Geheimstudie Hirnforschung: Hohe Bildung macht das Gehirn untüchtig – wird Spitzer erneut zuschlagen? (Daily Dueck 327, September 2018)

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Früh dumm sterben. Das ist mir wohl vorgezeichnet, weil ich zu viel beim Surfen durcheinander lese. Ich bin seit Tagen depressiv – ich leide sehr unter dem neuen Gerücht.

Die erdbodengleichmachende Studie dazu ist noch nicht erschienen und so brisant, dass sie auch nicht unter der Hand zu haben ist. Man prüft noch die statistischen Methoden, die im Prinzip erlauben, bei fast allen Studien die Aussage A und gleichzeitig die Aussage Nicht-A (ihr Gegenteil) zu beweisen, je nachdem, welche Modellannahmen man trifft. Je nach Modellannahme gibt es nämlich beste mathematische Verifikationsverfahren. Für Statistiker der psychologischen und medizinischen Forschung ist es üblich, die Modellannahmen so zu treffen, dass man  die simpelsten statistischen Verfahren benutzen kann, die man unter enormem Zwang in Statistik I kennenlernen musste. Es gibt noch II und III, aber die bleiben Normalwissenschaftlern verborgen. Pragmatiker, von denen es viele in der Industrie gibt, schlagen als Modellannahme oft vor, vor der Studie das Zutreffen von Aussage A anzunehmen und dann leicht zu beweisen – oder andersherum. Egal – man doktert noch an den Methoden der Geheimstudie herum. Es geht die Hoffnung auf einen Nobelpreis um, hörte ich.

Die Geheimstudie hat wohl durch Hirnscans gebildeter Leute herausgefunden, dass eine breite Bildung, wie sie in unserer Kultur zum Ideal erhoben wird, der allgemeinen Funktionstüchtigkeit des Gehirns nicht zuträglich ist. Mir ist das sofort klar gewesen, als ich nur die Überschrift zugeflüstert bekam: „Bildung zerstreut.“ Bingo! Ich bin ja Professor, und denen wird ganz allgemein attestiert, dass sie zerstreut sind. Menschen, die zu viele Romane lesen, begehen noch träumend etliche Fehler bei der Arbeit – alles vollkommen klar. Gebildete leben in anderen Welten, nämlich weitgehend in der Phantasie einer idealen Welt oder einer Horrorwelt. Idealisten glauben, es würde Licht. Realisten sehen, dass ein Weltende bevorstünde. Ich zum Beispiel phantasiere viel lieber über das Licht, weil ich dann  besser gelaunt bin und die derzeit schlechte Welt nur als Übergangsstadium zum Guten erhoffe. M. Spitzer ist Realist und sieht die analoge Welt im digitalen Horror verenden. Beide Einstellungen signalisieren aber Formen von Bildung.

Ach, ich habe mich verzettelt. Was sagt nun diese eine Studie? Kurz: „Wenn man sich mit zu vielen Dingen beschäftigt, verzettelt sich das Gehirn.“  Wenn  man zum Beispiel im Call-Center arbeitet, bei der Bank oder bei der REWE, dann muss man unendlich oft „Hallo!“ oder „Was kann ich für Sie tun?“ oder „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“ sagen/fragen. Solche Mitarbeiter wirken dressiert – das wurden sie auch. Sie bilden nun im Kopf durch die Dressur absolut dicke Gehirnsynapsen aus, so wie bei jemand, der zwanzig Jahre auf dem Klavier „Für Elise“ übt und es noch nicht richtig kann und deshalb oft vorspielt. Solche Gehirne funktionieren gut. Man sieht es an den praktischen Handwerkern und den geerdeten Dorfbewohnern, auch wenn da ab und an ein Seehofer mit ihnen durchgeht.

Bei den Hochgebildeten und Viellesern aber muss sich das Gehirn viel zu viele feinsinnigen Stränge anlegen. Es verästelt sich fast unendlich durch die verwundenen Fantasien, durch das ungeheure Wissen oder die Kenntnis von allen wissenschaftlichen Studien der Psychologie oder der Nahrungsergänzungsmittelforschung zum Beispiel. In solchen Gehirnen gibt es keinerlei dick ausgebildete Stränge, wie sie durch Erziehung zur Pflicht und Gehorsam ausgebildet werden. Feinsinnige Gehirne müssen praktisch in jeder Situation neu denken, weil sie keine Standardstränge ausbildeten. Sie verbrauchen dann sehr viel Energie (Hochgebildete sind tendenziell dünner als Bildungsferne, sagt eine Studie), und die Ergebnisse taugen nicht viel. Denn das, was man schon immer tut, ist bewährt und schlägt ganz frisch Neuerdachtes um Längen (auch wenn das Bewährte nicht immer gut sein mag – Neuerdachtes ist unreif).

Diese horrende Feinverästelung von Hochbildungshirnen führt zur Zerstreutheit, Spinnigkeit und zu  ausufernder Kreativität immer neuer embryonaler Gedanken. Hochgebildete wirken oft wie „in einem andern Film“, den niemand nachverfolgen kann, auch und vor allem nicht andere Hochgebildete – die sind ja oft gegenseitig verfeindet.

Diese Untüchtigkeit des gebildeten Gehirns wurde vom Volk historisch immer beobachtet und wurde nun endlich unter die Lupe von Hirnforschern genommen. Das ist ja die große Stärke der Hirnforschung: Sie schaut uns ins Hirn rein und bestätigt uns, dass wir das gedacht haben, was wir gedacht haben.

So also, liebe Leute, ist die Lage. Wir müssen jetzt umdenken. Das ist notwendig, auch wenn sich in der Phase des Umdenkens das Gehirn grässlich und unnötig windet und damit schrecklich verästelt – das ist der notwendige Schaden bei jeder Veränderung, aber das wissen Sie ja aus leidvoller Erfahrung. Wandel schadet dem Gehirn genauso wie Bildung, weil er für die Ausbildung neuer Stereotypen die alten schwächt und im Übergang die Hirne schwammig macht.

Die Studie scheint solch ein Umdenken zu empfehlen, soweit ich das herauskitzeln konnte. Feste alte Werte, bewährte Routinen und sicheres Wissen aus massenhaft vielen Studien sollen unser neues Leben konkret charakterisieren. Wir dürfen unser Hirn nicht zu sehr verästeln. Weg mit allem, was Phantasien blühen lässt, weg mit Fernsehen und Internet. Lebenslanges Leben mit der Premium-Befüllung des deutschen Einheitsabiturs mit Großem Latinum und Kenntnissen in Notentransposition. Uns reicht es! Wie einfach das Leben doch optimalerweise ist! Solche Studien fesseln mich.

 

Quelle: Adobe Stock

Ich erwarte das unvermeidliche neue Buch von Spitzer darüber mit Sehnsucht. Ich habe selbst heimlich eine Studie zum Eigengebrauch erstellt – mit der neuen Vermutungsmethode. Die ergibt eine so hohe Korrelation! Nämlich: Leute, die überdurchschnittlich viel Spitzer gelesen haben, sind oft sehr alt. Daraus kann man nach der üblichen Kausalitätsannahme von Spitzer unbedingt folgern, dass ich dank Spitzer lange leben werde, wenn ich ihn nur immer wieder ausführlich lese. Das ist doppelt so korreliert, als wenn man mich zum Sport zwingt und auch noch ein bisschen besser, als wenn ich mit Rescue Tropfen den Bach runtergehe.

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23 Antworten

  1. Kritik gehört aus meine Sicht in Bezug zu „wissenschaftlichen“ Thesen hinzu. Es gilt besser zu werden und man darf ach falsch liegen. Diskurs Qualitäten scheinen an Bedeutung zu verlieren.

    Einen neuen Freund, Herr Dueck, machen Sie sich so nicht. Denn offenbar, mag er Kritik nicht.

    Er wird erneut vorschlagen. Er macht es ja wohl schon eine Weile und hat Übung darin. Siehe SZ Beitrag.

    „Genau hier, sagen Fachleute, liegt das Hauptproblem von Spitzers Argumentation. Er interpretiert Korrelation kausal. „Das lernen unsere Studis im ersten Semester“, sagt Peter Vorderer, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Mannheim, und klingt am Telefon fast belustigt. „Ein Beispiel: Im Frühjahr sehen Sie in Deutschland mehr Klapperstörche. Gleichzeitig kommen mehr Kinder auf die Welt.“ Wenn man wie Manfred Spitzer argumentiert, würden also die Störche die Kinder bringen.“
    https://www.sueddeutsche.de/leben/buchautor-manfred-spitzer-ueber-einen-der-aus-aengsten-geld-macht-1.3965193-2

  2. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte mann herzlich lachen. Und über die Unkenntnis des Unterschieds von Korrelation und Kausalität habe ich mich schon vor Jahren auf einer Entrepreneurship-Tagung gewundert, als eine Doktorandin die Ergebnisse ihrer empirischen Studie vorgestellt hat: Unternehmen, die fünf Jahre alt werden sind erfolgreicher, als Unternehmen, die das nicht schaffen. Ne, echt?

  3. > dass ich dank Spitzer lange leben werde, wenn ich ihn nur immer wieder ausführlich lese

    Evident. Aber was ist dann mit der Bildung, und dem Gehirnwandel? Das scheint mir ein kleiner argumentativer Widerspruch zu sein. Aber da gibt’s so eine Studie…

  4. Viel Ironie in diesem Artikel.

    Nach Myers-Brigg geht es hier um den Faktor „N“. Bei McKinsey und grossen Firmen, die per Headhunter rekrutieren, werden solche Menschen (z.B. ENTJS, INTJS) händeringend gesucht und gut bezahlt.

    Welche Erfahrung haben Sie, Herr Dueck, mit dem Faktor „N“ in der betrieblichen Praxis gemacht? Karriere-fördernd oder Karriere-verhindernd? Geht es nach Spitzer aus, wäre es Karriere-verhindernd.

  5. Die Erkenntnisse aus der Hirnforschung haben schon ihre Berechtigung, aber sie sind immer so dogmatisch pseudo aufgeregt auf Überzeugung getrimmt. Ich hab eine Hirnerkrankung, deswegen muss ich ein bisschen darauf achten, nicht dass irgendwann nur noch Lautgedichte dabei heraus kommen. Doch wiederholt sage ich, weil Erkenntnis auf kleiner Experimentalsituation richtig ist, muss ich nicht ein einziger Synapsenstrang sein. Per Definition wär das dann zwanghaft oder der Urzustand wie bei einem sehr primitiven Gehirn.

  6. Mit der Statistik haben nicht nur Hirnforscher so ihre Probleme. In meiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent am Mathematischen Institut ! der TH Karlsruhe flatterte uns einmal die Arbeit eines pensionierten Ingenieurs ins Haus. Der hatte so seine Zweifel an den Mathematikern und der Art und Weise, wie die auf die Zahl „Pi“ kommen. Und so hat er kurzerhand 10.000 (In Worten: zehntausend!) Konservendosen und andere runde Behältnisse akribisch vermessen und in einer umfangreichen Fehlerrechnung festgestellt, dass die Zahl „Pi“, wie die Mathematiker sie kennen, ab der drittenn Stelle hinter dem Komma falsch sein muss. Unser schlitzohriger Akademischer Oberrat hat ihm daraufhin geschrieben, er habe wohl vergessen, die Dicke des Maßbandes zu berücksichtigen. Der gute Mann hat sich daraufhin überschwenglich bei uns bedankt und klargestellt, dass er trotzdem immer noch überzeugt sei, dass sich die Mathematiker mit ihrer Vorstellung von „Pi“ irren. Er würde deshalb die komplette Versuchsreihe unter Berücksichtigung der Dicke des Maßbandes wiederholen. Wir haben dann nichts mehr von ihm gehört. Wahrscheinlich hat er – anders als Spitzer oder Burkhard Heim – keinen willigen Verlag gefunden und seine wissenschaftliche Abhandlung zur Zahl „Pi“ bleibt für alle Zeit unveröffentlicht. Andererseits sind nu einmal komplexe, fragile Gedankengebäude nicht „in“ in unserer ökonomisch diktierten Gegenwart. Der kauft man doch schon mal lieber ein Tipsystem fürs Lotto, obwohl die Korinthenkacker aus der mathematischen Geminde das für Schwachsinn halten. Wie sagt doch der moderne Manager? „Man muß nicht alles zu 100% verstehen wollen, 80% Lösungen sind für den Erfolg völlig ausreichend.“

  7. Dieses unangenehme zerschreiben von Dingen. Ein typischer Dück und sicher gut für die Wissenschaftsbbelletristik und den Bahnhofsbuchladen. Im beruflichen Umfeld rate ich von so etwas generell ab. Warum? Dazu kann der Autor mal seine eigene Kritik im o.g. Artikel auf seine eigenen schriftlichen Erzeugnisse anwenden. Weder Omnipotent, noch philosophisch wertvoll

  8. Danke @wildduck, sehr präzises Treffen des Zeitgeistes. Vermehrt sind die Disziplin Experten das Problem? Die Illusion die Unendlichkeit mit einer definierten Zahlenfolgen zu fixieren erscheint mir schwierig. Auch das Paereto Paradox produziert zu viele Abfälle, die wir dann in die Dritte Welt oder auf den Mond auslagern. Bleiben Sie am Ball!

  9. Ich denke eher, dass es gar nicht auf mehr oder weniger Bildung ankommt, die im Gehirn oder Darm – ist ja derzeit in Mode – vorhanden ist, wenn Menschen nicht mit der Welt zurecht kommen, sondern dass die Entwicklung des menschlichen Gehirns ohnehin eine Sackgasse der Evolution darstellt. Schwarmintelligenzen wie bei manchen Insekten sind sicher besser dafür geeignet.
    Im Übrigen ist natürlich die Unkenntnis der meisten Menschen über die Möglichkeiten der Inferenzstatistik in Bezug auf Kausalität beklagenswert, aber das wird kaum zu ändern sein.

  10. „Wir müssen jetzt umdenken. “

    … Ich muss gar nix!

    Allein schon diese, meine „renitente“ und individualistische Haltung, die kein Kollektivmensch je verstehen kann, stört. Persönlichkeit stört, ich störe, es sein denn man lebt von mir oder durch mich!? „An wessen Tisch ich sitz…“

    Philosophieren ist ertmal nur geistiger Reichtum, den man auch irgendwie mit Euro bezahlen muss.

    Man unterschätze niemals die Dummheit der Menschheit, sei der einzelne noch so klug.
    Die konkreten Nöte einzelner Menschen und deren Erfahrungen (also Gefühle) haben so starke Auswirkungen auf deren Wahrnehmung, das am Ende „nicht sein kann, was nicht sein darf – das schloss er Messerscharf“ (Christian Morgenstern). Jeder hat am Ende auch zu glauben, nicht zu wissen. Deswegen möchte ich das Verwechseln von Korrelation und Kausalität nicht salonfähig machen, ich möchte nur darauf hinweisen, dass uns dies am Ende allen vorgeworfen werden kann, zumindest dann, wenn „das“ Modell so vereinfacht wurde, dass es wesentliche Parameter einfach unterschlägt.

    Einfache Modelle oder Thesen sind beliebt und werden oftmals sofort geglaubt, sobald sie sich mit der eigenen Erfahrung irgendwie zu decken scheinen.

    Yuval Noah Harari benutzt wahrscheinlich keine einfachst-Modelle und er sieht, wie sehr der Druck des großen Ganzen für Individuen immer mehr steigt. Früher war vor allem das anders: es gabt noch Ecken in der Welt, die für sich allein existierten. Die Welt bestand nur aus vielen Ecken, heute werden Probleme in einem besonderen Ausmaße erstmals global in jede Ecke exportiert und schuld daran sind die globalen Lösungen, die zuvor entwickelt wurden, oder sich – eher halb unbewusst, halb zynisch und mit (absichtlich) fehlerhaften Modellen – irgendwie entwickelt haben!
    Unsere individuellen Probleme sind uns lange Zeit viel näher gewesen als globale (Menschheitsprobleme) und sie sind es auch heute noch. Sind neue Probleme nun menschengemacht oder nicht und ist das überhaupt wichtig, wenn die Menschheit eh nicht zu steuern ist? Harari erwähnt:
    • Die Existenz und dann der Einsatz atomarer Waffen
    • Der Klimawandel
    • Technologische Entwicklungssprünge, die z.B. Arbeistlos machen (KI) oder Mutationen hervorrufen (Genmanipulation)

    Einfachst-Modelle sind von daher meist daran zu erkennen, dass sie in eine Schlagzeile passen, a la Bildzeitung.

    Aber wer liest denn schon (regelmäßig) mehr als das? Das sind nur bestimmte Typen von Menschen und auch denen muss man irgendwann sagen: so, nun hast Du mal genug gelesen, mache Dein Modell mal fertig sonst bist Du nicht mehr als ein Spinner, ein intelligenter Hans Wurst oder wirrer Professor. Außerdem sind die komplexen Probleme eben nicht von jedem zu durchdringen, schon rein zeitlich nicht, wenn viel Zeit für Existenzsicherung und Selbstbeherrschung draufgeht. Und ich sage, auch das ausgereifte Modell bleibt immer noch angreifbar, aber es ist das Beste, was es derzeit gibt. Danke, auch an Harari!

    So stolpern wir von einem Hype/Modell zum anderen, weil das die Menschen insgesamt eben, so zu tun pflegen…

    Und Lobbyisten ringen um die „Wahrheit“ bzw. das aktuell gültige und passende Modell für deren Industrieblase und Existenzsicherung. Und genau das macht Politikverdrossen, wenn es zusätzlich viele Ängste und Sorgen in der breiten Bevölkerung zulässt. Wenn die Masse nicht mehr Verbesserung erfährt, wenn es „stagniert“ oder deflationiert.

    De facto und beispielhaft kann man z.B. beides behaupten:
    a) Es gibt immer weniger Menschen auf der Erde die unter der Armutsgrenze leben.
    b) Es gibt eine immer größer werdende Ungleichverteilung von Ressourcen (Kapital, Boden, saubere Luft) unter den Menschen (Kapital zieht Kapital an, so wie ein schwarzes Loch etwa Materie)

    Die einen argumentieren mit a (und leiden unter b), die anderen mit b (und verteidigen sich mit Behauptung a), weil sich Dinge auch je nach Betrachtungswinkel anders darstellen lassen.

    Und jetzt?

    Auf Militärmessen wird nur von Verteidigung gesprochen !? Das ist – nobel ausgedrückt – nur die Hälfte der Wahheit und noch nicht mal 80%, nach Pareto.

    Also individuelle und Gruppen-Zwänge (die eigene „Blase“) haben einen viel größeren Einfluss auf die Ereignisse als die reine Ratio. Ist das schon ein Denkfehler oder impliziert das nur in Folge Denkfehler?
    Halbwissen ist gelegentlich lebensgefährlich, so wie falsche Korrelation. Nur, was ich nicht weiß macht mich nicht heiß und ich weiß, dass ich nicht weiss

    Und ich gebe zu selbst Statistik 1 war für mich an der Uni nicht wirklich in den Kopf zu kriegen, leider…
    Allerdings glaube ich schon, dass die – entsprechend angewandt – für Menschheitsprobleme eine wichtige Rolle zur Lösungsfindung spielen könnte… am Ende hält sich keiner daran, diese Statistik per Ratio zum Besseren zu verbiegen…

    1. Wer integriert hier „Bauch“, „Herz“ und „Kopf“ für internationale (Menschheit-) Fragen?

      Kurz gesagt sind Glaubens- und Machtfragen immer genauso präsent oder gar gelegentlich viel präsenter und wirkungsvoller, als ein wirklich durchdachtes (rationales) Modell („ohne Korrelatalproblematik“) und Entscheidungen sind somit immer auch Fehlerbehaftet und deren Auswirkung bei nur hinreichender Komplexität, kurz- mittel-oder spätestens langfristig kaum oder gar nicht abzusehen.
      Klar, Herr Spitzer ist nicht bemüht Menschheitsfragen zu klären, aber zumindest im ersten Schritt gesellschaftliche? Kann man bezweifeln.
      Trotzdem müssen Entscheidungen, Thesen, Vorschläge, Forschungsergebnisse nun mal sein (implizit gegeben durch das Fortschreiten der Zeit und das morgendliche Aufstehen) und die Verwechselungen von Kausalität und Korrelation (Denkfehler) dürfen oder müssen aufgedeckt werden, ja klar – aber sie werden nicht, ja niemals wirklich verschwinden (schon gar nicht durch freies Denken – oh-ha, aber deswegen muss das nicht abgeschafft werden)! Die politischen Verhältnisse und Verhaltensweisen heute zeigen uns wie Machtfragen in der „modernen“ Welt entschieden werden, auch gerne mal mit „Korrelatalschäden“ (die Afd steht dafür wohl zu oft Pate, GLAUBE ich“), wenn nicht hier, dann wird eben besser woanders (dafür werden sie hier ja wohl auch gewählt, für Ihre vielen Versprechen), wo ein Mensch, Landstrich, eine Gruppe, ein Kontinent über den Tisch gezogen werden, Menschen im Meer um Ihr Leben kämpfend ertrinken oder mal eben ein Ferkel ohne Narkose bzw. Betäubung!? kastriert wird, nämlich da wo machtpolitisches Gewicht fehlt. Wer merkt das schon beim Kauf eines Schweinekoteletts an der Theke.

      Das wirtschaften so vieler Menschen und Systeme auf dieser Erde ist doch schon unmerklich mehr als entartet und täglich wird viel für das Vertuschen von subtilen Verbrechen getan und ebenso viel für Werbung, nämlich das Betonen, der guten Seite, die bei genauerem Hinsehen schon allzu oft auch schon ein Irrtum ist! Eine ganze Industrie ist nur darauf ausgerichtet Meinung zu machen, für irgendwen, für irgendwas.

      Fake Science, Fake News, das alles entspringt dem Existenzkampf (und der ist nun mal echt natürlich gegeben) und der Prinzipen einer Leistung bejahenden Gesellschaft in der wir im Besonderen in Deutschland leben, nämlich sogar an der weltweiten Leistungsspitze, wo die Leistungsdichte schon rein national gesehen so hoch ist, das immer mehr Menschen eben entweder depressiv werden oder ausrasten.

      Meine Oma sagt dazu: Mach‘ es wie die Sonnenuhr, zähl‘ die schönen Stunden nur.

      Und so werden z.B. politische Ziele der Grünen heute immer noch viel zu oft belächelt (obwohl die Grünen mit dem Schutz der Umwelt ein zentrales Thema als erste erfolgreich und sinnhaft politisiert haben, nicht nur für Deutschland, nein, für die ganze Welt und deswegen wählen die Grünen nur 5-10% der Wähler – ist es wirtschaftlich nicht lukrativer das Klima nur für Deutschland zu retten? Ach, das geht nicht – uups, na dann eben nicht). Oder umweltpolitischen Ziele wurden bis heute so weit abgeschliffen, dass sie von denen der großen Parteien nicht mehr zu unterscheiden sind. Dies ist dann hoffentlich heute ein politischer Kompromiss erzielt über 40-50 Jahre, nur, wo findet man den Kompromiss mit Trump. Afd, oder Erdogan? Ich sehe aktuell national, europaweit und international demokratischen Verfall – obwohl all diese politischen Systeme und Menschen es besser wissen sollten oder am Ende einfach doch wieder nur ihre eigene Wahrnehmung, Rechtfertigung und Lösung zuerst sehen, man nennt das Blasenlösung oder eben sogar Egoismus hier oder Überforderung da. Die wenigsten Staaten dieser Welt sind geführt über eine parlamentarische Demokratie a la Deutschland, schon die EU ist es nicht, ja da wundert man sich nicht, dass die kaum überlebensfähig ist…

      Die Wahrheit ist doch das auch das deutsche Politiksystem nur überlebt, weil hier der Rubel rollt. Rollt er mal nicht mehr kippt damit ALLES! Ja, so kam Hitler mit seinen widerwärtig wilden Versprechen an die Macht!

      Der Pendel schlägt hoffentlich bald wieder um – und auch hier wieder die Hoffnung: weg vom Nationalismus hin zu politischen Systemen, die globale Strahlkraft haben für die Menschheit, „im Guten“, im Sinne von Chancengleichheit und Bewahrung der Umwelt. Die Hoffnung stirbt zuletzt und es geht vielen heute ja noch! gut dabei – ja vieles ist in Deutschland besser denn je!!! Europa spielt dabei aktuell die wichtigste Rolle überhaupt und hält es seine Staaten wirklich zusammen, dann muss es im nächsten Schritt weltweite, kriegsverhindernde Lösungen mit fördern, nicht nur den Selbsterhalt, der aktuell fast alles beherrscht!

      Sisyphos lässt grüßen :-), so ist das Leben!

      Alles wird gut :-), hoffentlich!

      Wer etwas ändern möchte muss den machtpolitischen Willen viel mehr haben (den Willen zur Mobilisierung der Massen an Wählerstimmen… naja in Deutschland zumindest und das ist eine unglaubliche Errungenschaft, den der Wille wird kontrolliert und erlaubt sich selbst ein Korrektiv in Judikative und Executive und Medien-/Meinungsfreiheit) als eine Ahnung davon, was die nächste Entscheidung (weltpolitisch) wirklich bedeutet (potentieller „Korrelatalschaden“ inklusive).

      In Wirtschaftsunternehmen, die die Welt subtil bestimmen, herrschen ganz andere Regeln! Der BR ist da ein Tiger ohne zähne. Neoliberal gesehen wird jeder Mitarbeiter zur Melkkuh, deren Ertrag zu wachsen hat, solange der Markt keine ertragreichere Kuh, für weniger Personalkosten hergibt! Man nennt das dann die Verhinderung von Altersdiskriminierung, wenn 20 jüngere Angestellte das gleiche verdienen wie ihre älteren Kollegen. Nun ja, die dürfen ja gehen, wen sie möchten… So ist die Welt!

      Was kümmert mich denn mein Geschwätz von gestern.

      Herr Spitzer ist in Analogie an die IT-Nazis einer Firma, ein Hirn-Nazi gegenüber dem freien Denken?
      Ich polarisiere… Herr Spitzer pervertiert den Leistungsgedanken bzw. treibt ihn auf die Spitze? Menschen halten wie …, ja, wie was? Wie 5 Volt Batterien? Ich gebe zu, ich lebe hier besonders von Second-Hand Informationen und Halbwissen, aus Zeitgründen… da ist auch mein persönlicher Korrelatalschaden nicht weit. Und ich erlaube mir mal wieder keine echte Meinung zu haben.

      Außer, den Dueck‘schen Weckruf und Fingerzeit finde ich mal wieder gut. Weiter so, Denken und Schreiben hält wahrscheinlich jung!

      Darum schreibe ich ja auch so viel. Haha. Auch zur Eigentherapie oder aus purer egoistischer Lust.

      Einen schönen Tag wünsche ich!

      1. Populismus ist doch in etwa die politische Machart von „Korrelatalschäden“, die die Eskalation sucht, nicht? Verniedlichend wird hier über das Ziel hinausgeschossen, während zu oft Ursache und Wirkung miteinander verwechselt werden?

        Interessant ist auch das Populismusbarometer der Demokratieforschung.
        Die sogenannte Mitte erodiert zuletzt und mehr als 30% dieser Gruppe hegen echte illiberale Vorstellungen von Demokratie während sie die „selbst gewählte Opferrolle“ (Opfer der Umstände) mit der Hilfe von Demagogen versuchen stellvertretend endlich in ein Tätergefühl zu verwandeln („wir wehren uns nur“), weil die anderen das ja auch tun, bzw. uns angeblich etwas aktiv wegnehmen…

        Populismus gibt es links wie rechts, und rechts ist der Menschen-/Gruppen-psychologisch meist stärker und deswegen ist die Zunahme hier präsenter (in den Medien). Das militante „verlasse meinen Hof“ halt stärker als das militante „lass mich in Ruhe“. Der Besitz macht schneller neurotisch (gierig, ängstlich, geizig…) oder ist eine Folge davon, man hat dadurch eher etwas zu verlieren?

        Zuletzt tendenziell weniger Menschen der „Mitte“ sind absolut unpopulistisch in Ihrer inneren Haltung (knapp 30%).

        Soweit diese Statistik unter 3400 Menschen.

        https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/ZD__Studie_Populismusbarometer_2018.pdf

        „Die Grünen haben hier derzeit die größte Chance mit dem integrierenden Umgang bei Gerechtigkeitsthemen Stimmen derer zu fangen, die nicht dem Populismus zulaufen, aber weg von den etablierten Parteien wollen, dass sind aktuell noch bis zu 70%, abnehmend.“

        http://www.demokratie-goettingen.de/blog/zeiten-des-umbruchs :

        „…Die Sozialdemokraten waren in ihren Anfängen über Jahrzehnte eine fundamentale Oppositionsbewegung. Solche Formationen bringen charismatische Typen wie Ferdinand Lassalle oder August Bebel gewissermaßen von selbst hervor. Sie liefern auch ganz natürlich den Stoff für große Erzählungen gleichsam biblischen Musters: von ihrer Unterdrückung durch die Herrschenden im ersten Akt, über die Sammlung und den Aufbruch im zweiten, bis zum Kampf und der Ankunft in der befreiten Gesellschaft als Finale des Narratives oder Dramas. Die Sozialdemokraten lieben es, sich in dieser derart hübsch konstruierten Historie zu wärmen. Aber es nutzt ihnen schon seit Jahrzehnten nichts mehr, im Gegenteil, da sie ja Establishmentpartei geworden sind – und das nicht in der erzählerisch beschworenen sozialistischen, sondern in der kapitalistischen Gesellschaft. Die CDU hat sich dagegen von Beginn an ganz nüchtern als Regierungspartei, als Kanzlerunterstützungsverein, als eherne Trägerin der Macht begriffen. Da braucht man keinen Charismatiker, kein Epos von der ganz anderen Gesellschaft. Aber an führungsstarke Autorität klammern sich Christdemokraten schon gerne. Die aber gibt es in der CDU derzeit so wenig wie den großen Charismatiker bei der Konkurrenz.“

  11. Wert – mehr darüber zu lesen. Es gibt sogar Menschen die wäreNT Sie schlafen ihre Arbeit z.B in der Hard- & Softwareentwicklung im Kopf realisieren und diese „nachgebaut“ sogar fehlerlos funktioniert. Leider ist das dann auch kein erquickender Schlaf.

  12. Hallo Prof. Dueck,
    ja der wissenschaftliche Grundsatz: „Empirische Hypothesen müssen an der Erfahrung scheitern können“, gilt selbstverständlich allgemein – auch für „Geheimstudien“!
    Anknüpfend gilt: Wer falsch rechnet, den bestrafen das Leben und die Statistikkollegen z.B. https://andrewgelman.com/2018/09/27/people-are-missing-the-point-on-wansink-so-whats-the-lesson-we-should-be-drawing-from-this-story/
    Im Thema „Reproduktion-Krise in den Wissenschaften“ ist es sicherlich einfach, stochastisch zu fordern…
    >Redefine statistical significance_natur 01.09.2017<
    https://www.nature.com/articles/s41562-017-0189-z
    … das „Signifikanzniveau“ von fünf Prozent auf fünf Promille zu schrauben (2 Sigma vs. 3 Sigma) kann man als Statistiker sicherlich leicht fordern und geht im Thema – mathematisch(!) gewiss in die richtige Richtung, z.B. der „Physiker“ mit ihrem 5 bzw. 6 Sigma „break even point“…;]
    Aber wer denkt dabei an die Auswirkungen???
    Tausende von Studentinnen/Studenten und Akademikern aus Psychologie, Pädagogik, Ökonomie, Medizin, Soziologie (vor allem die Bildungssoziologen) etc. – hätten kaum noch eine Chance auf „erfolgreiche“ Papers und Abschlussarbeiten.
    Das Schlimmste aber: teure „Fachzeitschriften" müsste mit leeren Seiten erscheinen und sollten sich die Qualitätsmedien anschließen, würden es diese „Studien“ weitestgehend nur noch direkt in den Papierkorb schaffen – wo sie ja auch hingehören!
    Ergänzend, Wissenschaftsverlage müssten mit großen Umsatzeinbrüchen rechnen und für viele esoterische Bestseller-Verlage sowie die meisten „Talkshows“ wäre es sicherlich Existenz bedrohend, dieses „Signifikanzniveau“…;-)
    P.S. Vielleicht greifen Sie das Thema – für den deutschsprachigen Raum nochmals vertiefend auf? Von angelsächsischen Mathematikern wird heftig interveniert z.B.
    Kristin P. Lennox (Director of Statistical Consulting – Lawrence Livermore National Laboratory)
    • Everything wrong with statistics (and how to fix it) 20.08.2015
    https://www.youtube.com/watch?v=be2wuOaglFY&t=904s
    • All About that Bayes: Probability, Statistics, and the Quest to Quantify Uncertainty 27.09.2016
    https://www.youtube.com/watch?v=eDMGDhyDxuY&t=51s
    Mit besten Grüssen!

  13. Herr Dueck, ich glaube mit dem Bashing von Herrn Spitzer ist niemandem geholfen. Ich glaube sogar, in Ihrem Eifer, in Ihrer Leidenschaft auf der Suche nach dem Licht (der Wahrheit), sind sie beide sich ähnlich. Und, dass muss man auch sagen, beide Gehirne ähneln sich vermutlich in Vernetztheit und Verwirrtheit 😉

    Die letzten Stunden habe ich in meiner Schlaflosigkeit damit verbracht, die Vorwürfe zu untersuchen, da ich bis jetzt die Thesen und Argumente (nicht zwingend die Art und Weise der Darlegung) von Spitzer nachvollziehbar und logisch finde. Der Vorwurf Kausalität und Korellation zu verwechseln, ist leicht zu stellen, aber wie Sie ja wissen (als Analogie): Es braucht logarithmisch weniger Bits, nachzuweisen, dass eine Korellation vorliegt als die Kausalität nachzuweisen. Deshalb von vornherein eine Kausalität als unplausibel abzulehnen, ist jedoch zu kurz gedacht.

    Die (evidenzbasierte) Wissenschaft lebt auch von Hypothesen und Modellen, die versuchen, die Wirklichkeit abzubilden. Leider ist die Sozialwissenschaft nicht so einfach wie die (klassische) Physik. Deshalb bin ich ersteinmal zufrieden mit Modellen, die evidenzbasiert zur Wirklichkeit passen könnten bis sie widerlegt sind.

    Die Artikel gegen Spitzer (auch der der SZ), die ich auf die Schnelle gefunden habe sind inhaltlich recht substanzlos und beschäftigen sich weniger mit den Inhalten als der Person. Das ist schade.

    Lesenswert scheint mir allerdings dieser hier zu sein: https://pisaversteher.com/2016/11/01/spitzer-und-anti-spitzer/

    Mit besten Grüßen aus der Dunkelheit der Höhle vor dem Sonnenaufgang

    Chris Hodges

  14. Sehr geehrter Herr Dueck, ich denke es müsste erst einmal gesagt werden was denn „Hohe Bildung“ sein soll. Für manchen schon 1+1 und den eigenen Namen richtig schreiben können. Ich bin in diesem Jahr 65 geworden. Nach meiner Schulzeit (DDR) habe ich mal mehr mal weniger intensiv für meine Tätigkeiten studiert und in Abendschulen Lehrgänge besucht und viel mir selbst Wissen angeeignet. In diesem Jahr habe ich durch meine neue Tätigkeit als Geschäftsführer einer kleinen Friseur- und Kosmetikkette (5 Salons) 30 Frauen erkennen müssen, dass ich keine HOHE BILDUNG habe. Spitzer, Hüther, Dueck, Birkenbiehl und andere mehr inspirieren mich so sehr und dafür bin ich Ihnen allen dankbar. (Kaufe Ihre Bücher … und schaue Ihre YouTube #s ) Für mich sind sie alle wie Frau Birkenbiehl sagte ein großes Warenhaus. Was mir gefällt nehme ich, den Rest lasse ich liegen. Herr Dueck ich befolge ihre Aufforderung. „TUE ES“ und rede nicht so viel. Und es macht riesigen Spass.
    Wenn Hohe Bildung das Gehirn angreift, stimmt das auch bei Menschen, die in der Politik sind, Manager, die Dieselfahrzeuge produzieren lassen …. Manager die Lebensmittelskandale verursachen, Apotheker, die Medikamente manipulieren, … Doping, Steuerhinterziehung. Möglicherweise alles Menschen mit HOHER BILDUNG
    Also ich fühle wohl mit MEINER BILDUNG

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