DD333: Die Wertschätzungs-Schere: „Wir wollen nicht immer unten sein!“ (Dezember 2018)

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„Wir wollen nicht immer unten sein!“ – „Niemand kümmert sich um uns!“ – Die dauerhaft Benachteiligten beginnen Protest zu wählen oder gelbe Westen zu tragen. Unser Gesellschaftssystem wird instabil, weil – das will ich beklagen – es uns Menschen zu sehr nach reiner Leistung bewertet, um sie bestmöglich anzutreiben.

Ja, ja! Ich nerve Sie mal wieder zur Jahreswende. Unsere Leistungsgesellschaft agiert ganz zentral mit invasiv schmerzenden vergleichenden Anreizsystemen. Jede Leistung wird genau gemessen und analysiert. Mitarbeiter werden verglichen und bewertet. Damit sie sich diesem Leistungsrennen auch eifrig stellen, gibt es Belohnungen und die modernen Strafen (das explizit betonte Ausbleiben von Belohnungen).

Wir kennen das von der Fußball-Bundesliga. Dort muss es immer um etwas gehen – um Abstieg oder Aufstieg, um Europa-Plätze oder Zusatzpokale. Wir möchten vermeiden, dass es in einem Spiel um „nichts geht“. Das kommt gegen Ende der Saison manchmal vor, wenn zwei Mannschaften aus dem sicheren Mittelfeld aufeinandertreffen – sie haben nichts mehr zu gewinnen und nichts mehr zu verlieren. Das wollen wir nicht. Sie sollen sich quälen müssen.

Bei der Arbeit sollen wir uns auch quälen. Die Besten bekommen Boni, die anderen bekommen eindringlich unter die Nase gerieben, dass sie keinerlei Boni verdient haben. Die Boni werden zunehmend eingesetzt, um damit auch eine Wertschätzung auszudrücken. Wir teilen uns ein in Winner und Loser, wir sind nicht mehr Menschen im Team.

Die jetzigen Incentive-Systeme machen keine Hoffnung. Denn die Berufe der Nachdigitalisierungszeit werden anspruchsvoller. Wir möchten als Kunden bestens beraten, empathisch umsorgt und gut verstanden wissen. Ärzte sollen nicht nur heilen, sondern Seelen streicheln; Rechtsanwälte nicht nur gewinnen, sondern Zuversicht für unseren Fall ausstrahlen. Neulich habe ich ein Foto gemacht: Der Calida-Shop in Mannheim sucht im Schaufenster nach charismatischen Unterwäsche- und Schlafanzugverkäufern.

Quelle: eigenes Privatfoto

Wir sind aber nicht alle Seelentröster, nicht alle Charismatiker, Models oder Vertriebsgenies, aber wir erwarten das zunehmend von unserem Nächsten, den wir immer bestens gelaunt in Service-Stimmung sehen, weil er sich so arg über seinen Mindestlohn freut. Der Maroni-Röster sollte einen Bachelortitel in Kommunikation und Serviceerbringung erworben haben.

Das ist alles nicht neu, aber nun schlägt die neue Zeit wirklich heftig zu, immer heftiger: Wenn wir alle so viel von all den normalen Menschen verlangen, so viel, dass nur wenige „liefern können“, dann sind viele von uns dauerhaft unten. Wir sind heutzutage nicht wechselnd erfolgreich, mal schon, mal nicht. Erfolg und Misserfolg wechseln nicht so sehr. Nein – wir sind oft lange oben und oft dauerhaft untern, wenn wir je einmal unten sind. Für längere Zeit sind diejenigen oben, die neben den nötigen Fähigkeiten auch eine gute Portion Talent mitbringen, die sich zu zerreißen bereit sin und die nicht zu viel rund um eine Familie eingebunden sind. Die werden gelobt und wertgeschätzt, solange sie auf Top-Niveau funktionieren. Sie werden als Rollenmodell allen anderen vor die Nase gehalten, so wie zu anderen Zeiten „Helden der Arbeit“ gefeiert wurden. Aber die meisten von uns sind eben keine Top-Talente, keine Überflieger und keine eisernen Marathon-Triathlon-Leister, kein einziges Jahr.

Da öffnet sich eine psychologische Schere, eine Schere der Seelen, eine Wertschätzungsschere. In der prozessorientierten Welt ist kaum noch Zeit für Warmherzigkeit und Güte. Patienten werden Krankenscheine und Mandanten Rechtsfälle. Das ist effizient, aber es gibt keinen beruflichen Raum menschlicher Begegnung mehr. Weihnachtsfeiern werden gestrichen, man bekommt vielleicht einmal eine Freikarte für ein Sauna-Erlebnisbad. Die Welt lässt sich ohne Wertschätzung besser managen, nämlich viel einfacher über Bonussysteme…

Wenn die Kirchen leer bleiben, die Vereine schwinden und Schwatzen an der Kasse andere Wartende schwer verärgert, wenn Wertschätzung vor allem oder ausschließlich per Leistung verdient werden muss – wo bleibt der Mensch als Mensch? Viele von uns versuchen sich in selbsterfundenen Weltmeisterschaften: sie joggen messbar länger als alle anderen, posten unfassbar viel bei Instagram, essen nur Dinge mit einer bestimmten Farbe oder versuchen, nicht zu heizen, damit sie die Erderwärmung verhindern. Damit will ich sagen: Viele versuchen sich in extremen Verhaltensweisen, in denen sie natürlich allen anderen in Sichtweite überlegen sind. Das ist selbstfabrizierte Wertschätzung im Eigenmaßstab.

Wertschätzungsersatz. Wem nicht einmal das gelingt, geht jetzt langsam auf die Barrikaden. Nicht immer unten sein – denn das wird oft unaushaltbar. Schauen Sie in Verbrechensnachschauen in der Presse: So etwa jede seitenlange psychologische Betrachtung eines Extremtäters bringt Demütigung, Mobbing und Nichtachtung zu Tage…

Ich finde, es sind zu einem guten Teil diese exzessiv kränkenden Leistungsvergleiche, die vielen von uns jeden Trost nehmen. Darauf möchte ich wieder und wieder hinweisen. „Wertschätzung muss in Zahlen sichtbar werden…“ ist eine dicke Wurzel des Übels. Es klingt wie „Liebe muss man sich verdienen. Wertschätzung muss man sich verdienen.“ Das ist ausdrücklich nicht die christliche Botschaft.

 

 

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21 Antworten

  1. Ist es die Leistungsmessung als solche, die die Leute aus die Barrikaden bringt? Oder vielleicht die als inkonsistent (unterschiedliche Maßstäbe, die nicht überzeugend sind oder nicht überzeugend kommuniziert werden), mal als lückenhaft (einige Leistungen werden wahrgenommen, andere nicht), mal als ungerecht (manche können ihre eigenen Leistungskriterien beeinflussen, andere nicht) empfundene Leistungsmessung? Jeder Mensch besondere Stärken und ist zu besonderen „Leistungen“ fähig, und ist Anerkennung nicht auch eine Art von Leistungsbewertung? Das Problem scheint mir v.a. darin zu liegen, wie man bewertet und ob man dabei den Blick auf das Ganze wahrt oder sich in Zahlen verliert, die zwangsläufig nur einen Ausschnitt. Das Thema erinnert etwas an das Thema Schulnoten: Notengeben ist m.E. keine schlechte Idee an sich, wird aber kontraproduktiv, wenn es nicht vernünftig umgesetzt und kommuniziert wird.

  2. Das ewige Höher, Schneller, Weiter kann eine Zeit lang Spass machen. Der Mensch ist neugierig. Leistungsbereit. Aalt sich teils recht gerne im (eigenen) Erfolg, fühlt sich gerne auch mal potent. Das Artgerechte zuzulassen, dass ist dem Systemischen Prozessen nicht gegeben. Wir leben in einer weltumspannenden Hoch-Hochkultur (mit teils aber auch schrecklichen Wahrheiten und Zuständen an diversen Standorten) und keiner kann sich dem wirklich entziehen. So gilt es eben neben all den tollen Möglichkeiten auch mal zu sehen, dass jeder Mensch seine eigene Art hat und eben auch dann Wertschätzung verdient, wenn er kein Highperformer ist, sondern ein Normalo, der damit oft schon genug dafür sorgt, dass es nachhaltig weitergeht, mit ihm/ihr selbst und der Gemeinschaft.

    Jeder der auf Destruktivität verzichtet hat ein Danke und auch mal Zuwendung verdient.

    Das tierische am Menschsein ist dabei im Guten wie im Schlechten zu akzeptieren. Im Schlechten aber möglichst zu beschränken, aber nie ganz auszuschliessen.

    Milde und Güte, ein unaufgeregtes Interesse am Gegenüber, das lehrt mich die Christliche Idee von Zusammenleben. Sie bildet somit einen Gegenpol und relativiert neoliberale oder totalitäre, willkürliche Syteme. Am Ende hat Herr Gerst die Botschaft schlechthin für uns. Es gibt kein ewiges Wachstum, sondern ein Auf und Ab für jeden und für uns alle zusammen. Im Ab eines einzelnen nicht nur wegzugucken, das lehrt mich die Christliche Idee, damit kann Leid gelindert werden. Eigenes Leid wird erträglicher.

    Geteiltes Glück ist doppeltes Glück, geteiltes Leid ist halbes Leid.

  3. Ohne die Leistungswilligen, ohne die Talentierten, die Disziplinierten und Fleißigen wird schlichtweg nichts mehr funktionieren. Wer versorgt denn dann „den Rest“? Wenn Leistung nicht mehr belohnt oder besonders wertgeschätzt werden soll, dann wird sie woanders erbracht. Wer einmal erlebt hat, wie sehr ein Sportler bereit ist, sich für Wertschätzung, Erfolg und – Ja! – für das „Besser-sein-als-andere“ zu schinden und zu quälen, der versteht, dass das in uns Menschen drin ist und nichts mit der „heutigen Gesellschaft“ zu tun hat. Wir wollen heute gern human, sozial und ach so gleich sein. Aber das klappt nicht, versprochen! Der Wettbewerb treibt uns an, im Kleinen und im Großen. Und so lange es die Gewinner gibt, die liefern, die versorgen, die vorantreiben, so lange gibt es dementsprechend die Verlierer. Und übrigens das Wort Wertschätzung impliziert ja den materialistischen Gedanken. Wert. Man kann jetzt eine philosophische Diskussion starten, was denn Wert ist, aber klar ist: wertschätzen kann ich nur jemanden oder etwas, das einen Nutzen hat. Dieser kann materiell oder ideell sein, aber er muss vorhanden sein! Das System „Natur“ funktioniert ohne Nutzen nicht. Wir wollen immer so inkludierend, so vegan und so gleich sein. Doch dafür sind die Schwachen zu schwach und die Starken zu beschäftigt!

    1. Natürlich wird man Leistung wertschätzen, aber heute werden die nicht so Leistungsfähigen eben „Verlierer“ genannt und implizit verachtet wie früher die Arbeitslosen. Wenn nun die Anforderungen steigen, sollen dann immer mehr schwach verachtet werden? Wo bleibt die Weihnachtsbotschaft?

      1. Bitte nicht „Arbeitslose“, „Stellenlose“ ist besser. Eine neue Stelle zu suchen ist für die Betroffenen, wenn sie es ernst nehmen, sehr viel Arbeit.

  4. Das klingt sehr nach Hüthers „Würde“. Gleichsam sind diese Gedanken auch schon in großen Teilen in „Supramanie“ enthalten. Sie schreiben es richtig, aber beim Lesen des Buches werde ich wahrhaft traurig. Ich kann mir vorstellen, wie Sie sich gefühlt haben, als Sie die Seiten schrieben.

    „So etwa jede seitenlange psychologische Betrachtung..“ ist ein himmelschreiender Warnruf. Mentale Gesundheit in einer Gesellschaft betrifft alle, Verhalten und Kommunikation lassen so etwas durch alle Bereiche kaskadieren. Menschen werden unfreundlich, ziehen sich zurück, werden ausfallend und schlimmeres. Resilienz, Geduld und Verständnis sind dann umso wichtiger.

  5. Lieber Gunter,
    das mit den verletzten Seelen der normalen Menschen unter Leistungszwang verstehe ich, aber nimm bitte die Verbrecher raus. Die sind meistens keine Opfer der Gesellschaft. Das ist ein altes Märchen, das nicht ausstirbt. Kriminelle und Verbrecher sind Menschen, die eben kein Mitgefühl für andere haben. Und das wurde ihnen nicht durch externe Einflüsse ausgetrieben, es fehlt ihnen einfach so im Hirn. Da ist auch keine Familie, Schule oder Ausbildung schuld. Auf ihre Verbrechen sind die Verbrecher manchmal stolz wie auf Leistungen, weil es ihnen extra Beachtung einbringt und sich als armes benachteiligtes Opfer der Umstände darzustellen bringt bei der Verteidigung mildere Strafen, aber ansonsten haben sie einfach einen Mangel an Empathie. So nach dem Motto: „Warum sollte ich das fremde brennende Kind retten, ich kenne es doch gar nicht.“ Es gibt genügend Menschen, die müssen in furchtbaren Familien und elender Umgebung und in Armut aufwachsen und werden nicht kriminell. Und es gibt auch welche, denen wurden die besten Voraussetzungen geschaffen, und sie werden trotzdem Verbrecher.

    1. Liebe Isabel, glaubst Du echt, das es zwei Sorten Menschen gibt, Verbrecher, die keine Empathie haben und die Anständigen? Auch Menschen mit weniger Empathie sind Menschen, die Gründe dafür sind vielfältig. Zudem denke ich, das die Gesellschaft sich immer die Frage stellen muss, inwieweit sie es nicht schafft, jedem Menschen – auch mit weniger Empathie – einen Rahmen zu geben, das er sich bemüssigt fühlt, das Positive umzusetzen. Was Du im Detail anmerkst, stimmt ja, aber die Schlussfolgerung ist völlig falsch, finde ich, LG Thomas

    2. Lieber Herr Dueck,

      vielen Dank für Ihren mich beeindruckenden und unter die Haut gehenden Beitrag.

      Liebe Frau Syrbius,

      ja, es gibt resiliente und weniger resiliente Kinder.
      Und Resilienz ist auch im Erwachsenenalter noch erlernbar, jedoch hochgradig individuell.

      Lauschen Sie gern einigen Minuten zwei in Fachkreisen sehr anerkannten und bekannten Hirnforschern:

      Bereits in den ersten 6 Monaten kann eine ganze Menge schief laufen. Dies erfahren wie im beeindruckenden Vortrag von Gerald Hüther – Glücksgefühle:
      https://www.youtube.com/watch?v=S5RZblSgRjs&t=979s
      … ca. ab Minute 3:00
      *
      Viel dramatischer wird es im Vortrag vom Hirnforscher Gerhard Roth. In seinem Vortrag über die Neurobiologie des „geborenen Verbrechers“ erfährt man innerhalb der ersten 20 Minuten nachvollziehbar erklärt, dass die Gene eine gewisse Rolle bei Verbrechern spielen, viel entscheidender sind vorgeburtliche Traumata und die in den ersten Monaten danach passieren.

      Seit der Berichterstattung über die verstörenden Ausmasse im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach und dem Missbrauchsfall Lügde und dem Unwesen hinter dicken Kichengemäuer und, dass jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens häusliche Gewalt erlebt, müsste es einen lang anhaltenden Aufschrei des Entsetzens in der Gesellschaft geben. Er bleibt aber aus, wie so oft. Meine These: Irgendeiner wird sich schon drum kümmern, ich hab noch so viel zu tun …

      Ich muss leider schließen.

      In der Hoffnung, dass ich ein wenig zur Erhellung in einem schwierigen Themenfeld beigetragen habe,

      verbleibe ich mit besten Grüße und bleiben Sie zuversichtlich

      Hartmut Neusitzer

  6. So lange es keinen Wandel von der marktkonformen Demokratie zum demokratiekonformen Markt gibt, sehe ich hier weitere negative Entwicklungen auf uns zu kommen.
    Der Patch Umlaufsicherung für den Bug Kapitalismus im System Marktwirtschaft liegt schon bereit. Wer hilft mir ihn zu installieren?

    1. Die Frage ist, was dann rauskommt. Sozialismus ist schief gegangen. Kommunismus gabs noch nie und China scheint auch nicht der Stern am Menschlichkeitshimmel. Eine Art Gesellschafts-Ashram – hilfe, dort verbergen manche Menschen ihre Ego-Unzulänglichkeiten hinter Selbstlosigkeit und neigen umso mehr für Hierarchien, die niemandem helfen. Aber so grundsätzlich wär ich dabei bei deinem Update @Sebastian.

      1. Warum kommen immer alle auf Sozialismus wenn man etwas gegen den Neokapitalismus sagt? Daran sieht man wie sehr die Propaganda der Reichen in der breiten Masse wirkt. Die Lösung lautet Ökologisch-sozialer Arbeitlismus:

        – Ökosteuer von 250 Prozent auf alle fossilen Ressourcen
        – Umsatzsteuersätze von 5 Prozent auf Lebensmittel, Kultur und Mobilität, 25 PRozent auf den Rest
        – Besteuerung von Vermögen mit 0,5 Prozent
        – Besteuerung von allen Erträgen die nicht aus Arbeit stammen mit 50 Prozent
        – Steuerbefreiung von allen Arbeitseinkommen und Belastung derer lediglich mit Abgaben für die Sozialversicherung
        – Mindestabsicherung von Stellenlosen, Rentnern oder Erwerbsunfähigen aus der Sozialversicherung nach Kaufkraft statt nach bloßen Zahlen mit Indexierung und ohne Arbeitszwang.

      2. Es geht nicht darum ein wie auch immer geartetes Gesellschaftssystem zu etablieren und da Leute hinein zu zwängen, ausgehend von einem gutartigen Menschenbild, dass dann durch restriktive Maßnahmen durchgesetzt werden muss die dem eigentlich widersprechen.
        Mit Umlaufsicherung (des Geldes) meine ich im Kern erstmal rein ökonomisch-technisches Thema. Ich sehe es als einen Irrglauben, dass Geld neutral ist und nur das Verhalten der Menschen spiegelt. Geld, als sozialer Vertrag, ist ähnlich wie Blut, ist Akteur im System und, vor allem so wie zur Zeit konstruiert, kein neutraler Spiegel. Da wo es mangelt kommt es zu Problemen.
        Es geht um das Fundament auf dem wir unsere Gesellschaft bauen, egal welcher Form. Das aktuelle, sehr alte, sehe ich nicht gerade als all zu demokratiefreundlich.
        Su Franke, falls sie, oder einen Leser, mehr dazu interessiert, empfehle ich Lektüre zum Thema Freiwirtschaft und konkret dem Freigeld. Die Wikipedia ist da ein ganz guter Anfang.
        Ach ja, ich vergas oben noch, dass es gilt den Workaround Inflation (die von der Zentralbank akzeptierte) abzuschaffen. 🙂
        Für Preisniveaustabilität gibt es auch andere Möglichkeiten.
        Negativzinsen sind nur der erste, unvollständige Schritt.

      3. Herr Dueck,
        diesmal auch von mir 100 Punkte und maximale Anerkennung 😉

        Gruß und schöne Weihnachten und eine sanfte Landung in 2019.
        UP

        PS: Wenn Sie ein wenig Zeit haben, empfehle ich zum Jahreswechsel, etwas aus der Bibel zu lesen: Die Bücher Mose und Josua aus dem Alten Testament. Aber aus einer Luther -Bibel! Danach lohnt sich ein Blick in die gleichen Geschichten aus der „emanzipierten“ Ausgabe.

  7. Korrekt! Ihr kurzer, klarer Hinweis auf die wahre Botschaft des Festes dieser Tage. Etwas, was jedoch immer gültig ist, das ganze Jahr und das ganze Leben und uns allen hilft, wenn wir es berücksichtigen. Danke

  8. Es ist ein „gewünschter Zustand“.
    Jeder rennt dem Ziel „Erfolg“ hinterher. Erfolg bemißt sich ausschließlich im „Umsatz“, oder im privaten Bereich an der Menge des … Austausch.
    Ein instabiler Zustand kann durch kleine Korrekturen sehr schnell in die „gewünschte Richtung“ gelenkt werden (Rallysport).
    Wieso also Stabilität herbeiführen? Es würde mich der Kontrolle berauben!

    Prozessorientierte Systeme sind nicht falsch.
    Man hat den Menschen vergessen – matrielle Dinge sind der Hochpunkt der Glückseligkeit….. zumindest läßt die Werbung einen das glauben.
    – Die Agile Welt http://agilemanifesto.org/ addressiert solche Themen.
    Die Grundlage zur Agilität sieht man ganz neuen Gesetz von Conway. (Ist von 1967 – kann Keiner kennen – Sakrkasmus off) https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_von_Conway
    Wer Menschen als „Ressource“ (HR) sieht und nicht begreift, dass eine Weiterentwicklung daran gekoppelt ist auf intelektueller Eben gerade die „sogenannten Abgehängten“ mit zu nehmen und dass genau dieses Zusammen der Schlüssel ist, muss sich nicht wundern, wenn genau diese Spaltung passiert.

  9. Siehe 3. Buch Mose 19, 18. Christlich? Nein, mosaisch! Mittelalter: Christlich? Der Kapitalismus der Kirchen: Christlich? usw usf Jetzt müsste man eigentlich mal über den Term „christliche Botschaft“ diskutieren und die Diskriminierung, die in Ihren Sätzen unterschwellig steckt („Die Chinesen“) und die Qualitäten in anderen Kulturen.
    In einer „neuen“ (offenen, modernen, gerechten???… ) Gesellschaft haben geschlossene Systeme mit Mobbingmethoden (bist du nicht drin , bist du draußen (aus dem Himmel)) keinen Platz mehr. Religion ist ein Auslaufmodell.

    Werte und Wertschätzung gehen auch ohne Katechismus, Scrum und ähnlich blöde Rituale.
    Nix für ungut. Ich kann’s nur nicht mehr hören.

  10. Da sehe ich Sie klar auf dem Holzweg. Sie müssen sich noch mal ihre eigenen Vorträge mal wieder ansehen und daraus Schüsse ziehen 😀

    AfD&Co liegen ganz klar auf der Linie der Leistungsbereitschaft und der Leistungsmessung. Die wollen sogar mehr davon! Alles andere ist ein Kuschelkurs, den sie verachten.

    Kurz: Die folgen beim Menschenbild der Theorie X und kommen mir der Theorie Y überhaupt nicht klar. Da aber die Jobs für Menschen, die nach Theorie X weg fallen oder immer schlechter bezahlt werden, gehen die auf die Barrikaden.

    Wir sind halt in einer Zeit des Umbruchs und müssen ein Konzept entwickeln, wie man diesen Menschen auch eine Perspektive bieten kann.

  11. Leicht wirrer Kommentar aus der Künstlerecke.

    Letzten Monat habe ich die Möglichkeit gehabt mir die Einstellung meiner Mitmenschen auf die Arbeit eines Künstlers anzusehen. Ich war auf einem Weihnachtsmarkt.

    Lasst mich eine kleine Geschichte erzählen.
    Ich fand einen kleinen Weihnachtsmarkt, der für erstaunlich gute Konditionen einen Stand anbot. Als ich noch sagte ich würde auch Schauarbeiten (ich schmiede viele meiner Arbeiten) waren die Leute sehr begeistert. Gut dachte ich, kann ja sein das ich was verkaufe oder zumindest ein paar interessante Gespräche führe.
    Der Markt begann auch nicht schlecht, mit vielen Besuchern, die sich auch interessiert vor meiner Schmiede schaarten.
    Nun muss man wissen das ich einen kleinen Defekt habe. Ich kann nicht weghören. Die Vorstellungen der Menschen, die sie so äußern wenn sie glauben der Hammer übertönt sie schon, sind recht interessant. Was mich besonders verwirrt hatte war die Vermutung dass ich, weil mir die Arbeit spaß macht, das nicht meine Hauptarbeit sein kann. Nun bin ich ein gemeiner gnom und fragte neugierig warum sie das glaubten. „Weil Kunst doch nur Hobby ist.“ Naja, denke ich da. Ich investiere wahnsinnig viel Lebenszeit in meine Arbeiten und versuche wirklich gute Arbeit abzuliefern. Das geht nebenher eher nicht.
    Die Andere Sache die mir aufgefallen ist sind die Versuche Arbeit klein zu reden. Das Hauptargument war: Wenn man nicht unter der Arbeit leidet kann das Ergebnis nichts wert sein.
    Gut, denke ich, da hasst jemand seinen Job und projiziert seine Unzufriedenheit auf Leute die den Ihren mögen. Wenns hilft…

    Nun ging der Weihnachtsmarkt einen ganzen Monat. Was für mich ein quell von Persönlichkeitsstudien war. Ein paar Highlights der Kommentare:
    „Das Zeug hat der bestimmt in China gekauft“ (was ich denk und tu… obwohl… wäre billiger)
    „Das ist doch unbezahlbar.“ (Preis steht dran)
    „Das kann doch keiner Bezahlen.“ (Sprich nur für dich selbst)
    „Ich glaube die wollen einem nur was verkaufen.“ (danke Cpt. Obvious)
    (ab hier schweife ich ab)
    Aber ich denke ich bin da auch etwas ungnädig mit den Leuten. Die Veranstalter hingegen hatten ihren ganz eigenen Sinn für Humor.
    Wir hatten einen Vertrag der da u.A. sagte: bis 18:00 hat jemand am Stand zu sein. Da kam nach dem ersten Tag der Geschäftsführer und meinte wir sollen bis 20:00 da bleiben weil ein Weihnachtsmarkt doch bis um 8 offen haben muss, die Kollegin habe sich nur beim schreiben des Vertrages vertan.
    Ich weiß nicht wo ich hier anfangen sollte also lasse ich mal die zynischen Kommentare.
    (ab hier schweife ich sehr ab)
    Mir ist schon klar, das ich als Künstler immer wie ein verlauster Hippie rüber komme. Das ist Absicht. Weil ich nämlich sehen will ob man versucht mich übers Ohr zu hauen.
    Der Veranstalter versuchte genau das an mehreren stellen, bei mehreren Teilnehmern und ich ziehe daraus nur eine Konsequenz: Keine weitere Zusammenarbeit.
    Den Punkt würde ich gern verstehen, weil er sich meiner Weltsicht entzieht. Es ging immer nur um kleine Beträge um 50€ oder 20€. Warum riskiert man seinen Ruf um so ein paar Kröten zu sparen?

    (Zurück zum Thema:)
    Die Wertschätzung scheint am Leid festgemacht zu werden.
    Wer nicht leidet, arbeitet nicht hart genug. Dieser Mensch muss gepeitscht werden oder wir hängen eine Karotte vor seine Nase.
    Wenn er sich beschwert ist er undankbar und wenn er sich damit arrangiert wird er von einem Zyniker wie mir angefeindet. Ich habe leider keine Antworten. Keinen guten Rat und erst recht keine Lösung.
    Nur beobachtungen. Mal sehen was es beim Nächsten Mal für erkenntnisse gibt.
    Gruß
    Unbekannter Künstler

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