DD275: Pokémon Stop and Go (September 2016)
Als großes Kind spiele ich natürlich seit etwa zwei Monaten Pokémon Go. Es ist so aufregend, das erste Taubsi zu erlegen! Dafür gibt beim ersten Mal 500 Erfahrungspunkte. Die Freude legt sich dann, wenn diese Taubsis überall sind und man doch auch einmal andere Arten fangen möchte. Die Seltenen sind leider nicht überall, also beginnt man mit der idealen Vorstellung, einst alle knapp 150 verschiedenen Pokémon gefangen zu haben.
Öffnet man die App, so sieht man eine sehr rudimentäre Version der Open Street Map oder von Google Maps. Hier ist der eigene Standort zu sehen – und da stehe ich selbst bzw. mein Avatar. Ich sehe auf der Karte die Kampfarenen, die Pokestops und vielleicht auch einfangbare Pokémons in meiner Nähe. An den Pokestops bekommt man kostenlos Bälle oder so eine Art Kapseln, mit denen man die Pokémons abwerfen muss – wenn man gut trifft (eventuell muss man öfter treffen, wenn die Pokémons stark sind), verschwindet das Pokémon in der Kapsel, die es getroffen hat. Dann gehört das Pokémon mir. Ich darf bis zu 250 Pokémons besitzen. Irgendwann hat man lausig viele Taubsis und Raupis, dann schickt man sie irgendwann „zum Professor“ und bekommt dafür eine kleine Belohnung. Man hat auch einen Brüter, mit dem man Eier ausbrüten kann! Die Eier bekommt man eher seltener auch an den Pokéstops, aus ihnen schlüpfen Pokémons, auch oft seltene. „Brüten“ bedeutet, dass man mit dem Smartphone einige Kilometer zu Fuß gehen muss, dann schlüpft eines aus. Heute war es bei mir so weit. Ich hoffte auf ein ganz neues Pokémon, das ich noch nicht habe, aber es schlüpfte ein Taubsi. Da möchte man manchmal das Smartphone wegwerfen!
So – das war eine grobe Vorstellung. Wer gut spielen will, muss also möglichst oft zu Pokestops, um Bälle, Eier und Wiederbeleber gegen im Kampf bewusstlos gewordene Pokémons zu bekommen (wenn sie in der Arena boxen). Man muss lange herumlaufen, um seltene Pokémons zu finden, und zum Brüten muss man auch laufen, allerdings egal, wohin. Laufen! Laufen! Laufen!
Viele Leute finden die Regeln albern. Bälle sammeln, wie niedlich! Ich versuche es Ihnen einfach zu erklären. Militärisch, dann blicken Sie es gleich. Interessant, oder?
Die Bälle sind nämlich so etwas wie Munition von Gewehren, mit denen man die Pokémons abschießt (es heißt: „fängt“). In den Arenen boxen sie – sie vernichten sich eben. Ich meine, es ist wie ein Ballerspiel, aber die Geschichte ist lieb, es gibt kein Blut. Daher regt sich niemand auf, obwohl es doch irgendwie wie sonst ist. Wenn man die Pokémons „zum Professor in Pflege schickt“, so ist das eine nette Beschreibung für das Löschen. Aber die ist lieb! Alles ist lieb an diesem Spiel, aber die Leute regen sich jetzt wieder auf. Es ist zwar kein Ego-Shooter, aber pfui, die Kinder verbringen so viel Zeit damit, sie laufen jetzt unsinnig durch den Wald! Sie kommen am Sonntag wie schon immer gefordert zum Spazierengehen mit, aber nur auf Wegen mit Pokestops und nur mit gesenktem Haupt auf das Smartphone. Pfui, sie sollen auf die Vögel im Walde achten und nicht auf Taubsis. Warum spielen sie nicht Halma oder Fang den Hut? Sie laufen herum wie früher wir bei Schnitzeljagden, das waren noch anständige Spiele! Und die heutigen Nichtkinder meckern und meckern – eigentlich immer.
Oh, ich habe wichtige Beobachtungen gemacht!
Das Spiel braucht dauerhaft die Map, dann das Bewegen meines Avatars auf der Karte, immer GPS, damit die Pokémons in der Nähe angezeigt werden können und immer eine Internetverbindung, über die in der Cloud registriert wird, welche Goodies ich am Pokestop bekam und welche Pokémons ich fing. Dadurch wird so ein modernes Smartphone das erste Mal so richtig heftig benutzt – es läuft heiß, und nach kurzer Pokémon-Jagd (zwei Stunden?) ist der Akku leer. Schlimm? Jetzt erst merkt man, dass das GPS flackert und in Gebäuden nicht gut funktioniert – doof, nun weiß der Brüter nicht, dass ich laufe und brüte – der Brüter zählt meine wertvollen Verdienstschritte nicht mit, wenn er kein GPS findet. Wenn ich zwanzig Minuten im Frankfurter Flughafen von A40 bis zum Koffer laufe, zählt es nicht! Im Wald zählt es oft nicht – immer fehlt entweder GPS oder Internet. Ja, und nun sieht jeder, worüber ich schon immer schimpfe: Das Internet ist kaum da. Es setzt überall aus, man bekommt sogar in Citys oft nur Edge oder GPRS oder gar nichts. Es gibt etliche Pokestops, wo nie Internet ist – Pech, die sind so gut wie nicht da. Ich will sagen: Wenn wir demnächst medizinische Überwachung per Smartphone und eHealth bekommen, wird es genauso lausig performen wie jetzt das Pokémon Stop & Go. Es ist zum Haareraufen!
Ja, und dann möchte ich auf die Feinheit hinweisen, dass die Pokestops hauptsächlich genau an den Sehenswürdigkeiten hierzulande zu finden sind (weil die Firma Niantic dafür weltweit die Geo-Koordinaten hat – wegen eines früheren Geo-Spiels). An jedem Denkmal, an Kirchen oder Museen sind welche. Diese Sehenswürdigkeiten sind jeweils nett abgebildet auf einer Infotafel zu sehen, die man antippen muss, um Bälle und Eier zu bekommen. Man kann durch richtiges Draufpatschen auch eine nähere Erklärung bekommen, wofür dieses Denkmal nun da ist. Das bringt mich auf eine wichtige Idee – deretwegen ich eigentlich hier schreibe: Können wir das nicht abwandeln und kleine Schulübungen auf die Tafeln drucken? Vokalen abfragen? Kleine Mathe-Specials? Wissensfragen zu der Umgebung hier? Wir könnten die Multiple-Choice-Fragen des Mediziner-Physikum an Pokéstops stellen, dann werden die Ärzte besser…bestimmt.
Warum kommen unsere Lehrer und Bildungspolitiker nicht einmal auf so geniale Ideen wie Pokémon Go, Kinder spielend die Hausaufgaben machen zu lassen? Wer was weiß und kann, bekommt vielleicht ein Evoli-Bonbon oder ein Pikachu-Empowerment? Wieso nutzen wir das nicht, dass wir Kinder jetzt so liebend gerne zwischen allen Sehenswürdigkeiten hin und her rennen? Wieso kann jedes Kind alle Namen aller Pokémon aufsagen, aber nicht so viele Insektenarten?
Wieso lachen oder protestieren die Pädagogen gegen eine „neue Sucht“? Warum können Sie niemals eine Sucht nach Bildung in uns erzeugen? Wieso war früher der Besuch eines Gymnasiums eine Gnade oder ein Privileg und warum ist es heute eine Last? Wenn die Erwachsenen uns spielen sehen, müssen sie doch ins Grübeln kommen, wenn sie so viel freie Energie und Beharrlichkeit überall sehen? Was wäre, wenn wir Bildung interessant machen würden?
Ich weiß schon, was Sie sagen: Man muss es sich hart erarbeiten, Medizin muss bitter schmecken, ohne Überwinden von Schweinehunden geht nichts! Wenn Übungen auf den Schultafeln stehen, hören die Kids sofort auf, sie hassen Aufgaben jeder Art. Da denke ich, Sie verstehen uns Kinder nicht.
30 Antworten
Lieber Herr Dueck,
und JAAAA, Sie haben mal wieder recht. Das Phänomen das kluge Menschen (sowas wie Sie nur anders) daraus abgeleitet haben heißt „Gamification“ und es sind, wie Roman Rackwitz es so schön zusammenfasst, 5 Elemente, die spielen, lernen und (jetzt kommt’s) auch arbeiten einfach netter, angenehmer, lustiger, effektiver und erfolgreicher machen könnten:
1) Informationstransparenz & Wissen um die Vollständigkeit der für mich verfügbaren Information
2) Echtzeitfeedback
3) Entscheidungsfreiheit
4) klare Ziele + Regeln auf individueller Ebene, d.h. es muss klar sein, was ich im nächsten Schritt tun muss um a) zu lernen = einen Erkenntnisgewinn zu haben oder b) positives Feedback zu erhalten.
5) eine stetige (mit wachsende) Herausforderung (Ideal auch im Wettbewerb gegen mich selbst – und manchmal auch gegen die anderen.
Spannend wird’s, wenn man das ins lernen und ins arbeiten mit einbringt. Denn – oh Wunder – auf einmal macht’s Spaß, es bleibt mehr hängen, man bringt sich gerne mehr ein. All die Gehirnmasse, die sonst so träge ist, kommt so richtig gut auf Touren.
Nebenbei – es ist wirklich unglaublich wieviel Intelligenz Unternehmen jeden Tag NICHT nutzen. Aber das ist ein anderes Thema.
Wer lieber ein Video schaut, statt zu lesen: Wir hatten das Vergnügen eine Stunde lang das Thema erklärt zu bekommen. Eingedampft ergibt das 5 Minuten, die es lohnen in diesem Kontext mal gesehen (und verstanden) zu werden. Hier mal der Link zum Video: https://youtu.be/_w1mRxMBaao
Danke 🙂
Hallo Gunther Dueck,
da bin ich aber beruhigt, dass auch Sie das Pokemon Fieber gepackt hat. Ich hatte nämlich schon ein schlechtes Gewissen weil ich dieses Spiel angefangen habe und für gut befand.
Ich komme vom Dorf, da gibt es zwar einen Pokestop, aber eben kein Internet…
Wenn ich also heutzutage mal in der Stadt unterwegs bin, dann läuft der Avatar nun auch meistens mit. 🙂
Schade nur dass es in der freien Natur keine Pokemons gibt, aber da gibt es ja auch eh kein Netz…
Ihre Idee mit dem AR Lernspiel finde ich absolut genial!
Die meisten Pokemons waren bisher in der Düsseldorfer Altstadt…! Und an der Rheinpromenade, aber eben mehr fischige.
…..Warum kommen unsere Lehrer und Bildungspolitiker nicht einmal auf so geniale Ideen wie Pokémon Go, Kinder spielend die Hausaufgaben machen zu lassen? …..
ach ja da war doch was. als mein Sohn gerade aus der Schule war, begann ich ein Würfelspiel für die Schule zu entwickeln. eine Art Leiterspiel, so dass man immer neue Wege gehen kann. sollte man auf das richtige Feld kommen und die Aufgabe auch lösen. Kommt man auf gekennzeichnete Felder, muss man eine Karte ziehen. es gibt unterschiedliche Themenkarten, je nach Unterrichtsfach: Mathe , Deutsch, Heimatkunde. und das tollste für Klassen, man kann es auch mit Mannschaften spielen. ein bissel Glück ist auch dabei, (um die Spannung zu erhöhen.) dann hängt man ein großes Spielfeld auf und hat Magnete als Spielfiguren. das ist erst cool. das spiel liegt halb fertig seit ein paar Jahren im Schrank. Vielleicht mache ich es Weihnachten zwischen den Feiertagen doch mal fertig. dann sind alle entspannt und haben vielleicht noch gute Ideen beim Testen. Aber wie gesagt, vielleicht, ich habe immer so viele Ideen, nur die Zeit fehlt, alle umzusetzen.
Das ist natürlich so ein klassischer Ansatz zu einem Lernspiel. Man setzt ein Ziel, was man den Kindern beibringen möchte und verpackt es dann in ein Spiel.
Hier geht es aber eher um die andere Richtung: Man nimmt ein schon bestehendes Spiel und passt es dann so an, dass man dabei auch noch etwas lernt.
Letzterer Ansatz hat den entscheidenden Vorteil, dass man schon mal ein Spiel hat, was die Kinder wirklich fesselt. Der Spielspaß und somit auch die Motivation sind dann praktisch schon garantiert. Nun muss ich nur noch vorsichtig die Inhalte so platzieren, dass man das Spiel nicht kaputt macht.
Lernspiele gibt es halt viele. Nur die haben meist den Nachteil, dass die Ersteller sich zu viel über die zu vermittelnden Inhalte Gedanken machen und dann das eigentliche Spiel zu kurz kommt. Als Ergebnis hat man dann ein langweiliges Spiel, welches dann zwar ganz tolle Lerninhalte besitzt, aber den Kindern keine Spaß macht und sie dann auch nicht motiviert.
auch das einfache Mensch ärger Dich nicht macht doch Spaß, wir spielen es immer mal, interessant ist doch der Wettbewerb, das spornt an und weckt erst die Geister. Wichtig ist aber, dass man die Kids erst mal nimmt wie sie sind. Ich habe ein kleines Video gesehen. Da hat ein Lehrer die Kinder in einer Sonderschule, jeden früh persönlich mit Handschlag vor der Klasse begrüßt und gesagt in was sie toll ist, der eine im Rechnen, der andere im Sport, der andere schreibt sehr gut. die Kinder gehen mit Freude ans Lernen und ausprobieren. War echt ein toller kleiner Film. Es geht immer darum, ob einer mit Kindern umgeht, der sie liebt. Für Leute, die das nur als Beruf betrachten, ist es schon eine stressige Sache manchmal.
Ja, das wird „Game Based Learning“ genannt. Man nimmt erfolgreiche Computerspiele, die man dann zu Lerntools umgestaltet.
Bekannt sind hier die Versuche mit Minecraft. Im Projekt MinecraftEdu hat man das Spiel für den Unterricht in der Schule erweitert.
Auf Youtube findet man einige von Lehrern aufgenommene Unterrichtsstunden dazu. Da werden dann Höhenlinien in Berge umgewandelt, statistische Überlegungen angestellt, Additionsaufgaben visualisiert, der freie Fall getestet, das Modell einer Zelle diskutiert oder historische Epochen vorgestellt.
Einer der Lehrer sagt dort, dass sich Schüler im Unterricht normalerweise maximal 20 min konzentriert an einer Aufgabe sitzen können. Danach ist die Konzentration weg. In Minecraft passiert plötzlich ein Wunder und die Schüler arbeiten 40-60 min konzentriert an den Aufgaben.
Bei einem speziellen Schüler sagt der Lehrer, dass der sich normalerweise keine Minute lang mit einer Aufgabe beschäftigen kann. In Minecraft schafft er es plötzlich ohne Probleme such intensiver damit zu beschäftigen.
Leider hat Microsoft das Projekt nun übernommen und ein unattraktives Lizenzmodell eingeführt (pro Schüler und Jahr, statt einmalig pro Server). Außerdem lebte die alte Version auch von den frei erhältlichen Modifikationen, die es für das Spiel gibt. Zuletzt wurde z.B. noch ComputerCraftEdu entwickelt, womit man wunderbar programmieren lernen kann. Bei der neuen Version von Microsoft ist das alles nicht vorgesehen, so dass die ursprüngliche Dynamik aus der Idee herausgenommen wird.
Daher glaube ich eher, dass das Projekt bald einschlafen wird. Die offene Welt von Minecraft ist eigentlich ideal, um sie mit allen möglichen Lerninhalten zu füllen. Aber wenn aber auf der einen Seite die Hürden für den Einsatz so hoch gesetzt werden, dann kann das kein Lehrer ausprobieren. Und wenn die offene Entwicklung beschnitten wird, dann kommen keine neuen Ideen hinein. Schade eigentlich.
Da haben wir es wieder, die Leute belachen, was sie nicht verstehen. Wir (meine 3 Kinder und ich) spielen seit Anfang August. Es ist ja eben nicht nur dumm rumlaufen und Pokemon einfangen. Zum einen, da wir nur ein Smartphone haben, kann nur einer spielen. Die anderen muessen mitlaufen und die Natur betrachten. Also planen wir. Am Baumlehrpfad kann die 5-jaehrige Fahrrad fahren, waehren der grosse Bruder Pokemon faengt. Am Fussballplatz laufen ganz viele Jynx rum. Wo in der Nachbarschaft waren wir noch nicht? Wo ist ein Fluss oder Bach in der Naehe wo wir Wasserpokemon finden koennten? Wir haben in den letzen 2 Monaten mehr von unserer Heimat gesehen, als in den 10 Jahren, die wir hier leben. Dann – planen wie man das Gluecksei am besten benutzt. Niemand wuerde (132-50)/12 mal eben so zum Spass ausrechnen. Aber was wenn man 132 Taubsi candies hat, einen Pigeot draus entwickeln will, und den rest fuer Pigeottos benutzt? Wenn mad fuer jede Entwicklung dann ein extra candie bekommt, wieviele Taubsies muss man behalten, damit man so viele wie moeglich waehrend des Glueckseis entiwcklen kann? Auf einmal fangen sie all an, das im Kopf mal schnell beim Mittagessen auszurechnen. Dann die Kampfplanung. Wer hat die besten Resourcen, den Snorlax,der seit drei Tagen in der naechsten Areha hockt, zu besiegen? Ausprobieren, verlieren, Daten sammeln, neu planen, manchmal aufgeben, Strategie umstellen. Viele viele Taubsis sammeln (langweilige harte Arbeit ist manchmal noetig, um eine grosse Belohnung zu bekommen), damit man den eigenen Lapras aufpaepeln kann. Taktische Enscheidungen ueber knappe Resourcen treffen – lieber einen neuen Nidoking aus einem starken Nidoran entwickeln, oder stardust einsetzen + candy sparen und den schwachen Kidoking aufpaeppeln? Welcher Weg maximiert die Kampfkraft der gesammten Sammlung? Beobachten, lernen. Wenn wir am Sonnabend die Arena im Vogelschutzgebiet einnehmen, koennen wir sie bis Sonntag abend halten und zwei mal abkassieren, weil am Sonntag die Leute in der Kirche sind, statt Pokemon Go zu spielen.
Okay, ich hoere jetzt auf, weiter aufzulisten, was meine Kinder alles beim Pokemon Go spielen lernen.
Wie das in der Schule einsetzen – da haben wir wohl Glueck hier. Wir wohnen in Pennsylvania, und meine Kinder (K, 2., 4. Klasse) benutzen iPads in der Schule fuer Mathematik, Lesen, Grammatik und Rechtschreibung. Fuer Mathe haben sie das Programm „First in Math“. Die Kinder haben freie Auswahl ueber die Themenfelder die sie bearbeiten wollen – Grundrechenarten, Geometrie, Brueche, pattern recognition usw. Man kann frei ueben, oder zeitbegrenzte Aufgaben loesen, fuer die es Punkte und Medallien gibt. Mit den Punkten kann man neue Farben fuer den Avatar kaufen, den die ganze Schule im login screen sehen kann. Wenn man genug Medallien verdient hat, darf der Avatar neue Symbole auswaehlen. Der erste zu sein, der einen Anker als Avatar hat (Rechenkapitaen!), oder die Farbe Lila benutzen darf! Eine Sondermedallie zu gewinnen, weil man als Erstklaessler schon die pattern recognition Aufgaben fuer die 3. Klasse loesen kann! Gemeinsam als Klasse mehr Punkte zu sammeln als die Parallelklasse (mein Sohn hat sich auch am Wochenende eingelogged und Brueche geloest, um den Vorsprung zu halten), oder der erste Klassenverband zu sein, der alle Multiplikationsaufgaben besiegt hat (die ganze Klasse hat jede Mittagspause mit dem letzten Kind die Multiplikation mit 7 geuebt, um das zu schaffen).
Diese Spiele gibt es, in erstaunlicher Menge und fuer viele, viele Fachbereiche.
Das Problem ist nur, das viele es belachen, weil sie es nicht verstehen. Weil sie es ja schon Jahrzehnte anders gemacht haben und es so ja auch ging. Weil das ja bedeuten wuerde, das die Art, wie sie die letzen 30 Jahre unterrichtet haben, nicht die beste war. Und wer will das schon eingestehen? Da ist es doch einfacher und angenehmer, Pokemon Go zu belaecheln.
Ich bevorzuge real-life, man kann mit Interessierten Menschen zusammen Pflanzen finden und bestimmen oder Insekten oder Mineralien oder… Und Kinder entwickeln Vorlieben für bestimmte Themen oder auch für das Lernen an sich, wenn kein Zwangssystem übergestülpt wird.
…“mit interessierten Menschen“…oh, da geht alles…es geht ja darum, sie erst zu interessieren – das ist das Problem! Mit interessierten Menschen kann ich locker Mathe machen, aber die anderen müssen doch erst da ran kommen…
Spielend lernen – vielleicht ein Ansatz für die Grundbildung?
Das „frühere Geo-Spiel“ (Ingress) gibt es nach wie vor. Wer also noch mehr für seine Fitness machen möchte sollte auch dieses mal spielen.
In Ingress gab und gibt es verschiedene Kooperationen mit Unternehmen. Bspw. in Form von AXA-Schutzschilden (Versicherung).
Also warum nicht etwas ähnliches in Pokemon? Mit Bildung lässt sich wohl nicht so schön Geld verdienen.
Jetzt bin ich ein wenig schockiert….erlebe immer mehr Menschen, die Pokemon Go spielen (von denen ich es nicht erwartet hätte).
Ich bin praktisch den ganzen Tag „digital“…evtl. habe ich aber deshalb eine Abneigung gegen das Spiel. Könnte ja sein, dass es meine letzten analogen Lücken auch noch verdrängt…wer weiß…
LG
Thorsten Eder
Verstehe ich nicht – „schockiert“ und „Abneigung“, niemand sagt doch, er ist schockiert, wenn ein anderer Malefiz spielt oder Schach – oder wenn ein anderer das nicht tut. Warum so viele Gefühle in dieser Sache? Weil es von den Kids kommt? Und meine Frage: Haben Sie es denn schon mal einen Tag gespielt?
Als mein Sohn mit 10+ oder so Pokemon spiete, ganz normal eben am Nintendo 3DS, sagte ich schon: einer der es schafft, SO ein spiel mit lernenhzu koppen, wird reicher als Krösus (oder Zuckerberg). Nur: es hat noch keiner getan. warum?
Lieber Gunther Dueck,
ich sehe Pokémon Go als eine notwendige Konsequenz technischer Entwicklung. Als ich selbst vor 6 – 7 Jahren das erster Mal „Wikitude“ gedownloadet hatte (meine erst AR Anwendung), war ich von Augmented Reality und deren Möglichkeiten begeistert. Mich hatte es damals gewundert, dass daraus kein Hype entstanden ist. Das Potential für Werbfirmen, die Industrie und Bildung hatte ich (als Tekki) höher eingeschätzt. Vermutlich ist Wikitude aber eher der „Newton“ und „Pokémon Go“ das „Iphone“ unter den Augmented Reality Anwendungen. Tekkis sind halt nicht die Masse.
Obwohl „Pokémon Go“ ein technischer Fortschritt in der Spieleentwicklung ist, sehe ich „Pokémon Go“, wie auch alle anderen kostenfreie Apps und Services, was den Datenschutz angeht, nicht unkritisch. Welche Daten vom Google Sprössling Niantic im Falle von „Pokémon Go“ gesammelt werden kann man nur vermuten (Standortdaten sind sicher, sonst funktioniert das Spiel nicht). Und was die angeschlossenen Firmen Upsight, Apple, Google, Apteligent und Unity Technologies mit diesen Daten machen, ist noch undurchsichtiger. Persönliche Daten sind eben die Währung im Netz, mit welcher inzwischen am häufigsten im Internet bezahlt wird, da diese natürlich fast noch angenehmer zu verwenden ist als eine Kreditkarte. Man bezahlt mit den Daten und das (Geld-) Konto wird nicht belastet. Die Generation-Y und Generation-Z, also die „Ich-Hab-Ja-Nichts-Zu-Verbergen“ Generation, hat wohl mit der Datensammelwut kein Problem, aber ich finde, Firmen (inkl. Google) sollte prinzipiell Apps und Services in einer Premiumvariante anbieten, in der man sicher sein kann, dass keine Daten an Dritte übermittelt werden.
Mich erinnert „Pokémon Go“ an das ktarianische Spiel aus Star Trek NG (Sternzeit 45208,2) welches die Signale direkt ins Auge projiziert und explizit das Lustzentrum anspricht. Die Crew wird dadurch relativ schnell abhängig und wird handlungsunfähig und manipulierbar. Da kann man nur hoffen das das mit bei „Pokémon Go“ nicht passiert
Internet überall:
Immer wieder finde ich es auch erstaunlich wie schlecht die Breitband-Netzabdeckung in Deutschland ist. Egal wo ich im Ausland bin, hat man selbst in den entlegensten Ecken LTE Zugang, während man in Deutschland im ländlichen Raum mit hoher Dichte an Weltmarktführern teilweise nicht einmal GSM Empfang hat. Da ist noch Luft nach oben.
8 Dinge, die Gründer von Pokémon GO lernen können
Hallo Thorsten, auch ohne Pokemon go selbst zu spielen, kann aber jeder Unternehmer was durch das Spiel für seine Firma lernen !
https://www.fuer-gruender.de/blog/2016/07/pokemon-go/
und das ist doch gut so oder?
Noch ein Ansatz, den unser Pfarrer gepredigt hat: Wäre doch nett, wenn wir IN der Kirche einen Pokestop hätten. Dann kämen die Kids auch mal wieder hierher, und vielleicht kriegen wir dann auch den einen oder anderen dazu, sich dafür zu interessieren was es außer Taubsis noch so gibt. Wahrscheinlich sieht das nicht jeder Gottesmann so, aber ich fand die Idee zumindest überlegenswert.
Like.
Spannendes Buch dazu https://www.amazon.de/Stupidity-Paradox-Power-Pitfalls-Functional-ebook/dp/B017T7DXJQ/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1475154946&sr=1-1&keywords=The+Stupidity+Paradox%3A+The+Power+and+Pitfalls+of+Functional+Stupidity+at+Work
Wenn man Geocaching und Ingress hinter sich hat, dann lächelt man über Pokemon Go. Und mit den Multies und Rätsel Caches hat man auch was zum lernen. Hier ein kleines Beispiel:
https://coord.info/GC133EH
Viel Spaß dabei
Thomas
Wenn man Großrechner beherrscht, sind Tablets sehr putzig… will sagen: natürlich ist alles schon erfunden, aber noch keine Masseninnovation. Darüber lächeln ist okay, aber die Unternehmen, die lächeln, sterben dabei.
Die Rückentwicklung menschlichen Denkens nimmt Fahrt auf. Ich bin froh, noch ohne Smartphonenutzung durch Städte und Landschaften gehen zu können, ohne dass mir langweilig wird und ich Ablenkung durch virtuelle Objekte brauche. Ich kann mich immer noch auf reale Dinge und meine Gedanken konzentrieren! Welch ein Glück!
Hallo Gunter,
ich habe in der FAZ gelesen, dass der Hype schon wieder abklingt, aber nicht wegen des schlechten Internet, sondern, weil die Leute schon gelangweilt sind.
Mal sehen, was als nächstes drankommt…
Isy.
Wenn Du Pokemons sammelst und bald alle hast, wird es sehr nervig, noch neue, bisher nicht gefundene, zu finden. Dann ist das Spiel eben „durchgespielt“, in dem Sinne, dass nun keine schnellen Erfolge mehr zu erzielen ist. Dann ist es „langweilig“. Das stimmt nicht ganz, es ist eben „durchgespielt“. In späteren Versionen wird man mit anderen Pokemons tauschen können, dann hat man eben schneller alle, aber auch dann ist es durchgespielt. Usw. usw.
Ich seufze ein bisschen bei Deinem Post bei den Worten „in der FAZ gelesen“, das schreibt doch auch wieder einer, der nur Nutzerstatistiken kommentiert – für Leute, die das Spiel nicht anfangen möchten. „Aha langweilig. Dachte ich doch.“
ja die ganz große Spitze ist vorbei. Bitte wenn Sie eine Quelle benennen (FAZ) lieber den Autor veröffentlichen. Heute werden Beiträge schon gekauft, Je Beitrag zahlt man zwischen 200-300 €, ohne dass Anzeige drüber steht. Wir betreiben selbst ein lokales Nachrichtenportal, sind aber von solchen gekauften Beiträge nicht abhängig, weil wir von einem Immobilienportal leben. Interessant finde ich, wie schnell man doch eine große Masse von Menschen begeistern kann, wenn man es vermag, Emotionen zu wecken. …. Was auch toll war, es fanden viele Menschen wieder ganz spontan neue soziale Kontakte …. .
Hier mal eine andere Sichtweise (old school):
* gut finde ich den Versuch einem stupidem/simplen ‚Spiel‘ etwas Sinnhaftes abzugwinnen oder es in etwas Sinnhaftes zu transferieren
* und ja, da wird der Mensch wieder an seinen (antropologischen) Urinstinkten gepackt: jagen, fangen, vernichten (fehlt noch essen oder habe ich da was uebersehen?)
* Ich beobachte auch eine Begenzung des Bewusstseins (am offensichtlichsten das Ausblenden der Umgebung/Verkehr beim ’spielen‘)
* wo wird da die Kreativitaet/eigenes Denken gefoerdert, wenn die Regeln vom Spielentwickler vorgegeben sind – eine modern Form des Multiple choice
aber vielleicht gehoere ich ja zur austerbenden Rasse Derjenigen, die ihr Umfeld/Natur noch wahrnehmen, wie sie ist und nicht alles in AR von irgendjemand aufbereitet/manipuliert bekommen wollen
Viel Laufen und wenig Denken. Das Spiel spricht den Steinzeit-Jäger und -Sammler in uns an. Das ist der ganze Trick. Natürlich ist viel Denken und wenig Laufen wegen Bewegungsmangel auch nicht gut. Trotzdem ist Pokemon-Jagen genau das, wonach es aussieht: nämlich albern. Der eine merkt es früher, der andere später.
Das andere große AR-Spiel von Niantic hört auf den Namen Ingress und ist um Klassen besser. Das ist zwar auch albern, aber man merkt es erst viel später.