DD287: Fertigexperten gesucht! Neuausbildung nicht möglich! (März 2017)

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Die Globalisierung verführt zu der Idee, Routinearbeit nach „Indien“ auszulagern, eigentlich egal wohin – sie muss nur billig erledigt werden können. Viele IT-Firmen geben nun die reine Entwicklung von Software in Billiglohnländer und beraten die Kunden vor Ort mit besonders qualifizierten Beratern. Die Fachexpertise und der Kundenkontakt müssen ja unbedingt hierzulande vorgehalten werden. Oder: In den Bankfilialen arbeiten mehr und mehr lohngedumpte Zeitarbeitskräfte, die die kleinen Wünsche der Laufkundschaft abdecken. Sie stellen nur noch – wie auch die Call-Center – das Problem des Kunden fest (das braucht wenig Ausbildung) und „verbinden ihn bei Problemen weiter“. Sie schicken ihn dann zum Beispiel zum Immobilienberater oder zum Kreditberater für komplexe Fälle.

Es gibt also – ganz schwarz-weiß auf den Punkt gebracht – in solchen Fällen keine „Mittelschicht“ mehr, nur noch Routine und Hochexpertise. Diese Argumentation kennen Sie ja von mir, dieser stete Hinweis, dass bei der Arbeit (!) das Mittlere abnimmt. Ich will jetzt aber die neu aufkommende Schwierigkeit beleuchten: Wenn das Mittlere verschwindet, gibt es keine Ausbildung der klassischen Form mehr.

Wir kennen die Reihenfolge Azubi, Geselle, Meister. Nun ist es aber in der IT oder in der Bank so, dass es im Extrem nur Angelernte („Indien“ oder „Call-Center-Verbinden“) und Meister gibt – ja, und eben keine Ausbildungsbrücke dazwischen.

Wie wird eine Zeitarbeitskraft, die am Bankschalter nur noch freundlich Routinerat geben soll, zur Kredit-, Firmenfinanzierungs- oder Immobilienkoryphäe? Wie wird ein deutscher IT-Mitarbeiter zum Superberater, der beim Kunden Eindruck macht, der aber noch nie eine Zeile Software geschrieben hat, weil das ja in Indien geschieht?

Irgendwie hat dafür noch niemand einen Plan, weil diese Tendenz der Arbeitsspaltung noch nicht so lange bei uns herrscht. Wir stören uns ja immer schon an „Führungskräften“, die gerade mit einem Doktor in BWL von der Uni kommen und sofort in den oberen Etagen arbeiten, ohne je einen Arbeiter gesehen zu haben. Sie sollen gleich führen! Nichts mehr vom alten „von der Pike auf Lernen“, wie es bei den Soldaten immer üblich ist (die Infanterie hatte früher im einfachsten Fall Spieße als Waffe, man wurde Spießgeselle mit seiner „Pike“).

Wir brauchen also dringend Superexperten und Meister ihres Faches, aber wir haben keine Gesellenstufe mehr. Hilfe, was tun wir? Bilden wir aus? Wie? Aber das kostet doch viel von dem Geld, was wir durch „Indien“ und Zeitarbeiter eingesackt haben! Sollen wir das wieder hergeben? Nein, oder? Meister bekommt man ja auch nicht durch reine Ausbildung. Im normalen früheren Leben arbeiteten doch alle erstmal als Lehrlinge los, dann wurden sie Gesellen und erst dann stellt sich langsam heraus, wer das Zeug zum Meister hat. Ob zum Beispiel jemand Professor werden kann, sieht man meistens erst bei seiner Promotion – nicht wirklich früher. Man muss also sehr viel mehr Leute zur Ausbildung schicken als man am Ende Meister braucht… Wie viele? Was kostet das?

Hmmh, ich kann hier keine fertige Lösung anbieten, nur vielleicht auf die Uni verweisen, die sehr viele Studenten ausbilden muss, um als Ertrag einen Professor zu erzeugen. Ich will hier nur das Problem aufwerfen. Und es ist irre groß. Uns gehen die Meister aus, sage ich Ihnen. Und wenn man das nicht ernst nimmt, werden schleichend erst Zweitklassige und dann Drittklassige „Meister“ genannt. Und zum Schluss wird Meisterschaft gar nicht mehr gekannt.

 

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18 Antworten

  1. Außerdem gibt es ja auch Menschen, die genau „das Mittlere“ können und wollen. Menschen, die vieles ein bisschen können aber nirgendwo wirklich Experten sind. Menschen, die gute Gesellen sind, aber kein Meister sein können oder wollen. Wie ihnen die eine große Begabung fehlt. Oder sie sich nicht gut verkaufen können. Oder keine Personalverantwortung übernehmen möchten. Oder sich schnell langweile und sich dann für etwas anderes interessieren. Oder Teilzeit arbeiten, weil sie glauben, dass es ein Leben nach dem Feierabend gibt. Und/oder Kinder haben. Oder Eltern. Oder einen kranken Partner, um den sie sich kümmern müssen und wollen.
    Es gibt zum Glück so viele verschiedene Menschen, und einige davon eben auch in der „Mittelschicht“. Meines Erachtens sind das sogar die meisten.
    Chefinnen und Chefs, seid ihr sicher, dass ihr die alle nicht mehr braucht?

  2. Wie wahr und bei einem wirklichen Problem kann gar nicht mehr geholfen werden. Als Unternehmen gehen wir dann direkt an die Chefetage – mit dem Erfolg, dass wir dort auch tatsächlich eine Antwort bekommen. Noch können Sie es zeitlich leisten, aber kann das wirklich die Aufgabe eines Geschäftsführers oder Vorstandes Kundenwünsche bzw. Probleme der eigenen Organisation zu lösen, weil kein anderer mehr zuständig ist, weil die Damen und Herren im Callcenter hilflos sind? Studien belegen, dass Markenbindung weniger wird und Service in den Vordergrund rückt. Der Service muss den Kunden aber zufrieden stellen und stundenlanges Warten in Hotlines mit nicht kompetenten MitarbeiterINNen werden nicht überleben. Das geht eine Zeit lang gut, aber dann fehlt die „Mittelschicht“ in den Unternehmen. Deutschland wird verlieren, denn das GAP ist in wenigen Jahren nicht mehr mit einer „Das schaffen-wir-schon-Mentalität“ aufzufangen sein. Vorausschauendes Decken fehlt – bei Eltern, die sich nicht um die Ausbildung ihrer Kinder kümmern, in Unternehmen, die nicht mehr ausbilden und nach und nach gehen den Universitäten die Studenten aus, weil die Vorbildung fehlt. Die Unterschicht kämpft ums Überleben, die Oberschicht verlagert ins Ausland. Gesellschaftliche Verantwortung nimmt rapide ab.

  3. Die Tendenz erinnert an dein Film Idiocracy
    Hier die Handlung: https://de.wikipedia.org/wiki/Idiocracy
    Verblödung der Gesellschaft durch konsequente Vermehrung der weniger Schlauen und keine Nachfahren der intelligenten Menschen. Der Film Spielt dann in solch einer Zukunft in der es nurnoch „Idioten“ gibt, aber keiner sieht sich als so einer. Schreitet unsere Gesellschaft in großen Schritten auf die in dem Film hin? In dem Film ist der amerikanische Präsident ein ehemaliger Rapper, Wrestler und Pornostar. Vielleicht sind wir garnicht mehr so weit entfernt (Zeitlich gesehen)
    Gruß
    JC

  4. Wissensverlust/-brüche sind nicht neu (z. B. Kriege). Auch die Auswirkungen sind bekannt. Neu ist die Art der Schlachtfelder.
    Das Bildungssytem hinkt hinter den – u. a. medialen – Möglichkeiten her. Die Gesellschaft schaut weg, ist mit sich selbst beschäftigt. Der Dekadenz und Bequemlichkeit wird nicht angemessen Paroli geboten: konstruktive Motivation zur Leistung fehlt, Druck und Versagung ( Hartz IV) sind unwirksam weil unzeitgemäß.
    Es endet einerseits mit Eliten, die evtl. den Zeitpunkt zur Emigration richtig wählen, weil sie die Informationen und Mittel dazu haben.
    Der Rest wird irgendwann von der Gewalt der vernachlässigten ‚Biomasse‘ eliminiert, die parallel entstanden ist. In rohem, rücksichtslosem Umfeld sozialisiert, bleibt der nackte Überlebenswille, der alles zerstört, was ihm im Wege scheint.
    Unterlassungen werden teuer bezahlt. Hier allerdings von den Nachfolgenden Generationen.

  5. das ganze geschwätz von teamwork ist heute weitgehend leer. kollegen sind nicht mehr wirklich aufeinander angewiesen und schon gar nicht langfristig. sie werden auch alle einzeln vom personalwesen gewogen. die millenials machen einen versuch mit älteren und dann moven sie lachend weiter zu einer online alternative oder funken bangalore direkt an – extrem flexibel, aber ohne jedes stehvermögen dicke bretter zu bohren. keiner investiert mehr in den anderen, ja keiner interessiert sich mehr für den anderen wirklich – nur die ergebnisse und die firma auch nicht. alle chatten zum abgrasen von rat und sammeln reichlich empathie und küsschen ein aber wenig substanz und nie negatives feedback. wer echte ahnung hat macht sich rar und kurz angebunden – versucht sein premium zu erhalten und hofft es reicht im raus bis zur rente. die junge chefin bemüht sich das alles gut zu finden.

  6. Ist die Hoffnung der Chefetage nicht KI? Idealerweise möchte man einen Cyborg Meister, der das Wissen von der KI und die kognitiven Fähigkeiten des Menschen zusammen führt.
    Dazu wird auf einer ersten Stufe, die Prozesse in kleine Einheiten zerlegt, um die Abhängigkeit von Wissen zu minimieren. Die Routinearbeiten in der Kundenschnittstelle wird dann langsam von Maschinen übernommen. Der Verkäufer wird durch den intelligenten Agenten im Web abgelöst.
    Diese Schnittstelle verschiebt sich immer weiter.

    Irgendwann wird jemand auf die Idee kommen, daß wenn ich den Menschen die Waren quasi kostenlos gebe (eine Form der neuen Sozialhilfe), kann ich Marketing, Beamte usw einsparen.

    Das 1% das 90% der Vermögens hat, verliert kaum etwas.

  7. Gunter Dueck hat mein Problem als Angestellter eine globalen IT-Firma mit drei Buchstaben auf den Punkt gebracht. Was aber schreiben mein Chef und ich bis Ende nächster Woche firmenintern in meine jährliche Zielvereinbarung? Ich werde mir zu einer Lösung 24d/7h, also auch privat beim Programmieren meines Raspberry Pi Roboter Autos, meine Gedanken machen müssen. Hinweis: das ist KEIN Projekt mit definiertem Ende und definiertem Anfang und auch kein SERVICE, sondern „Fortsetzung folgt“ bis zu meinem vom deutschen Gesetzgeber fiktiv gesetzten Renteneintrittsalter. BaW JoB

  8. Wenn wir keine Durchlässigkeit zwischen den Gesellschafts- und Berufsschichten nach oben mehr haben, kommt die Gesellschaft zum Stillstand und dann gehören wir der Katz! Warum bekomme ich das Gefühl nicht los, dass das gewollt ist?

  9. Was uns fehlt, ist die Transformationsforschung. Woher wir als Gesellschaft kommen wissen wir ja, wie wir eigentlich sein müssten ist auch bekannt. Nur wie bitteschön wandelt man eine Gesellschaft möglichst sozialverträglich von der einen Form in die andere Form?

  10. Warum konnte früher ein Maurer ein Haus bauen vom Keller bis zum Dach? Ganz ohne Architekt? Von Erdarbeiten über mauern, Stützen und Fensterbretter einsetzen, bis hin zum Helfen beim Dach eindecken wurde alles von Maurern gemacht. Nur für den Dachstuhl kam der Zimmermann. ein Maurer hatte das Wissen, allein einen ganzen Rohbau hoch zu ziehen, inkl. Drainage , die Keller waren nie feucht und Schimmel gab es auch nicht. Es wird mit Absicht, das Wissen über die Komplexität der Produktion, des Baues nicht weiter gegeben! Stellt euch doch mal vor, bei den Baupreisen, da gibt es einen Trupp, die bauen selber Häuser! Als ich 1992 ein Praktikum als Immobilienkaufmann absolvierte, konnte mir kein frisch eröffnete Immobilienbüro im Osten was lehren. So gründeten wir eine eigene Baugenossenschaft. Wir bekamen von der Gemeinde ein Grundstück für 10 Häuser, wir organisierten selbst die Erschließung, bestellten Bausätze und dann legten alle Bauherren selbst die Hand an und bauten ihr Haus !!! Ein Ossi war damals noch ein Talent in vielen Gewerken, vom Autobauer bis Häuslebauer. Viele konnten einen ganzen Trabbi zerlegen, obwohl sie nur im Büro arbeiteten. Es war der Mangel an Geld und Material, der uns dies lehrte. Es wurden sogar Ersatzteile oft selbst geschweißt. Bei jeder Garagensiedlung gab es eine Rampe, wo man Autos hoch fahren konnte, um daran zu friemeln. Und das Auto fuhr sogar danach. Vieles wird nur komplizierter gemacht als es ist. Aber ich habe Hoffnung auf eine schöne Zeit. Es kommen die 3 D Drucker, dann werden viele zum Erfinder und Bastler. Wir werden alle kleine 3D Drucker Designer ! Noch kurz zur Ausbildung bei Zeiss (ich komme aus Jena) da war es früher gang und gäbe, ein Leben lang bei der gleichen Firma zu arbeiten. Du warst Lehrling, Geselle und musstest dich langsam hoch dienen. An manche Arbeiten ließ dich der Meister erst nach jahrelanger Arbeit. Ein Zeissianer studierte nie, er lernte durch die Praxis und viele Fehlversuche. Mein Schwiegervater durfte erst nach 20 Arbeitsjahren in den Musterbau aufsteigen. Er hatte sich die Fähigkeiten und Fertigkeiten von mehreren Berufen in dieser Zeit angeeignet: Dreher, Fräser, Elektromechaniker, Optiker und Elektroniker. Das kann man in der Theorie gar nicht alles Lernen. Leider sterben diese Fachkräfte mit der Zeit aus. Noch mit 70 Jahren wurde er von Firmen geholt, um die alten Teleskope von München bis Moskau zu modernisieren, ihnen Motoren einzubauen und die Optik zu überholen und einzumessen. Es wurde erst ein Teil gebaut , zusammengesetzt und danach wurden die Zeichnungen im Rechner angefertigt. Ach ja, CAD Experte ist er mit 60 Jahren dann auch noch geworden, so ganz nebenbei. Mein toller Opa! Lieber Gunter Dueck, sie verweisen nur auf die Uni in ihrem Text zum Schluß. Ist es aber nicht so, dass bei der Entwicklung des Internets der Dinge wieder Praktiker gebraucht werden? Tüfftler? Mechaniker? Elektriker? … Handwerker?

    1. Der Herr Dück sieht die Dinge wie sie sind, aber er vermischt die Ursachen. Selbst diese Aussage meinerseits ist schon anmaßend. Ich selbst tue mir hart auch meinen Beobachtungen Ursachen zuzuordnen. Ist die kühle Luftzug jener des Morgen oder des jener des Abends. Der Wind weht immer für 2 Gruppen.

      Klarerweise ist der Banker am Schalter auf eine andere Art getrieben vom Veränderungsprozess als IT Organisationen. Outsourcing macht auch allein Sinn, wenn sie auf der betrieblichen Ebene mehr erreichen wollen. Um Kosten zu sparen gibt es andere Wege. IT hat ein wenig das Problem, Vollkostenrechnung selbst unter der Annahme von Prozesskostenrechnung (so in die Richtung) oder andere für Business typische Strukturierungs- und Harmonisierungsstrategien funktionieren nicht. Sie sind der IT immer im Umfeld vom Schuppen hinter dem Haus (künstlerisch gestaltend) bis in die Garage (Erfindergeist wohl schon im Sinne von konkreter Anforderung), aber nie Teil des Tausches oder so produzierendes Gewerbe. Diese Umfelder können spannend sein, aber eher für die Applikation und nicht den Kern worum es wirklich geht.

      Ohne selbst zu tun und aktiv zu sein geht es nicht, da haben sie meine volle Zustimmung.

      http://www.ilhawaii.net/~stony/lore94.html How the Rabbit lost his Tail.

      Ein Mitarbeiter des Herrn Zemanek (Mailüfterl) tätigte mal eine Aussage, die ich als eine der wertvollsten von der Uni mitnahm. Wenn einmal klar ist was der Prozessor auf Silikonbasis zu leistet und wo die Begrenzungen liegen, dann werden Großen die großen Geschäften machen. Das kombiniert mit dem Wissen aus Rechnerarchitekturen und den parallelen genügt um den Zeitpunkt abzuschätzen, wem der Morgen rötet und die anderen der Abend.

      Damit ist IT nicht mehr der Markt welcher zu Zeiten des PCs jedem Interessierten ein Betätigungsfeld bot auf dem er im lokalen Kontext Pionier zu sein. Dann kam noch der Internetboom und Y2k war auch.

      Damals ist jeder zum PC gelaufen, es war Geld zu machen. Das ändert sich nicht. In Deutschland sitzen im Moment alle im Saloon trinken Kaffee und essen Kuchen, wohlbedacht die Ärmelschoner sauber zu halten. Auf der Bar tanzen ein paar Girls und heben von Zeit zu Zeit die Röcke, das ist schon der Highlight vom Tag.

      Aber im Eck am Pokertisch fährt just diesen Moment einer mit der Hand in Richtung Stiefel und weitem hört man ein Getrappel. Heißt Willkommen die Jungs vom Outlaw Trail. Dann ist der Kaffeefleck am am Ärmelschoner das geringste Problem, sondern viel mehr das Blut welches am Hemd bald klebt. Muss man hoffen, dass es nicht das eigene ist.

      Der Wahnsinn in der IT ist das Paradigma auf dem sie fußt. Der Wahnsinn ist immer überall. Die Wellen überlagern sich von Zeit zu Zeit über längere Perioden. Am Schluss verbleiben wieder die üblichen Verdächtigen und ein paar welche die Flucht nicht rechtzeitig haben ergriffen.

      Ich bin mir nicht sicher ob der Herr Dück sich nicht Innersten seines Herzens wünschte dieser Kelch möge an ihm vorübergehen. Er soll sich keine Sorge machen, den schießt ihm schon jemand aus der Hand und er wird es überstehen. Der Kelch ist bestimmt nicht der letzte.

      Die Bewegung der 80er und 90er war doch ein andere. Die Frage ob sie Tüftler, Mechaniker, Elektriker oder Handwerker brauchen, die brauchen sie so auch. Es stellt sich eher die Frage, ob jene die gebraucht werden bereit sind den Höllenritt auf sich zu nehmen und nicht mal ob des Ritts sondern ob der sie umgebenden Horde. Die Horde dieser Tage ist eher auch in der Ukraine bspw…

      Ein Unternehmens IT oder so werden sie nicht mehr haben. Die haben nie wirklich aus Sicht der Kostenrechnung reingepasst, daraus sind einfach falsche Schlüsse gezogen worden und der Betrieb hat stark gelitten. Wo will man den Multiplikator ansiedeln? Früher waren es eher die engagierten Professionals, welche die es werden wollten oder sich dafür hielten oder dann eher ‚Berater‘. Die einen verstecken sich hinter der Bar und warten bis der Rock sie hebt und der ist im oberen Stockwerk in den Zimmern. Aber eines ist sicher, am Abend reiten alle wieder in den Sonnenuntergang zur nächsten Siedlung.

    2. Ich finde es grundsätzlich gut, wenn jemand vielfältige handwerkliche Fähigkeiten besitzt (meine sind dagegen rudimentär). Aber wenn man sich die Häuser aus den 70er Jahren anschaut, dann haben Sie meist kleine Fenster und niedrige Decken und sie verbrauchen viel Energie. Vielleicht (ich weiß es nicht) braucht es für die hellen, gut gedämmten Häuser einfach Experten in jedem Gewerk? Sozusagen Effizienzsteigerung durch Experten.

      Dasselbe gilt für die Autos, die immer schneller fahren und gleichzeitig weniger verbrauchen und weniger giftige Abgase ausstoßen sollen. Ich denke, darum kann man nicht mehr selber etwas schweißen, weil die eigene Arbeit nicht mehr fein genug oder haltbar genug wäre. Effizienzsteigerung durch Experten.

      Und dennoch finde ich es grundsätzlich gut, wenn jemand umfassende handwerkliche Fertigkeiten hat.

  11. Kleine Ergänzung, doch einige Zeissianer haben studiert: das hieß Maschinenbauing. , daraus rekrutierte man die Technologen und Konstrukteure. Naja und einige wurden zum Ökonomen an der Fachhochschule ausgebildet. Dies ging aber nie ohne technischen Teil im Studium. Ich als Ökonom von Zeiss, wurde an der Hochschule für Maschinenbau ausgebildet. Wir mussten noch Materialtechnik lernen, Stahleck usw. Ökonomen im der Landwirtschaft wurden ebenfalls in entsprechenden Fachschulen ausgebildet, für die gab es das Fach Holz- und Agrarwirtschaft. Die Entwicklung aber in der Optik wurde von Facharbeitern dominiert. da gab es kaum Studierte, die Meister waren hier altgediente und erfahrene Facharbeiter!

  12. vielleicht sollte man einfach unser Land etwas Entakademisieren! welche Qualität hat ein Abitur, wenn 60 % hier lernen? Deshalb müssen so viele studieren, um erst mal die begabten Schüler raus zu filtern. Heute bestimmen über ein Studium nicht die Talente, sondern engagierte Eltern, die Stolz mit ihren Kindern prahlen wollen. Warum kann man nicht mehr mit einem tollen Handwerker beruf prahlen? Warum wird über jemanden im Schlosseranzug hin weg gesehen?
    Ich bin Mitglied in der neuen Partei Bedingungsloses Grundeinkommen. Mir geht es dabei nicht mal um das Geld, sondern ein neues Menschenbild.. Warum bewerten wir einen Menschen nach seiner beruflichen Stellung? Noch dazu wo sich da viele hoch gebuckelt haben und sehr viele, nicht alle !!! um sich schlagend, selbstsüchtig die Karriereleiter hoch kletterte? Was sind das für Menschen?

  13. Es gibt aber auch kaum mehr Jobs in diesem Mittelbau. Entweder man ist Soldat, oder gleich Manager. Darum glaube ich auch nicht, dass Menschen in ihrem Job per se inkompetent sind, sondern dass die Jobs und Karrieren so gestaltet sind, dass sie gar nie mit Kompetenz erledigt werden können.
    Ich komme ja aus das Praxis. Früher hieß es, dass das sehr sehr gefragt sei.
    Ab und zu erzähle ich von meiner Vorstellung guter Ausbildung. Gerade von Professoren ernte ich dann oft Ablehnung. Meine Vorstellung ist: Abitur -> Lehre -> Meister -> FH -> Universität. Von einem Akademiker erwarte ich mir schlichtweg, dass er weiß, wie der Job an der Basis aussieht. Wo gab es das in ähnlicher Form? In der DDR.
    Ich glaube auch, dass 90% aller Studenten an der Uni nicht so gut aufgehoben sind, wie an einer FH. Wen interessiert schon Forschung? An der FH wird angewandtes Wissen gelehrt. Das liegt den meisten Studenten bei weitem mehr.

  14. Also Sackgasse. Rationalisierung zur Profit-Optimierung bringt nichts. Und am Ende kommt dann tatsächlich der Fackkräftemangel, weil die Firmen Naturtalente suchen, die von Hause aus schon alle Qualifikationen mitbringen.
    Wohin wollen wir denn mit unserer Innovation, mit unserer Vereinfachung oder Automatisation stupider monotoner Arbeiten? Wir wollen doch seit der Steinzeit möglichst viel Zeit für uns selbst haben, um uns selbst zu entwickeln und als Gemeinschaft voranzukommen. Zeit für die großen Probleme dieser Welt und uns nicht in den Grundbedürfnissen aufreiben.

    Mein Traum wäre: am Ende verschwindet das Geld und unsere systemisch fehlerhafte Marktwirktschaft des Übervorteilens vieler zum Wohle weniger. Am Ende kommt die Star-Trek-Gesellschaft.

    Das wünscht sich ein T(r)echie 🙂

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