderliche Machen zu vermeiden trachten oder zumindest die Verantwortung auf andere zu übertragen trachten? Oder liegt es an der Erziehung. Immerhin, bei letzterem gäbe es zumindestens einen kleinen Hoffnungsschimmer.
Eine absachliessende Antwort auf diese Fragen kenne ich nicht. Das ist einerseits bedauerlich, andererseits aber auch erfreulich. So kann ich zumindest ohne schlechtes Gewissen weiter Denken.
Die meisten der Dueck-Blog-Leser kommen wahrscheinlich aus der Wirtschaft. Da gibt es in den Meetings täglich das Ringen um das WER, WIE, WAS.
In der Politik ist das „WER, WIE, WAS“ offensichtlich kein Problem. Da wird z.B. einfach ein „Flüchtlingskoordinator“ eingesetzt, um das WER, WIE, WAS mit einem Schlag zu lösen.
Habe das gerade erfahren. Eine deutsche Radiostation fand nämlich folgenden passenden Titel für eine Sendung: „WER, WIE WAS – Was macht eigentlich ein Flüchtlingkoordinator?“
Uups, etwas vergessen beim Blog-Kommentar am 24. November 2015, 10.33:
Das „Wer, Wie, Was“ sollte idealerweise auch von einem „WARUM“ begleitet werden -;)
Zumindest den Elite-Teilnehmern der Georg von Holtzbrinck-Journalistenschule wird das erfreulicherweise beigebracht („Lieber Nachwuchs, vergesst bei Eurer Arbeit in den nächsten 50 Jahren nie den Untertitel der Holtzbrinck-Zeitung Tagesspiegel. Er lautet: `Causas rerum cognoscere`!“)
In der Politik und Wirtschaft können (oder wollen) dieses „Warum“ nur wenige beantworten.
Aufbauend auf Gunter Duecks schönen DD253-Titel „WIE löst man ein Problem und WER bitte löst es dann?“ und aufbauend auf meine beschriebenen Erlebnisse in der Holtzbrinck-Journalistenschule kann der Titel für ein nächstes Gunter Dueck-Bestseller-Buch im Campus-Verlag somit nur wie folgt lauten:
Gunter Dueck
„Wer, wie, was
und warum eigentlich?
Die Orientierunglosigkeit in Politik und Wirtschaft“
oder:
Gunter Dueck
„Wer, wie, was
und warum eigentlich?
Fragen, die Entscheider in Politik und Wirtschaft selten beantworten“
(Insider-Info: Solche Titel mit vielen „W“s landen oft in den Bestseller-Listen. Man erinnere sich nur an: „Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?“)
Ich schreibe gerade was, nicht sooo weit weg…Precht hat aber Glück mit Elke Heidenreich gehabt, außerdem sieht er einfach sehr gut aus, gell?
Ich finde den Satz „…außerdem sieht (Precht) einfach sehr gut aus, gell?“ gefährlich.
Jetzt kommen sicher viele Gegen-Antworten wie „Also ich find den Gunter aber auch sexy….“
Na, ich weiß nicht, die Leute werden doch nicht meine Frau irritieren wollen?!