DD351: Start-up-BWL for Newbies und Teil-BWLer

Twitter
Facebook
LinkedIn
XING

Das Verhalten von Konzernhauptverwaltungsexperten gegenüber Innovationen ist als haarsträubend bekannt. Woran liegt das? Ich versuche eine Erklärung: Sie verstehen die BWL nicht ganzheitlich als Fach, sondern beherrschen nur ihren eigenen kleinen Teilprozess, den es schon jahrzehntelang gibt und an dem sie prozessoptimierend ständig herumschrauben, weil er nicht wirklich erfolgreich ist – das aber liegt nicht am Teilprozess, sondern an der fehlenden gesamtheitlich-systemischen BWL-Expertise der Teilprozess-Owner.

Ich erhelle meinen Ärger darüber an zwei Beispielen, dem Catering und dem Bergbau. Im Verlauf des Catering-Prozesses, angefangen vom Ernten & Schlachten bis hin zum Servieren in „Chafing Dishes“ bei einer Konferenz, hat kein einziger Mitarbeiter irgendeine Ahnung vom Kochen. Die Intelligenz der Zubereitung liegt im Prozess selbst. Die Zutaten und Saucen werden zugeliefert, sie entstehen eimerweise nach lange erprobten Rezepten, die nur verändert werden, wenn die Wissenschaft Durchbrüche erzielt, etwa, dass Erdbeeren durch rote Formpilze ersetzt werden können, wie es kleinteilig im Joghurt schon geschieht. Die Prozesskette als solche kommt fast durchgehend mit Anlernlingen aus.

Genauso sehen die Prozessketten in den Konzernverwaltungen aus. Sie erfordern keine Kenntnis der BWL an sich, sondern nur ein Teilwissen über den Teilprozess und alle die Maßnahmen, die zur Weiterleitung von Problemen ergriffen werden müssen, wenn etwas schiefgeht (Meetings für die Weitergabe heißer Kartoffeln).

Wenn man aber ein Start-up gründet, muss man über das neue Geschäftsmodell gründlich neu nachdenken, und zwar in Gänze. Ich erkläre es am Bergbau. Man vermutet irgendwo Lagerstätten wertvoller Rohstoffe. Dann wird man wohl erst lange zur Probe bohren und explorieren, wie man sagt. Wer fündig wird, schätzt den Umfang der neuen Lagerstätte sehr sorgfältig ein. Je nach Ergebnis kann nun erahnt werden, wie groß der spätere Verkaufserlös sein kann. Man untersucht, wie hoch die Kosten sein werden, die zur Ausbeutung der Lagerstelle anfallen werden. Gibt das ein Geschäft? Bei einer positiven Antwort (die ist absolut nicht sicher, dann hört man wie bei Start-ups sofort auf) beginnt der Ausbau der Lagerstätte bei möglichem Tagebau oder die Ausrichtung beim Untertagebau. Irgendwann, ja irgendwann beginnt die Förderung und die Gewinnerzielung. Die Gewinne müssen die Kosten der Förderung, des Transportes  und des Verkaufs übersteigen. Es kommt auch darauf an, wie groß die Lagerstätte ist, also wie lange man fördern kann. Zum Ende hin werden die Gewinne natürlich schmaler, wenn nicht mehr aus dem Vollen geschöpft werden kann. Und zum Schluss muss die Umwelt wieder in Ordnung kommen, es fallen unter Umständen enorme Rückbaukosten an. Dafür muss ein guter Teil der Gewinne zurückgestellt werden, damit der „Tod“ bezahlt werden kann.

So ein Start-up hat viele Züge des Bergbaus in der Phase der Exploration bis hin zum Beginn der geordneten Förderung.

Die Standardmitarbeiter der Konzernzentralen kennen aber nur die seit langer Zeit eingeschwungene Phase der gewinnbringenden Ausbeutung. Sie haben z.B. die Autos und die Fließbänder schon vor langer Zeit erfunden und optimieren seither die Prozesse. Das können sie einigermaßen gut, aber auch das nicht wirklich gut: wie konnte es denn geschehen, dass Toyota in den 80er plötzlich so viel besser war als alle, die schon zig Jahrzehnte an den Prozessen schraubten?

Wenn man etwas Neues in Konzernen beginnen will, muss man das Ganze doch erst sorgsam explorieren, von Anfang bis Ende, wie beim Bergbau: Wo sind die besten Probebohrstellen, wie viele wird man sich leisten wollen etc. Aber dann:

Was immer bei diesen Überlegungen herauskommt, muss von den Teil-BWLern in der Konzernzentrale beurteilt und genehmigt werden. Sie, die Innovation nicht verstehen können, urteilen. Das tun sie ganz ohne Skrupel, ohne zu wissen, dass sie den Gesamtprozess eines Business noch nie durchdacht haben. Sie legen vollkommen sorglos ihre angestammten Teil-Prozess-Messlatten an. „Wie hoch kann dieser neue Fisch klettern?“, fragt der Affe. Kurz: Die Leute in der Prozesskette eines Caterings diskutieren mit, wenn man ein Spitzenrestaurant eröffnen möchte. „Das Essen sollte am besten viereckig geschuppt dargeboten werden, weil es dann gut in die Chafing Dishes passt.“

Die Hauptfrage der Teil-BWLer ist: „Wie viel Gewinn macht das Start-up?“ Sie sind sehr unzufrieden, wenn der Gewinn erst später kommt, oft wenn sie schon im Vorruhestand sind. Ich gebe Ihnen genau deshalb das Beispiel des Bergbaus. Hey, dort ist es klar, dass man erst das Risiko der Probebohrungen auf sich nehmen und dann die Infrastruktur aufbauen muss! Das wird in den Konzernzentralen verneint. Sie finden, man müsse schnell Gewinne abschöpfen und diese dann in Mehrgeschäft investieren (sie stehlen aber die schneller Gewinne dann doch zur Rettung des Quartals, by the way). Im Bergbau geht das so: Oft können Sie schon oben im Tagebau etwas von der Lagerstätte abbauen und rasche Gewinne mitnehmen. Dann aber füllt sich die große Grube mit immer mehr Wasser, und deshalb gibt man das Business bald wieder auf. Und nun kommt der wichtige Punkt: Man kann jetzt den Rest der Lagerstätte nicht mehr gut im Untertagebau abbauen, weil die Bohrarbeiten wegen des Wassers nicht mehr möglich sind. Meist machen sich dann auch die Tagebauer davon und hinterlassen eine ruinierte Umwelt. In dieser Weise bezahlen wir Bürger den Rückbau der Kernenergie; die Unternehmen kassieren die Gewinne, die Mitarbeiter zahlen die Zeche.

Im Bergbau nennt man gierige Strategien dieser Art seit alters her Raubbau. Raubbau ist seit Jahrhunderten verboten, weil die weisen Herrscher darauf achten mussten, dass die Lagerstätten möglichst komplett ausgebeutet wurden. Raubbau wurde damals ernsthaft verfolgt!

In den Konzernen wird Raubbau gerne gesehen. Er nennt sich offiziell „Quick Win“ und in meiner Lesart hier „Quick win & even quicker away“.

Ich müsste eigentlich ein ganzes Buch über dieses Thema schreiben. Lesen das dann die Teil-BWLer? Ich frage nur rhetorisch: „Wie viele BWLer sind in den Verwaltungen NICHT nur Teilprozess-Teil-BWLer?“ – „Könnte sich jemand in einem Konzern, der ganz extrem den vollen Durchblick hätte, so ohne weiteres gegen die Teil-BWLer durchsetzen?“ Oder in einem anderen Setting, das Sie vielleicht gut kennen: „Kann der Restaurantkritiker den Dosen-Tüten-Catering-Teil-Köchen einen Sinn für Kochkunst und mindestens edlen Geschmack beibringen?“ – „Haben die jetzt teilsterbenden Konzerne frühere Gewinne zurückgelegt, um sterbende Geschäftsmodelle rückzubauen?“ – „Haben die Autokonzerne vorgesehen, dass es auf Batterien/Brennstoffzellen zugeht?“ Im Bergbau exploriert man mit den Gewinnen einer Mine schon woanders nach neuen Lagerstätten, das leuchtet selbst Kindern ein. Die Autokonzerne wollen aber offenbar den Gewinn auch dann noch steigern und verteilen, indem sie die Ertrags-Mine schließen und gleichzeitig neue Minen erschließen… Irgendwann zahlen wir gemeinsam die Zeche, wie bei der Kernkraft.

Ich seufze: „Gibt es nur noch Teil-BWLer?“ Müssen wir immer unter diesen vielen leiden, die immer nach dem heutigen Gewinn fragen? Warum begreifen sie nicht, dass man bei Start-ups immer das ganze Business oder den Gesamtwert des Unternehmens misst – und eben nicht den jetzigen Gewinn? Ist ein Bergbauunternehmen, dass gerade die Goldmine freigelegt hat, deshalb nichts wert, bloß weil es in diesem Moment den größten Verlust angehäuft hat? Bei Start-ups fragen sie in diesem Moment: „Bekommen wir die Vergangenheitskosten bestimmt auch wieder rein? Müssen wir das Start-up jetzt nicht schließen, weil das nie geschehen wird?“ – „Aber ab jetzt machen wir Gewinn!“ – „Aber ihr holt nicht alles wieder rein!“ – „Vergiss die Vergangenheit. Ab jetzt machen wir Gewinn!“

Die Autofabriken machen nur vermeintlich Gewinn. „Ihr macht eigentlich schon Verlust, weil die Beerdigung des Alten sehr teuer kommt, wozu ihr keine Rückstellungen gemacht habt.“ – „Nein, wir machen hohe Gewinne und wir zahlen gerade jetzt extra gute Dividenden, damit wir vor den Aktionären gut dastehen.“ – „Aber ihr müsst den Grabstein ansparen!“ – „Ach, wir wollen uns keine Sorgen um den Tod machen. Augen zu und durch! Unsere Lobbyisten und Verzichtgewerkschafter retten uns dann schon. Wir benehmen uns wie ein argloses Kind, das man dann doch aus dem Mist zieht. Too carefree to fail.“

Quelle: Adobe Photo Stock

Twitter
Facebook
LinkedIn
XING

14 Antworten

  1. Als die Controller in den 70-80er Jahren das Ruder der Firmen übernommen haben, dachte ich schon es kann nicht schlimmer kommen. Doch es kam schlimmer, weil heute praktisch alle großen Firmen nicht mal mehr von den eigenen Controllern gelenkt werden, sondern von Börsen Spekulanten und Bankern. Diese Spezialisten lenken ein Unternehmen völlig losgelöst, ein Technologie Unternehmen in gleicher Weise wie eine Fastfood Kette. Das eigentliche Kerngeschäft eines Unternehmens spielt dabei keine Rolle mehr.
    Durch den Raubbau werden obendrein noch potentielle Nischen für Start-ups zerstörrt, bevor diese richtig erschlossen wurden.

  2. Danke. Das ist die nackte Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Wie soll es auch anders funktionieren, wenn blutleere Söldner mit 2-Jahresverträgen auf den Stühlen sitzen? So kommt es wie es nun ist: Manager, die nichts entscheiden, vor allem kuschen und mut- und leidenschaftslos agieren. Jeder von denen hat ein Protokoll in der Hinterhand, auf dem steht, das er es nicht gewesen ist. Gehen wir einfach durch die Industrie-Skandale der letzten Jahre: keiner war´s….

  3. Hauptsache, das Quartalsergebnis ist zurechtoptimiert – und der Ego-Bonus schon ‚mal im Beutel. Das mag der Aufsteiger-„Hund“.
    Wobei bei den Autos nie solche „Gewinne“ geherrscht hätten, wenn keine Gesetze und Subventionen sie propagiert hätten und die externen Umweltkosten „zurückgelegt“ worden wären. Nach uns der Hitzeschlag. Hundetage.

  4. LOL! Bergbau ist, wie Tetris im letzten DD, ein äusserst gelungener Vergleich!

    Vor bald 30 Jahren arbeitete ich in einer Firma, welche sich nach „EKS“ orientierte (nach Wolfgang Mewes). Dort lernte ich im Zusammenhang mit der Entwicklung von neuen Produkten den Ausdruck „kybernetische Produkt Kalkulation“ kennen. Das ist – so erinnere ich mich – nichts anderes als eine möglichst ganzheitliche Denkweise, die unter anderem – um beim Bergbau zu bleiben – Exploration und Rückbau in die Kalkulatikon miteinbezieht. Wenn dann, nach geplantem Tag X, unterm Strich etwas übrig bleibt, nennt man es Gewinn. Verkauft sich das Produkt weiterhin gut, beginnt die Mine echt zu rentieren!

    Der (ungebrochene) Erfolg meiner damaligen Arbeitgeberin bestätig die Wirksamkeit der Strategie. Das habe ich so bei keiner weiteren Arbeitgeberin angetroffen und erlebt. Deshalb wundere ich mich auch nicht, weshalb „man“ (Management) (wiederkehrend) nach möglichen und unmöglichen Ursachen suchen und eine „Initiative“ nach der anderen lostreten oder sich gar von Teilen seiner erfahrenen Belegschaft trennen muss (Audi, Daimler, …). Und gerade hier startet eine neue Runde der Tretmühle: Was kostet die Einarbeitung neuer Mitarbeiter, welche zur neuen „Initiative“ passen? Wer bezahlt die Zeche?

    Noch ein Gedanke zu „Batterie/Brennstoffzelle“: Ich meine festzustellen, dass sich die ganze Diskussion um den Energiebedarf der (mobilen) Zukunft einseitig auf „Batterie“ ausrichtet. „Brennstoffzelle“ oder ein anderer (nachhaltiger) Energiespeicher/-Umwandler scheint keine Option. Der Politik sei’s gedankt. Damit starten wir meines Erachtens mit der gleichen bereits dagewesenen Dummheit in den nächsten Raubbau…

  5. Vor gut 40 Jahren planten einige meiner Klassenkameraden (mathematisch-naturwissenschaftlicher Abi-Schwerpunkt) BWL oder VWL zu studieren. Ich nicht verstand, wofür man das braucht. In über 30jähriger Tätigkeit in einem Wirtschaftsforschungsinstitut hat man mir beigebracht, dass Wirtschaftswissenschaften sehr wichtig sind. Jetzt, nach zwei Jahren Ruhe(stand), frage ich mich wieder: Braucht man das oder sollte kann das weg?

  6. Bitte korrigieren:
    Vor gut 40 Jahren planten einige meiner Klassenkameraden (mathematisch-naturwissenschaftlicher Abi-Schwerpunkt) BWL oder VWL zu studieren. Ich nicht verstand nicht, wofür man das braucht. In über 30jähriger Tätigkeit in einem Wirtschaftsforschungsinstitut hat man mir beigebracht, dass Wirtschaftswissenschaften sehr wichtig sind. Jetzt, nach zwei Jahren Ruhe(stand), frage ich mich wieder: Braucht man das oder sollte das weg?

  7. 1. Man muss die BWL als mentales Konstrukt/Produkt (Werkzeug für Manager) verstehen, das seine Anwendungsgrenzen überschritten hat. Weil sich das Werkstück (die reale Wirtschaft) verändert hat.
    2. Überholte/veraltete Produkte sind Kandidaten für Innovationen. Die BWL als Produkt muss neu erfunden werden (nicht nur ‚debuggen‘). Weil die BWL auf den Grundlagen der VWL aufbaut müssen vorgängig auch diese Paradigmen neu aufgestellt werden.
    3. Pflichtenheft ‚Neue BWL‘: {a} Wissen/Können als ‚immaterielle Güter‘ müssen in einer Art Potenzialbilanz (analog ‚Energie‘ in Physik) in die Rechnungslegung Eingang finden (-> Potenzialerfolgsrechnung). {b} Das (monetäre) Werteparadigma muss dahingehend erweitert werden, dass auch die nicht-monetäre und subjektive Wertedimension rational/quantitativ berücksichtigt wird. (Zum Beispiel mit Vektoren.)
    4. Wir haben schon einige Vorarbeiten dazu geleistet – und suchen immer noch ‚Mitstreiter‘. -> Project NEMO (New/Next Economic Model) http://project-nemo.org

    1. Nicht nur „Innovation“, vor allem auch „Disruption“ – aber dazu bedarf es „Männern“, keine „Memmen“ (rein metaphorisch, versteht sich)

  8. Eine hervorragende Zusammenfassung meiner Erfahrungen, Wahrnehmungen, Erkenntnisse und Überzeugungen zu „Teil-BWLern“ seit Beginn der 90 Jahre. Und mit jeder Dekade seit damals hat die Fähigkeit zu systemischem Denken und Handeln deutlich abgenommen.

  9. Das ist derLife-Cycle fast jeder Technologie: Wie beimBergbau ist bei nahezu jeder Innovation erst einmal das Risiko hoch. Und haben will das neumodische Zeug auch ert einmal niemand. Das drückt auf den Erlös und den Gewinn. Hat sich das Ding aber endlich durchgesetzt, dann kann man es mit guten Margen auf den Markt bringen, bis irgendwann die Hersteller von Generika anfangen mitzumischen. Und während aus der Innovation langsam Alltag wird, beginnen die Margen zu sinken. Trotzdem kann man, da die Risiken verschwunden und die Entwicklungskosten eingespielt sind erst einmal munter Geld drucken. In eine Weiterentwicklung zu investierent lohnt sich ohnehin nicht, da neue, aber zur Zeit noch teure Produkte das gleiche besser leisten. Und so rollt der Rubel, bis eines Tages die Neuerungen preiswerter werden und man mit seinem alten Kram, den niemand mehr haben will, in die Pleite schlittert. Was lernt der BWLer daraus? Nun ja, er kauft ein Unternehmen, wenn die Zeit der Risiken vorbei ist und verkauft es wieder, wenn der Höhepunkt überschritten ist, rechtzeitig vor der Pleite. So kann er – wenn er die richtigen Zeitpunkte trifft- einerseits den Reibach einstreichen und andererseits die Beerdigungskosten vergesellschaften. So ungefähr sieht jedenfalls das Kern-Geschäftsmodell z.B. der IBM, aber auch vieler anderer börsennotierter Gesellschaften aus. Und was machen in diesem Szenario die Lenker und Strategen der großen Konzerne? Sie erfüllen einfach die von ihren Auftraggebern in sie gesetzten Erwartungen. Wir hätten da zwar andere Ansprüche an das Executivpersonal (insbesondere was die Nachhaltigkeit ihres Wirkens betrifft), aber weder rekrutieren noch bezahlen sie.

  10. Na, das ist dann aber ein Armutszeugnis für die Leute, die sich Professor nennen und unsere Hochschulausbildung bestreiten (nur „G-tt“ und sich selbst verantwortlich) oder noch nicht einmal das, wenn dabei nur „Teil-XYZ“e rauskommen; dies betrifft ja leider nicht nur die BWL. Ansonsten gilt wohl immer noch, was Patricia Pitcher schon in den 90er Jahren über das „Führungsdrama“ herausgefunden hat (ISBN: 9783608918434): Firmen brauchen Künstler, Handwerker und Technokraten – aber eben letztere nur ausnahmsweise.

  11. Das einzige was vermutlich bestmöglich hilft (heutiges Wissen), nach all den Jahrtausenden des Fortschreitens der Zivilisation (zuletzt immer „schneller“), ist das Domestizieren des Menschen per Demokratie. Und zwar in allen Bereichen, auch der Wirtschaft, den Unternehmen, die heute doch meist eher Diktaturen ähneln. BWLer Diktaturen.

    Denn, dass Gewissen und die Moral funktionieren nicht hinreichend, wenn echte oder unechte existenzielle Ängste walten und das tun sie immer für den einzelnen Menschen und für Gesellschaften jeder Größe, im Zyklus eines Menschenlebens (oder eben einer Gesellschaft), maximale Schaffenskraft im Alter von 20 bis 60 im Jahr 2020 (beim einzelnen Menschen).

    Demokratie entschleunigt (oha – wie nervig?) und ist des Mächtigen Erzfeind, da Teilhabe systematisiert wird und Reichtum (Macht) eben systemisch beschränkt.

    Verbots- und Gebotskultur (Rücksichtsnahme) lässt sich eben nicht absolut implementieren? Aber dafür gibt es doch den Staat, der sich aber am Ende auch finanzieren muss und stärker wird, je stärker der Steuern-erzeugende Wirtschaftsraum. Libertäre fangen grade an zu kotzen. Sollen sie ruhig und dann aber schnell den Armen freiwillig und uneigennützig helfen – ich muss laut lachen. So wie Bill Gates. Dabei tut er heute wohl wirklich auch Gutes… uneigennützig? Im Alter hilft man gerne…wenn man nur kann. Evtl. aber auch leise, deswegen muss ich Bill Gates nicht mehr bewundern als Menschen in Sozialberufen oder eben Ehrenämtern, unbezahlt, der Sache des Helfens echt verpflichtet, durch inneren Antrieb und Bescheidenheit.

    Wo sind die Leitplanken die vor den extremen Polen des Kapitals schützen? Es gibt sie schlicht nicht oder eben kaum und das ist asozial per Definition.

    Egoismen suchen sich auch immer Ihren weg, zur Not im Krieg, im Extrem, welches evtl. ??? nur ein natürliches Produkt ist und eben wie die Jahreszeiten (im übertragenden Sinne) auf das reduziert wird was es rein natürlich gesehen ist:

    Ein Auf- und Ableben. Dazwischen ist der Überlebenskampf.

    Hört sich zu schräg an?

    Kam mir nur recht spontan in den Sinn und klang nicht besonders falsch.

    Dennoch ist doch unsere Aufgabe das anzustreben was uns allen ein Zusammenleben ohne Krieg ermöglicht, wenn auch schwergängig. Was ist schneller bzw. stärker, die Rücksichtnahme oder das Asoziale?

    Also: Doch wieder, lieber Demokratie? Hoffentlich doch!!!

    Man möge nur sehen wie sich Elternschaft entwickelt hat, in nur 50/60 Jahren.

    Es gibt den Unternehmer, der so tickt – demokratisch (Teilhabe ermöglichend), aber, der ist in der Minderheit und er muss noch mehr kämpfen als die anderen, die eben auch bescheissen um „noch besser zu überleben“.

    „Macht bedeutet jede Chance…“

    Sicherlich ist es schwierig den Beweis zu führen. Aber die Geschichte bietet doch all diese wiederkehrende Muster nur in immer neuen Gewändern, nicht?

    Und „Kapital“ ist so viel flexibler als „Arbeit“. Ich erkenne keine Chancengleichheit nur ansteigende Spannungen seit 1944 in Deutschland (Gesellschaftlicher Lebenszyklus? Leider!!!)… der Spannungsausgleich wäre dann die natürliche Folge… die Frage ist nur:

    Wann?

    Scheinheiligkeit und Selbstbetrug überall.

    Aber am Ende des Lebens kann das Gewissen schon auch quälen… selbst wenn soziale Ächtung oder Knast nicht passierte…

    Vieles passiert allzu subtil und ist eben nicht justiziabel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert