DD347: Stigmenwechsel

Twitter
Facebook
LinkedIn
XING

Da ziehen sie in Heerscharen aus, die Stigmatisierung und die Diskriminierung in unserer Welt auszurotten. Es wird Inklusion und Vorurteilsfreiheit gefordert und gepredigt. Zum Beispiel: kein Body Shaming mehr, also kein Stigmatisieren des Aussehens, kein Stirnrunzeln bei Kopftüchern oder anderer Hautfarbe! Niemand soll sich schlecht fühlen, weil ihn die Blicke der Vorurteilsträger treffen.

Wie könnte das gehen? Vielleicht mit geduldiger Kommunikation, einem willkommenskulturellen Bekanntmachen der Vorurteilsträger mit den Stigmatisierten, und natürlich mit allgemeiner Menschenzugewandtheit, wie sie die Religionen in vermeintlich verschiedenen Schattierungen predigen („Ringparabel“ von Lessing). Diese ruhige Geduld geht heute verloren.

Die Entstigmatisierer wollen schnelle Erfolge sehen. Sie agieren zunehmend ungeduldig. Sie wenden sich nicht mehr gegen die Stigmata an sich, sondern gegen die Leute, die andere Menschen durch den Filter des Stigmas anschauen – gegen die – so will ich sie nennen – Vorurteilsträger. Diese Entstigmatisierer scheinen sich auf die Fahne zu schreiben:

Stigmatisiert die Stigmatisierer!

Dabei sind die Vorurteilsträger im Allgemeinen nicht die eigentlichen Stigmatisierer. Sie haben die Stigmata nicht selbst in die Welt gesetzt, sie sehen die Welt aber ganz überzeugt aus dem Blickwinkel der internalisierten Stigmata. Sie haben viele solcher Wahrnehmungsmuster geerbt und per Erziehung übernommen. Sie wissen oft gar nicht, dass sie Vorurteilsträger sind. Viele reagieren überrascht, wenn man ihnen unterstellt, zum Beispiel etwas „Frauenfeindliches“ gesagt zu haben. „Ich? Ich? Ich doch nicht!“ – „Doch, doch, du! Du bist frauenfeindlich!“ – (Beleidigt): „Das lasse ich mir nicht sagen!“ Die Vorurteile wirken oft unbewusst…

[Gibt es ein Wort für das, was ich gerade als Vorurteilsträger bezeichne? Wenn nicht, ist es ein Teil des Problems, dass man Vorurteilsträger mit Stigmatisierern verwechselt.]

Man versucht für meinen Geschmack zu gewaltsam, die Vorurteilsträger von ihren Vorurteilen zu reinigen. Denn man beschämt sie, durch „Shaming“. Man grenzt sie aus, auch die, die guten Willens sind.

So sehen eigentlich Kriegserklärungen aus, und viele Entstigmatisierer wollen das auch so. Sie versuchen es bewusst mit der Brechstange.

Sie stigmatisieren am besten im Internet durch öffentliches Bloßstellen und wütendes Vorhalten: „Du hast dies und das gesagt!“ Und sie stigmatisieren jede Art von Verteidigungsversuchen, insbesondere „man wird ja wohl noch sagen dürfen“. Sie stigmatisieren Zuhören und Aufeinander-Zugehen. Die Gräben werden größer. Der Hasspegel steigt, weil die Adressaten (die als bewusste Stigmatisierer persönlich angegriffenen Vorurteilsträger) zurückschlagen. Es kommt zum gegenseitigen Stigmatisieren, die Gutmenschen werden stigmatisiert, die Wutbürger, die Besorgten.

Das Stigmatisieren wirkt, zwar nicht unbedingt im Sinne der Entstigmatisierung, aber die Beschämung klappt hervorragend. Das merken nun alle und beginnen, das Beschämen ständig stärker zu instrumentalisieren. Politiker beginnen zu stigmatisieren, damit sie Stimmen bekommen. Es geht gar nicht mehr so sehr um das, was stigmatisiert wird. Man sucht sich Vorurteile, die sich in vielen Vorurteilsträgern eingenistet haben, und vertritt diese und bedient sie – etwa um eine Landtagswahl zu gewinnen oder um US-Präsident zu werden. Die Übung des Beschämens wird inflationär eingesetzt.

Ach ja: Die Wohlmeinenden wollten immer die Entstigmatisierung, aber nun ist es hitzig geworden, weil sie die Enstigmatisierung wie Heißsporne betreiben. Zu den Wohlmeinenden kommen nun die dazu, die nur die Methode übernehmen, nicht die Ziele. Es wird nun wohl nur einen Stigmenwechsel geben – unsere Gesellschaft stigmatisiert neu und anders. Die Ungeduld regiert.

Quelle: Adobe Stock Photo

Twitter
Facebook
LinkedIn
XING

12 Antworten

  1. „Gibt es ein Wort für das, was ich gerade als Vorurteilsträger bezeichne?“
    … „Vorvorurteilte“?
    Ich fühle mich wie so häufig hier mit ertappt, sowohl als mannigfaltiger Vorurteilsträger als auch als Eiferer („Scham-Mane“).

  2. Toll beobachtet und präzise zu Papier gebracht.
    Insbesondere die Zuspitzung mit Verwendung des Begriffs Kriegserklärung empfinde ich ebenfalls in meiner Wahrnehmung des Geschehens. Das Beispiel mit den Religionen ist m.E. Jedoch nicht passend. Sind es doch speziell die abrahamitischen die ihre Kundenbasis größtenteils durch Stigmatisierung der Un- oder Andersgläubigen zusammenhalten.
    Allerdings muss man schon eine Neigung dazu haben an bzw. In dieser Form der Menschenerziehung mitzuwirken

  3. Immer wieder erfrischend. Meines Erachtens auch eine Auswirkung des allgegenwärtigen Internets und der (a)sozialen Medien. Ich gestehe auch ich habe immer noch Vorurteile und zwar ganz schön viele: gegen Politiker, Topmanager, bestimmte Medien, einige Staaten, Leute die andere stigmatisieren usw. Manche davon bezeichne ich als „kondensierte Erfahrungswerte“, manche sind sicher anerzogen von der Gesellschaft, in der ich aufgewachsen bin. Da sind meine Kinder schon weiter. Rationell kann ich mich durchaus davon frei machen, mein Bauch und Gefühl sagt mir aber oft etwas anderes.
    Jedenfalls gefällt mir die gesellschaftliche Entwicklung diesbezüglich gar nicht.

    1. … und somit komme ich schnell wieder auf die Frage welche innere Haltung mein Gegenüber denn mal grundsätzlich hat und wie sehr Ihn/Sie die entscheidenden erzieherischen und zivilisatorischen Prozesse ergriffen haben – letztere bergreife ich ja kaum, wenn ich nicht die Menscheitsgeschichte studiere und dann gleichzeitig wiederholt und unverändert festestelle, rein biologisch betrachtet ist der einzelne Mensch immer noch eher ein Affe mit bewusst-unbewusster Hybris in Bezug auf geistige Fähigkeiten, also immer noch auch ein Tier.

      Bei Angriff auf das Tier und seine Lebensgrundlage gibt es am Ende wohl nur 3 Möglichkeiten für den Ausgang einer Dissonanz:

      1. Flucht (Zurückweichen, Ablassen)
      2. Angriff bzw. Verteidigung (fast das Gleiche – meistens verteidigen sich alle Beteiligten nur) – also Kampf
      3. Ertragen (Dulden)

      … situativ jeweils konotiert mit subjektivem und objektivem Schweregrad sowie Reichweite von Flucht, Kampf, Ertragen und deren Konsequenz. Bleibt Dissonanz betehen, dann wiederholen sich solche Situationen und Entscheidungen evtl. in ähnlicher weise, (im Telespiel) bis der Endkampf oder Endgegner kommt… Im richtigen Leben dauert alles ein bischen länger und bleibt lange offen… nicht jeder hat das Gleichr Ziel, die gleiche innere Haltung, die gleichen Umstände, nur, hoffentlich die gleichen bzw. ähnliche Chancen an Teilhabe.

      Lebensentscheidende Ereignisse und Entscheidungen gibt es im Leben oft nicht mahr als 5-10.
      Klar, mit viel Ressourcen gibt es viel zu entschieden, aber nicht viel mehr lebensentscheidendes für einen selbst – evtl. aber für viele andere gleich zusätzlich… Machtfragen…

      Hier geht es beim Stigmatisieren und Vorurteilen wohl eher um lebhaftes gesellschaftliches Grundrauschen bei gegebenem zivilisatorischem Status Quo, welches sich gerade weltweit polarisierend entwickelt – das allein sollte nicht unbedingt erschrecken.

      Aber man kann innehalten bei der Frage welchen Schweregrad und welche Reichweite das annimmt – Zeit für Demagogen eine Mehrzahl zu „infizieren“ mit der Hoffnung nach einfachen Lösungen weil „Etablierte“ Ihren Job zu lange nicht gemacht haben oder gar korrupt sind?

      Den Demagogen muss man kurz nach der Machtübernahme evtl. noch gerade rechtzeitig kaltstellen? Eine Lebensentscheidung mehr! Die meisten würden das eher Ertragen (auch eine Entscheidung, erstmal nichts lebensentscheidendes zu entscheiden)!!! Lenensentscheidendes ist am schwersten zu entscheiden und hoffentlich wohl überlegt… viele haben den Mut eben nicht solange sie für sich selbst keine unmittelbare Not sehen oder (eine schreckliche menschliche Eigenschaft) meinen vom Leid der Anderen gar direkt oder indirekt profitieren zu können sogar vermeintlich oder angeblich ohne sich selbst die Hände dabei schmutzig zu machen…

      Innere Haltung: Im Zweifel lieber Unrecht tun oder lieber Unrecht ertragen? Bitte spontan entworten.

      Generell:
      Mir scheint es auch so zu sein, dass Menschengruppen ständig einen Wettbewerb oder Wettkampf eingehen möchten, ganz natürlich.
      Hier erkennt man den verbindenden Sportsgeist, wo der Gewinner dem Verlierer aufrichtig dankt und der Verlierer weiß, dass er trotz Chancengleichheit eben nach maximal fairen Regeln heute mal unterlag, aber morgen schon wieder gewinnen kann. Hier trennt beide nur der faire Kampf für eine beschränkte Zeit, im Spiel. Kampf wird hier eher gespielt.
      So spielt man gemeinsam und es geht eben nicht ums Ganze oder lebensentscheidendes, meistens, im Amateurbereich zumindest. Die modernen Gladiatoren kämpfen ja auch zur Finanzierung Ihrer Lebensgrundlagen und Angehörigen… Es gibt genug Kameras, die grobe Fouls heute schwer ahnden, trotzdem schwinkt das Risiko der Invalidität mit, nun gut, man kann sich versichern, aber wenn die Knochen, Sehnen oder Muskeln mal hinüber sind. Auch da wird vieles nur subtiler und auf Kopfthemen, Psychlogische Kriegsführung verschoben – nicht alle wollen oder können das auf „höchstem“ Niveau mitmachen, dann „verdienen“ sie meist auch weniger. Oder?
      Wird im Beruf fair gekämpft? Ich denke selbst innerhalb der einer Firma, innerhalb des Teams schon öfter als man denkt, eben schon nicht (mehr)… wenigstens in der Familie, zwischen Geschwistern ?!?!?! Zwischen Paaren???
      Bei Kriegen – und seien es nur Wirtschaftskriege oder der Run um den begehrten Arbeitsplatz – ist das natürlich anders, da geht es ums Ganze (oder eben um sehr sehr viel Geld für eine relativ sorgenfreie Lebensgestaltung zuerst, später erst auch um zu Teilen, Philanthropie als Reaktion auf eigenes Schlechtes Gewissen – Pfui, wer so etwas denkt). Es ist für viele sehr erfüllend gebraucht zu werden und zu helfen. Verständlich.

      „internalisierten Stigmata“: …Gruppenpsychologie: Schuldzuweisung, Opferkult, Heiligsprechung (im Vergleich zu Zeiten der Hexenverbrennung nix Neues, nur neue Kleider und subtiler, mehr gekapselt, also verkleidet, getäuscht (nicht mehr allzu offensichtlich, aber IMMER NOCH PRINZIPIELL DASSELBE))

      „[Gibt es ein Wort für das, was ich gerade als Vorurteilsträger bezeichne? Wenn nicht, ist es ein Teil des Problems, dass man Vorurteilsträger mit Stigmatisierern verwechselt.]“: … Ein Wort nicht, aber Umschreibungen, je nach Situation.
      Zivilisiert und programmiert („erzogen“) aber rücksichtslos und egoistisch, zu kurz gedacht, da nicht reflektiert (genug), ethnozentriert, unreif und verängstigt, hilflos mit sich slebst. Mehr oder weniger JEDER VON UNS (wenigstens einmal im Leben daran schabend und dann hoffentlich davon Abstand nehmend mit der Ausprägung einer entsprechenden inneren Haltung – das dauert ein Leben lang) außer vielleicht als Buddhist.

      „Brechstange“: …(Gruppen) Psychologisch gilt der Rat: Du bist ok, ich bin ok. Miteinander oder Nebeneinander ist konstruktiv. Gegeneinander ist destruktiv. Dennoch wird es immer auch Machtfragen zu klären geben! Demokratie gebiert hier heute wohl für Nationen maximal mögliche sozial-motivierte Rücksichtnahme und die Freiheit (immer noch christlich-motiviert) zu wählen (Konsum, Partei, Vertrag, was auch immer).
      Entstigmatisierer dürften eigentlich nicht destruktiv werden und könnten nach Lehre Jesu nur durch zivilen Ungehorsam dem Vorurteilsträger entgegentreten. Ziviler Ungehorsam hat gegen Gesellschaftssysteme bzw. Gruppenpsychologie allerdings kaum eine Chance (=> programmierte Mitglieder, Wahnehmungs-blase).

      Hier ist das Problem, wie man mit (z.B.) der AFD umgehen soll. AFD = Vorurteilsträger. AFD-Gegner: Entstigmatisierer (auch nicht besser).
      Man darf sich nicht Ihrer Waffen bedienen, nur, ihre Waffen sind (tendenziell) brutaler, also verliere ich (linear weiter gedacht. über die Zeit. so oder so!? Nicht innerhalb demokratischer Strukturen!!!).
      Bedient man sich Ihrer Waffen, so begibt man sich zumindest methodisch auf Ihre Ebene und macht sich methodisch-gleich und droht Demokratie zu zerstören wo man sie doch „nur verteidigen“ möchte (wo man selbst am meisten profitiert!?), selbst wenn die Sache die Ehrenvollere zu sein scheint (bzw. ist!?).
      Film „Verleugnung“, gibt hier Handlungsempfehlungen: Links liegenlassen, im eigenen Saft schmoren lassen. Nebeneinander unter dem Schutze und unter Bewahrung und Pflege der Demokratie. Alles andere scheint ein böser Fehler!!! Also; Trump mal ranlassen. Amerikaner überzeugen lassen das er es nicht besser sondern schlechter macht, danach wieder besser weitermachen, demokratisch. Alles sportlich sehen, solange grundlegende Chancengleichkeit und demokratsiche Struktur bestehen bleibt.

      Ziviler Ungehorsam reicht nicht?: Es sei den ziviler Ungehorsam kommt in Massen. Dann entscheidet evtl. doch mal wieder das Volk und nicht die Kriegstreiber und Kapitallobyisten… Fridays for Future scheint das Potential zu haben, erstmalig in der Geschichte der Menscheit, weltumspannend-friedliche Revolution. Ich wünsche mir das, es scheint nur so zu gehen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

      Für die Demokratie, den Kompromiss lohnt es sich immer zu kämpfen, evtl. sogar unter Einsatz des eigenen Lebens. Viele haben das getan, sonst wären wir heute in Deutschland nicht da wo wir sind. deswegen ist es auch kein Selbstläufer da zu bleiben – im Gegenteil, weltweite Probleme treffen uns alle und stressen die Widerstandsfähigkeiht und den Zusammenhalt der Natinonen eben nötigerweise im besonderen Maße sogar über Nationlae Grenzen hinweg, die gesamte Menscheit.

      Unrecht tun oder ertragen? Wer sind sie? Am Ende des Lebens werden wir gekämpft haben, nicht nur mit uns selbst. Dann wird Bilanz gezogen. Am Ende ist das Leben geprägt durch lebensentscheidende Antworten, die man für sich selbst im Verlauf gegeben hat. Oft auch schon mit 30 oder 40 Lebensjahren.

  4. „Stigmatisiert die Stigmatisierer!“, das ist ungefähr so wie bei dem Barbier, der alle rasiert, die nicht selbst rasieren. Genau so stigmatisiert der Entstigmatisierer alle, die nicht selbst stigmatisieren. Den sich daraus ergebenden (scheinbaren) Widerspruch löst die Logik, indem sie die Ebene wechselt und z.B. den Barbier aus der betrachteten Menge herausnimmt. Und genau so müssen sich die prinzipiellen Weltverbesserer aus der betrachtete Menge herausnehmen. Ihre hehren Regeln gelten für alle, nur eben nicht für sie selbst. Siehe Robespierre et.al. .
    Der Weise spielt das Spiel nicht mit. Er versucht es mit Überzeugung. Das funktioniert allerdings bestenfalls bei den Vorurteilsträgern, aber auf Grund der Interessenslage nicht bei den eigentlichen Hardcore-Stigmatisierern. Der Weise weiß das, und gibt er sich mit einer temporären partiellen Weltverbesserung zufrieden. Für den Rest bleibt hinreichend Gelegenheit, sich entsprechend der herrschenden Mehrheitsmeinung politisch korrekt aufzuregen.

  5. Herr Quetting,
    das haben Sie so wunderbar ausgeführt!!!
    Wir lassen den politisch Korrekten einfach den Spaß.
    Schönes Wochenende allerseits!

    1. Ja, das sage ich eigentlich auch, bedeutet aber auf Dauer und Grundsätzlich an entscheidenden Stellen (wir reden/schreiben hier „nur“) eher „Flucht“ oder „Ertragen“ (=kampflos bleiben).

      Somit gilt auch hier kaum Allgemeingültigkeit.

      Es kommt auch auf den Zeitpunkt (einer Situation) an, wie Menschen reagieren und selbst einzelne Menschen entwickeln einen anderen Blick auf die Dinge, je nach Lebensphase. Wenn ich meinen Kindern sagen würde lasst das Kämpfen sein, das wäre wohl eine Art Hirnamputation? Klar, es fragt sich immer wieder aufs Neue, um was wird genau gekämpft (Zweck) und mit welchen Mitteln – aber hier geht es ja um Sinn und die größeren Lebensfragen, nicht?

      Und zu der Kinderziehung ist zu sagen, das eine Art Überversorgung in jungen Jahren zu Kampfunfähigkeit im gesamten späteren Leben führen kann. Das könnte auch ganzen Wohlstandsgesellschaften irgendwann mal Übel auf die Füße fallen… zumindest aber eben einzelnen Lebensläufen.

      Allerdings kommt in großen Zyklen der Kampf „immer“ (also fast zwangsläufig) zurück in die Gesellschaft, um eine nötige Umwälzung zu schaffen, massenhaft-gefühlte Ungerechtigkeiten zu beseitigen, zu mildern (die eben ohne Kampf „niemals“ bearbeitet würden), da zuvor subtil, schleichend zu lange große Schieflagen geschaffen wurden… zivilisatorisch eine unglaubliche Errungenschaft, anstatt den Gegenüber per körperlicher Gewalt zu schlagen, dies mit Wirtschaftskraft („Geld“) zu tun (selbst wenn dadurch auch noch Menschen sterben, aber eben nur noch indirekt und im Idealzustand eben bei größtmöglicher Chancengleichheit, eine ständige Aufgabe, das zu werten und zu steuern und verdammt schwer – zuzugeben – wenn man zu den Profiteuren und Ausbeutern gehört („Gewinner-Gen“), tendenziell).

      Anstatt mit Macht (~Geld) kann man auch mit Überzeugung arbeiten, bzw. mit Demokratie!!! Anscheinend gehen Macht und Demokratie aber eine Heirat ein, bei der nicht klar ist wer, wann, wobei die Oberhand gewinnt und das letzte Wort hat.

      Im Kern geht es um Ausgleich und Teilhabe, also um soziale Fragen, die auch mit dem Freiheitsgefühl zu tun haben. Der Eine wird dabei vermeintlich eher übervorteilt, die Andere vermeintlich eher benachteiligt. Es bliebt ständig was zu tun, um Ausgleich zu schaffen. Das ist dann zivilisatorisch die Meisterleistung. Solche Utopien gibt es in Zukunftsmärchen nachzulesen. Unsere heutige Demokratie ist von 1400 n. Chr. aus gesehen auch ein solches Zukunftsmärchen, ein Wahrgewordenes!!! , nur, das dürfen eben heute (noch) nicht alle Menschen dieser Erde chancengleich leben. Dürfen wir uns in Deutschland dann nicht kümmern? Und wer hätte sich zuerst zu kümmern? Von Deutschland aus für Afrikanische oder wo auch immer Probleme!?

      De facto ist das menschliche „Gewinner-Gen“ (der Überlebenskampf) – gerne als eher männlicher Charakterzug fehlinterpretiert (wie Kampf überhaupt) – und psychologische Erklärung für immer-währenden Kampf – zwischen wem auch immer, z.B. auch zwischen den Geschlechtern. Wer könnte das jemals bestreiten oder gar ändern? Dies spricht natürlich nicht gegen Lebensläufe, die über gesundes Nehmen und Geben lebenslange Kooperation fair und zufrieden gestalten könnten. Nur, ist das der Normalfall? Ich denke nicht durchgängig, aber hoffentlich meistens.

      Vorverurteilen und Entstigmatiseren sind dabei eben tendenziell verächtliche Waffen, die wir aber alle hier und da mehr oder weniger, bewusst oder unbewusst einsetzen.

      Ein Hoch auf die Gewaltenteilung und Meinungsfreiheit!!!
      Ohne das gibt es wieder Gemetzel!!!

      Wirtschaftsdiktatur gibt es ja immer noch, für die, die geill-steil gehen wollen, da darf man keine Gewaltenteilung und Meinungsfreiheit – intern – erwarten, aber einen wilden und „freien“ Überlebenskampf mit den Mitarbeitern und Mitbewerbern um Marktanteile – extern.

      Happy figthing! (Und immer schön die innere Haltung bewahren, dann bleibt auch das Kreuz gerade, bzw. der Blick auf die Welt…)

      Die Frage wofür man lebt ist nicht so ganz zu entkoppeln von der Frage wovon.

  6. Da gibt es also hier Zeitgenossen, die uns Seitenweise die Welt erklären und sich dabei selbst total in ihrer eigenen Argumentation verstricken und verirren.
    Die Stigmatisierenden haben doch nur damit Erfolge, wenn andere über die hingehaltenen Stöckchen springen. Jeder sollte sich selbst beobachten, inwieweit er/sie sich diesem Impuls hingibt.
    Niemand wird gezwungen zu stigmatisieren, oder selbiges zu unterstützen. Aber bei vielen ist das Unterbewußtsein eben mächtiger als der Verstand.
    Wer seinen Medienkonsum reduziert auf möglichst seriöse Quellen, hat gute Chancen nicht in den Stigmatisierungsstrudel gerissen zu werden.
    Lasst uns, Rudolf Quettig und Katharina Carl, und die vielen Anderen mit uns sympathisierenden, standhaft die Stigmatisierenden ignorieren, allenfalls sachkundig Argumentieren. Auch ein Appell an die seriösen Medien: Gebt diesen verqueren Geistern keine Plattform!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert