DD273: Neodigitalisierung und erstarrende Konzerne (August 2016)

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DD273: Neodigitalisierung und erstarrende Konzerne  (August 2016)

Oft haben wir das Gefühl, das es Computer erst richtig gibt, seit wir sie durch das Internet besser kennenlernen können. Vorher waren sie in Rechenzentren eingesperrt – heute sind sie uns „in der Cloud“ irgendwie nähergekommen. Das Netz hat alles verändert.

 

Die Banken oder Telekommunikationskonzerne setzen aber schon sehr viel länger Großrechner ein. Mit oft Hunderten von Millionen DM entstanden die Anwendungen zum Zahlungsverkehr, die Vermittlungssysteme und die Abrechnungssysteme unserer Telefonanrufe. Versicherungen verwalten Verträge, bearbeiten Leistungen und Schäden, sie managen die Provisionen ihrer Agenten. Dabei sind seit den siebziger und achtziger Jahren die so genannten Kernanwendungen entstanden. Damals wurde alles schön individuell selbstgestrickt! Damals gab es noch nicht wirklich das, was man heute „Standardsoftware“ nennt, die man von außen einkauft und die dort verbessert wird und immer wieder Updates erfährt. Denken Sie daran, dass es die Office-Anwendungen und SAP R3 erst seit den neunziger Jahren gibt.

 

Die alten Kernanwendungen müssten nun ersetzt werden. Das entspricht fast der Entkernung bei historischen Gebäuden, bei denen man eigentlich alles erneuert, obwohl es hinterher so ähnlich aussieht. Bei Gebäuden ziehen erst die Bewohner aus, dann kommen die Bohrhammer. In der IT aber bleiben die Bewohner drin… Das Geschäft muss ja laufen. Es ist so, als würde man Arjen Robben während des Spiels von seinen Verletzungen kurieren. Heute häufen sich die Meldungen, dass Konzerne unter ihren alten Kernanwendungen leiden.

„Die Marketing-Leute denken sich alle paar Monate neue Telefontarife aus. Es werden mit der Zeit Hunderte und Tausende verschiedener Tarife und Optionen. Wir freuen uns ja, wenn die unwissenden Leute ihre Tarife seit manchmal Jahrzehnten nicht kündigen. Daran verdienen wir gut. Aber wir müssen die Verträge immer in der IT mitschleppen. Die entstehende Komplexität bringt uns noch um. Wir haben Altverträge, die nur noch eine Handvoll Kunden betreffen.“

Sogar neuere Unternehmen klagen: „Wir haben unsere Infrastruktur eigentlich zu früh aufgebaut. Wir haben Inhalte jeweils auf die einzelnen Browser abgestimmt. Dann kamen noch die mobilen Bereitstellungen dazu, alles soll jetzt auch auf Android und iOS und auf Tablet und Mini-Smartphones laufen. Newcomer im Markt beginnen mit den neuesten PHP-Versionen. Wir schleppen nun schon Altlasten mit uns herum, obwohl unsere Firma noch jung ist.“

 

Sie haben sicher auch die Pressmeldungen über die IT-Modernität der Deutschen Bank gelesen, als neulich massenweise Überweisungen falsch liefen. Neulich konnten sich auch Millionen von Mobiltelefonen nicht mit dem Netz verbinden! Und wenn ich auf der Lufthansa-Seite einen gemischten Flug buchen muss, also z.B. ein Flugsegment mit der Swiss, mit Austrian oder Eurowings zurücklegen muss, sehe ich es alle paar Wochen: „Sitzplatzreservierung geht hier nur mit LH-Flügen“, bei Swiss-Flügen ist meine Vielfliegernummer nicht automatisch übertragen worden, das Online-Einchecken ist unterschiedlich geregelt – na, die IT ist jedenfalls nicht durchgängig geregelt, das merkt man als Kunde leidvoll genug.

„Viele Unternehmen kaufen andere auf und hoffen auf Synergien, aber dann müssen sie doch die Kernanwendungen der aufgekauften Unternehmen integrieren. Diese Integration unterschätzen sie oft gnadenlos.“

 

Hier ein Artikel aus der Wirtschaftswoche! 

 

Kurz: Viele Konzerne ersticken an ihrer Erstdigitalisierung, besonders Banken, Versicherungen und Telecoms, die einst ja die Vorreiter waren. Eine Neodigitalisierung ist nun bitter nötig. Bitter? Das Problem ist, dass man keinen Gewinn damit macht! Es ist einfach nur saure Arbeit, und man muss jahrelang ächzen, hat lauter Baustellen und wird nicht geliebt. Nach vielleicht zehn Jahren glänzt dann alles wie neu! Wundervoll, aber die Welt ist dann wohl schon wirklich näher an 4.0 dran – und es muss wieder alles neu entkernt werden. Es ist keine Innovation! Es ist nur Nachziehen! Wenn das Nachziehen beendet ist, kann es gleich weitergehen.

 

Die IT muss sich wohl an den Hotelketten orientieren, die immer einmal wieder die Zimmer neugestalten (alle 12 bis 15 Jahre?) – sonst sind sie weg vom Fenster. Jetzt jedenfalls muss die IT nebst den Daten in die Cloud!

Ja, selbst die IT scheint sich zu erneuern, ich lese gerade interessiert von neuen Unternehmen, die die Großen wie SAP oder Oracle angreifen. Immer öfter kommen Namen wie Salesforce, Tableau, Hortonworks, ServiceNow. Zendesk oder Workday (kennen Sie noch andere?) auf, die heute ganz wie Tesla von den Autofirmen verspottet werden, dass sie noch keinen Gewinn machen und noch ganz klein sind…

 

Merke: Auch IT kann ziemlich alt werden, so sieht sie dann auch aus.

Neodigitalisierung!

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19 Antworten

  1. Frage mich gerade, ob es in der IT auch so etwas wie eine Populistische Rechtsbewegung gibt ?

    beim absenden wird mit übrigens das unter Downloads gespeichert:
    OK
    The server is temporarily unable to service your request due to maintenance downtime or capacity problems. Please try again later.

    1. „Alternative für Neuland“ ist ihnen ein Begriff? Mit ihrem 1. Vorsitzenden Bertram Blockchain? Die AfN wurde in Bitburg gegründet und hat 0xfff82e aktive Mitglieder. 😉

    2. Argumente die an billigsten Populismus erinnern sind im IT-Vertrieb oft anzutreffen. Das hat gute Gründe die nicht unbedingt nur der schnellen Mark geschuldet sind.

      Was ist in Deutschland eine ‚rechtspopulistische Bewegung‘ oder wer ist Teil davon – jemand der eine Veränderung herbeiführen will. Jemand der sich gegen die bestehende Ordnung stellt.

  2. Schönes Wort, „Neodigitalisierung“.
    Die IT muss sich aufteilen, das tut sie auch. In Kernbereiche, die kostenoptimiert, stabil und zuverlässig betrieben werden, und nur alle zehn bis 15 Jahre „kernsaniert“ werden. zwischendrin gibt es zwei Releases im Jahr.

    Und kundennahe Bereiche, die agil und innovativ betrieben werden. Mit zwei Releases im Monat.

    Natürlich gibt es Reibung zwischen beiden Bereichen, deshalb wird API-Management viel wichtiger werden – oder vielleicht auch nur viel sichtbarer.

  3. Ich habe mich kürzlich mit jemandem aus der Versicherungsbranche unterhalten. Die haben bei Lebensversicherungen Laufzeiten bis 100 Jahre. Solange muss der Vertrag auch IT-technisch verwaltet werden.

    100 Jahre! Bei einer Sanierung alle 10 Jahre heißt das, 10x diesen Tarif neu programmieren und die Daten migrieren. Oder eben die Software sehr lange laufen lassen…

  4. Hallo Stefan, Tarif neu programmieren? Ich hatte 10 Jahre eine Allianzagentur. Allianz ist Vorreiter in der Versicherungsbranche. Industrie 4.0 hieß bei uns: Viele Innendienstmitarbeiter gingen in den Vorruhestand oder man zog Von Berlin nach Hamburg. Andere Abteilungen von Hamburg nach München. Man konzentriere die Sachbereiche an einen Standort: leben in Berlin z.B. und KfZ in Leipzig. Nun aber zu den Lebensversicherungen. 1x abgeschlossen bleibt der Tarif bestehen inkl. den Garantiezinsen. Was soll denn da zu programmieren sein? man nimmt doch nur die bestehenden Daten: Versicherungssummen, Todesfallsummen, angesparte Gewinne usw. und packt sie in eine neue Datei. Ich denke nicht das dies so kompliziert ist. Ein Effekt der Digitalisierung war auch, dass die Policierung nicht mehr von der Hand von Innendienstitarbeitern gemacht wird. Wir als Versicherungsvertreter gaben alle Daten ein und weg in die Zentrale. Die Verträge wurden nur noch von einem Mitarbeiter sozusagen kontrolliert, aber ansonsten ist alles automatisiert und die Verwaltungsaufwände sind heute gegenüber früher sehr minimal.

    1. Wenn man aber die Datenbank an sich ändert, ist es doch so, dass man zu jeder Zeit andere Kundendaten erhoben hat, zum Beispiel haben Altverträge sicher keine Kunden-Mail-Adresse oder so. Diesen Übergang muss man aber doch für jeden Tarif genau anschauen??

      1. Nun ja, die Stammdaten der Kunden bleiben im zentralen Rechner so wie eingegeben. Nur Adressänderungen werden vorgenommen. Die Zentralverwaltung interessiert nur die Anschrift. persönliche Daten des Kunden hat der Vertreter in einer Kundenverwaltungsdatei, zB. Tel.Nr. und mail. diese Daten aber gehören dem Vertreter. Es sind seine Bestandskunden für die man Bestandspflegeprov. bekommt. Scheidet der Vertreter aus, entscheidet er, ob er die Daten an seinen Nachfolger weiter gibt. Ich habe mich nicht im Streit getrennt, da ich in die Immobilienbranche wechselte und ich gab die Daten frei. Kamen Briefrückläufer wegen geänderter Anschrift in die Zentralverwaltung, bekam der Versicherungsvertreter vor Ort den Brief und der recherchierte, ob es einen Wohnortwechsel gab. Oft war nur die neue Anschrift noch nicht eingepflegt. Es gibt aber viele Gelder die die Allianz verwaltet, wo sich bei Tod eines versicherten keine Bezugsberechtigten melden. Es wird schon mal eine Versicherung vergessen. Melden sich Betroffene nicht, wird nicht weiter recherchiert sondern es bleibt halt bei der Allianz. Nicht häufig aber es kommt vor.

        1. Das meine ich nicht. Wenn man zB in einer Datenbank ein NEUES Zusatzfeld für zB die Mail-Adresse eingeben will – dann geht das in sehr alten Anwendungen gar nicht, das ist oft „hard coded“…das ist eben das Veraltete an der Technik. Das sehen Sie ja als Vertreter nicht.

          1. Ach so, ja das stimmt. Wenn man das System nur anwendet, unterschätzt man sicher leicht, was für Arbeit hinter einem Programm steckt. Also bei mir macht das alles ein Mac 🙂 Ach ihr Techis habt es wirklich nicht einfach mit uns Laien.

          2. IBM hat bereits in den 60ern (soweit ich mir die Aussage kann ins Gedächtnis rufen in den späten) hochgerechnet, dass ihre Forderung blumig zu Ende gedacht (die generische Applikation) auf Siliziumtechnologie nicht realisierbar ist. Das richtet sich nicht an oder gegen sie, sondern das wäre ein Gedanke der gerne gesponnen wird, wenn das Thema Änderbarkeit. Silverbullet Gerizität.

            Alles wird interpretiert, Nachricht = Screen und die Versionierung der Nachrichten und der Logik sorgt für das ungestörte, respektive reibungsfreiere Nebeneinander von Alt und Neu. Data Driven Application die sich aus Metadaten selbst generiert.

            Es gibt mehr als respektable Annäherungen die auch im Umfeld von Data Driven Applications eine extrem hohe Portierbarkeit erlauben unter der Annahme des Tauschs bspw. der Frontendtechnologie und auch der Datenbank.

            So eine Umgebung haben Kollegen von mir designed und umgesetzt im Umfeld von Analyse, Planung und Optimierung von Produktionslogistikdaten. Wobei Frontendtechnologie konkret sich auf eine Migration von Winforms auf WPF bedingte die schon geplant war, aber WPF noch nicht so weit (2005 bis 2008). Es wurde aber jedes GUI Element vom Grund auf auf ein Rechteck gemalt. Die Ebene Datencache mit mehrdimensionalen Collections (auch grad für OLAP – war damals noch spannend) wäre sogar in andere Technologien transformierbar. Der Upgradeprozess bspw. wie sie sagen ein Feld in der Datenbank in einem produktionsrelevanten 24*7 Stunden laufenden System wurde auch gleich mitgeneriert.

            Synchronisierte redudante Datacaches ging damals zwar technisch sprengen aber auch schnell den Rahmen. Es empfiehlt sich eben zu warten, ob nicht die Technologieecke irgendetwas liefert.

            Richtig ist wohl, dass zuwenig Metadaten werden genutzt. Verallgemeinern lassen sich solche Ideen nicht und toolingfähig sind diese auch selten.

            Sie vernicht Arbeitsplätze :). Wenn aus Migrationsprojekten biedere Linienarbeit wird…

  5. Ein kleiner Ausflug in den Mindset unserer Eliten. Unten finden Sie das Geleitwort von Minister Dobrindt zum 4 Milliarden schweren Förderprogramm des Bundes „Superschnelles Internet für alle“. Deutlicher kann man es nicht lesen, wo wir in Sachen Digital stehen. Auch Wild Dueck müsste sich doch langsam als Don Quijote vorkommen.

    ———————————
    Mit dezentraler Digitalität zur Fortschrittsgesellschaft 4.0
    Grußwort des Ministers

    Der Wachstumszyklus aktiver Fortschrittsgesellschaften zeigt: Alle paar Jahrzehnte entscheiden revolutionäre Innovationen, wer Wohlstandsland bleibt oder Stagnationsland wird. Die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft bemisst sich in diesen Phasen an ihrer Innovationsgerechtigkeit. Das heißt, an der Spitze bleiben die Nationen, die Innovationen demokratisieren – weil aus technologischem Fort-schritt nur Wachstum, Wohlstand und Arbeit entsteht, wenn er allen zugänglich gemacht wird.
    Die Voraussetzung dafür ist eine moderne Infrastruktur. Bei der Elektrifizierung waren es Stromnetze, bei der individuellen Mobilisierung Straßen, bei der Telekommunikation Fernsprechkabel und Funk. Heute ist es das super-schnelle Breitband und der uneingeschränkte Zugang zur digitalen Welt.
    Wir stehen mit der Digitalisierung an einem sensiblen Punkt unserer Wohlstandsgeschichte. Um aktive Fortschrittsgesellschaft zu bleiben, müssen wir die digitale Innovationslücke zwischen Ballungszentren und Regionen schließen. Dezentrale Prosperität gelingt nur mit dezentraler Digitalität und dem klaren Ziel: Superschnelles Internet für alle.
    ———————————

  6. Es gibt mehrere Entwicklungen die in diesen Zustand geführt haben.

    Die IT wurde zum Opfer ihrer eigenen Sales Propaganda. Vorsprung durch Informationstechnologie.

    Zumal der Preis keine Semantik hat (außer bei den Österreichern) ist die Ermittlung der bereizustellenden Gütermenge eine Mengenfrage gepaart mit dem Auftragsergebnis (SAP). Jetzt wird Mengeninformation eben noch passgenauer unterteilt. Damit einher geht die Entwicklung in Richtung ‚planwirtschaftlicher anmutender‘ Güterbereitstellung.

    Der Informationsbedarf von planwirtschaftlicher Bewirtschaftung ist deswegen groß, da sie am Marktstandel nicht die Substituierenden ausschließen sondern einschließen. Der Neukunde kommt so leicht nicht mehr vorbei, der sitzt woanders im Büro.

    Zumal der Markt zwar allgegenwärtig ist aber der Tausch nicht überall stattfindet wird versucht Information aus der Privatsphäre (Teil der Allgegenwärtigkeit) zu beschaffen. Bis vor die Haustüre kam die MAFO mit Fragebögen schon vor langer Zeit. Das ist die Entwicklung im Moment im Umfeld ERP.

    Wir leiden noch an der Idee (schon tot in den 90ern) von Systemautomatisierung vs. Business. Diese beiden Gebiete waren lang ein wenig konträr. Function vs. Data Centric als ein Ausdruck. Dieser Widerspruch existiert nurmehr in den Köpfen der Menschen. Viele andere sog. Wahrheiten und noch schlimmer jene die im Prospekt wurden geboren sind schon langer nicht mehr wahr, selbst wenn sie jemals wahr waren.

    Mit Bezug auf die IT Organisationen gibt es seit dem Decline and Fall of the American Programmer 2 grobe Entwicklungen
    a) Software Engineering – Programmierung unterstützt in Richtung groß und/oder präzise aka. unter anderem Java.
    b) Agile

    b) Geht nicht für große IT Organisationen. Der Kent Beck hat allein die Berücksichtigung von Opportunitätskosten angeregt und der Scrum verendet bei der traditionellen Teamgröße die so ca. die Anzahl der Menschen vor einem Marktstandl ist. Die Zeitschätzungen im Scrum sind lokale Preise.

    Jetzt haben wir den Zustand. Einen methoden- und werkzeuggetriebenen Zugang aus a) im Umfeld in dem RUP beginnt sinvoll zu werden (20 bis 40 Leute am Projekt) und für Teams.

    Irgendwie hat sich jeder so eine Technologiesammelsurium zusammengestoppelt das irgenwie den Wolpertinger am Leben hält aka. infrastrukturlastig. Die Hersteller der Technologien bügeln unter dem Hintern der Anwendung eh schon alle Unwegsamkeiten glatt.

    Datenbanken sind an sich schon ein Befreiungsschlag, denn auf den alten Systemen zuvor (Files und PL/I, Cobol, Fileformate auch am PC usw..) hat es schon viel gekostet Informationen oder Daten als solche abzulegen und dann nochmal dafür zahlen müssen. Wofür man zahlt ist bunter. Relationale Datenbanken bspw. waren zu Beginn stark in Richtung 4GL ausgelegt. SQL war dann eben Ausdruck von, ich bekomme meine Daten ohne Leseprogramm und kann damit etwas tun. Heute heißt das Leseprogram App :).

    Die kleinen Unternehmen haben nicht wirklich ein Problem. Die haben sich zwar technologisch überpowered, aber mit den Jahren … sich warum anzuziehen ist im Sommer unangenehm, aber nackt im Winter ist wesentlich bitterer.

    Dazu gesellen sich noch Mythen. Der beliebteste und sehr verbreitete Mythos war, es gibt Casual Users. Tatsächlich gibt es Peaks, das wohl (Month End Clothing bspw.).

    Seit ca. gut 20 Jahren bis vor 5 Jahren wurde gezielt auf das Umfeld ausgebildet. Die reine Lehre wurde in Klassenzimmern verbreitet und über Nacht ist auf einmal wieder der Mathematiker/Techniker resp. Naturwissenschafter gefragt, nämlich jener und jeder der aktiv Wissen erwirbt. Alle anderen mit zumindest pargamatischen Ideen hat man im besten Fall zum Abteilungsleiter hinauf- und hinausgelobt.

    Das Entstehen der Unwegsamkeit ist im Telco Umfeld eher unvermeidlich. Auf deren ‚Produktionsdaten‘ sprich die Verbindungsdaten kann man nicht mal relational zugreiffen und Messagebroker waren lange das einzige halbwegs zuverlässige ‚Produkt‘ das einen Wiederanlauf schaffte. Heute fährt jede Open Source ‚MOM‘ im Schlaf wieder an. Vor 15 Jahren war der TIBCO Message Broker einer der wenigen Vertreter der konnte wenn er wollte.

    Sie können auch nicht die Daten einer Simulation aus einem Windkanal mit Rezepten von vor 10 Jahren adressieren.

    Jetzt auf einmal brauchen sie tausende und abertausende Kernighan und Ritchies.

    Und wie wollen sie es schaffen den Kunden es schmackhaft zu machen, dass er Daten die er mühseligst und teuer bereitstelt nochmal bezahlt im Rahmen der Verwendung? Das wäre wie Geld – verkaufen und verleihen gleichzeitig.

    Organisieren wird man den Übergang in Zukunft nur außerhalb können. Der C/S war ein Experiment, aber egal wieviel RPC Indirektionen dazwischen geschaltet werden, ein Rechenzentrum organisiert an sich den Informationszugriff.

    1. „Und wie wollen sie es schaffen den Kunden es schmackhaft zu machen, dass er Daten die er mühseligst und teuer bereitstelt nochmal bezahlt im Rahmen der Verwendung? “

      ganz einfach: Sie sollten erst gar nicht versuchen, diese Dienstleistung zu verkaufen, dafür gibt es Verkäufer. Der findet schon die richtigen Argumente, für die jeder zufriedene Kunde zahlt und auch noch ein gutes Gefühl dabei hat. So wie ich als Außenstehender es verstehe, hat der Kunde ein Problem und wenn er das Problem gelöst bekommt, warum soll er dafür nicht zahlen? Er hat doch nur die Möglichkeit, die Daten in ein neues Programm einzupflegen oder das alte Programm zu optimieren.

      Übrigens verstehe ich langsam um was es geht. Wir haben uns gerade ein neues Kundenverwaltungsprogramm ausgesucht. pipedrive. Ich hatte es mit ca. 100 Kunden getestet. Nachdem es ok scheint und ich damit sehr schnell auch umgehen kann, wollen wir es mit einer neuen gemeinsamen mailadresse nutzen. Bisher lief es über meine private mail. Die Daten lassen sich nicht einfach. selbst mit dem selben Programm übertragen. Jetzt nutzen wir morgen das schöne Wetter, gehen in den Garten und übertragen die 100 Kunden mit allen Infos dazu, indem wir 2 Rechner nebeneinander stellen und abschreiben.

      1. P.S., nicht dass das Laien wie ich versuchte, wir haben unser Büro neben Intershop, Jena ist mit die Hochburg der SoftwareSchmiede (unser Büro ist von ca. 20 Firmen aus dem IT Bereich eingekreist. und mein Kollege kommt selbst aus dem Social Media Bereich. Mehrere Spezialisten haben versucht, die Datensätze zu kopieren. Zum Glück sind es erst 100 Kunden.

    2. Hurra, es ist halb sieben und wir haben doch noch den goldenen Knopf bei piperdrive gefunden. Die Kunden konnten der neuen email Adresse zugeordnet werden. Aber weder die Hotline noch Experten konnten helfen. Wir mussten lange im Programm alle Schalter an machen und suchen. Vielleicht erfindet ja jemand noch eine Gebrauchsanweisung für alle Programme.

  7. Es ist ein organisatorisch nahezu unlösbares Problem. Die Software wird gebaut und dann reift sie, immer mehr Funktionalitäten kommen dazu, sie wird immer besser. Dann stößt man aber an die technischen Hürden, immer häufiger kann man nicht, was andere locker machen.
    Also Redesign. Dann schaut man einmal auf die Kosten und kommt vom Glauben ab, weil man eigentlich die ganze Softwareentwicklung und die Wartung nochmal bezahlen muss, und diesmal aber in einer Technologie, die im Hause nur ein paar verstehen und konzentriert auf ein paar Jahre, weil soll ja bald fertig werden.

    Also müssen Consultants her und die Wartung muss ja selbstverständlich weitergehen. Und die Manager fragen nur, Wie jetzt, das läuft doch noch prinzipiell, das ist ja unglaublich teuer. Dabei haben wir es eigentlich schon klein gerechnet.

    Eigentlich bräuchte man mal wieder so einen Y2K Hype. Damals haben wir ziemlich viele Sachen erneuern können. Leider auch einiges verschlimmbessert.

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